Dortmunds Serie hält auch gegen den HSV

Von Stefan Moser / Oliver Wittenburg
Hamburgs Piotr Trochowski (l.) im Zweikampf mit Dortmunds Patrick Owomoyela
© Getty

Borussia Dortmund gewinnt gegen den Hamburger SV verdient mit 2:0 (1:0) und feiert damit den fünften Sieg in der Bundesliga in Folge.

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Vor 80.522 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park in Dortmund brachte Sebastian Kehl den BVB in der 32. Minute nach starker Vorarbeit von Nuri Sahin mit 1:0 in Führung. In der Schlussminute stellte Alexander Frei per Elfmeter den Endstand her. Kevin-Prince Boateng war zuvor von Michael Gravgaard gefoult worden.

Mit 49 Punkten hält Dortmund damit weiterhin Sichtkontakt zu den internationalen Plätzen. Hamburg (54) fällt in der Tabelle auf Platz fünf zurück.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Der BVB geht mit der gleichen Mannschaft an den Start wie beim 2:0-Sieg in Bochum. Beim HSV fehlen Petric (Schienbeinverletzung), Jansen (Rippenprellung) und Alex Silva (private Gründe). Guerrero gibt heute die einzige Spitze, Olic sitzt nur auf der Bank.

3.: Gute Chance für den HSV. Pitroipa spielt schön Doppelpass mit Guerrero, dringt über halbrechts in den Strafraum ein und zielt mit Vollspann aufs kurze Eck. Ein Meter drüber, aber ein guter Ansatz.

14.: Tor für Dortmund - allerdings aus Abseitsposition. Hajnal schießt aus dem Hintergrund, Rost lässt prallen, aber beim Schuss von Dortmunds Spielmacher standen vier Schwarz-Gelbe im Abseits. Unter anderem "Torschütze" Valdez.

22.: Spielerisch kommt Dortmund nicht durch, deshalb hält Subotic mal aus 25 Metern drauf. Der Ball ditscht auf die Latte. Sensationeller Schuss. Rost guckt nur hinterher.

32., 1: 0, Kehl! Traumzuspiel von Sahin aus dem Mittelfeld: Der Türke überlupft die Hamburger Abwehrkette, der Ball kommt genau in den Lauf von Kehl, der direkt mit der Innenseite schießt und Rost aus sieben Metern tunnelt.

57.: So etwas wie eine Chance für den HSV. Boateng flankt aus dem rechten Halbfeld, Guerrero köpft mustergültig aus elf Metern, aber der Ball landet genau in den Armen von Weidenfeller.

62.: Gute Aktion des ohnehin bärenstarken Sahin. Schickt mit einem Haken Tavares ins Leere und zieht aus gut 20 Metern mit seinem schwächeren rechten Fuß ab. Zwei Meter vorbei, aber nicht schlecht.

89.: Elfer für Dortmund. Gravgaard legt Boateng. Kann man geben.

90., 2:0, Frei! Das war's dann. Frei verlädt Rost und trifft links oben. Die Entscheidung.

So lief das Spiel: Flotte Anfangsphase, in der überraschenderweise der HSV das Tempo diktierte. Trotz des bitteren Pokal-Aus' wirkten die Gäste frischer, aggressiver, spielfreudiger und dominierten die Partie. Dortmund brauchte knapp 20 Minuten, um ins Spiel zu kommen, setzte dann aber immer wieder sehr gefährliche Nadelstiche. Den schönsten davon schloss Kehl zum 1:0 ab. Insgesamt eine offene und unterhaltsame erste Hälfte.

Nach der Pause hatte Hamburg dann doch deutlich mit den schweren Beinen zu kämpfen. Der BVB stand tief und konterte gefährlich. Beim HSV dagegen fehlten nun das Tempo und das Überraschungsmoment. Mit den Flanken aus dem Halbfeld hatte die starke Dortmunder Abwehr wenig Mühe. Und hätte der BVB die eigenen Konter konsequenter zu Ende gespielt, wäre auch ein höherer Sieg drin gewesen.

Star des Spiels: Nuri Sahin. Gegen Hamburg der Motor im Spiel der Gastgeber. Der 20-Jährige hat in der Halbposition der Dortmunder Raute offenbar seine optimale Rolle gefunden: Die mangelnde Grundschnelligkeit kompensiert er durch gedankenschnelles Stellungsspiel und eröffnet nach Ballgewinn immer wieder aus der Tiefe das Spiel mit schnellen und präzisen Zuspielen in die Spitze. Bereitete per Zuckerpass auch das 1:0 für Kehl vor. Arbeitete sehr konzentriert und diszipliniert in der Defensive.

Gurke des Spiels: Piotr Trochowski. War bemüht, wirkte aber unkonzentriert, fahrig und platt. Verlor viele Zweikämpfe und lief sich immer wieder in der vielbeinigen BVB-Abwehr fest. Auch seine sonst so gefährlichen Standards blieben harmlos.

Die Lehren des Spiels: Der fünfte BVB-Sieg in Folge war beleibe kein Zufall. Dortmund wirkte auch gegen Hamburg sehr homogen und stimmig. Sehr sicher in der Defensive um den bärenstarken Neven Subotic, sehr zielstrebig und griffig im Spiel nach vorne.

Mit der Rückkehr der Verletzten hat Trainer Jürgen Klopp nun offensichtlich das richtige Personal für das richtige System: Die Raute im Mittelfeld wirkt ausgeglichen und gut organisiert. Die einzelnen Spieler erfüllen ihre Rollen perfekt, bringen ihre individuellen Stärken ins Spiel ein und verhalten sich durch die Bank taktisch extrem diszipliniert. Dazu agierte der BVB nach den jüngsten Erfolgen sehr souverän, klug und selbstbewusst.

Beim HSV war die Frage, wie das Team das bittere Pokal-Aus und die 120 Minuten in den Knochen verkraften würde. Zu Beginn wirkte Hamburg auch extrem engagiert, aggressiv und versuchte, aufs Tempo zu drücken.

Nach dem Rückstand aber wurden die Beine von Minute zu Minute schwerer: Über 60 Prozent der Zweikämpfe gingen verloren, im Spiel nach vorne fehlte vor allem die geistige Frische. Bitter für die Hamburger, zumal die Konkurrenz für sie spielte.

So aber rutscht die Elf von Martin Jol auf Platz fünf ab und muss aufpassen, nicht in ein gefährliches Stimmungstief zu rutschen: Die Beine schwer, die Köpfe leer, die Titelträume gedämpft. Hamburg braucht möglichst schnell wieder ein Erfolgserlebnis, um nicht in eine unangenehme Negativspirale zu geraten.

Einfachstes Gegenmittel: Den Saisonverlauf mit den ursprünglichen Zielen vergleichen. Im Sommer lautete die Vorgabe "internationaler Wettbewerb". Nur weil nun Hamburg auch in der Schlussphase der Saison noch von drei Titeln träumen durfte, wäre das (über die Erwartungen hinaus) erfolgreiche Jahr auch dann nicht vollkommen verkorkst, wenn Hamburg am Ende leer ausgehen sollten. Zudem ist der Zug ja noch keineswegs abgefahren: weder in der Meisterschaft - und erst recht nicht im UEFA-Cup.

Dortmund - Hamburg: Daten & Fakten