Grafite stürzt den HSV

Von Haruka Gruber / René Scheufen
Marcell Jansen (r.) war noch einer der besseren Hamburger gegen Wolfsburg
© Getty

Der VfL Wolfsburg hat mit einem 3:1 (2:0) beim Hamburger SV den Aufwärtstrend bestätigt und mischt plötzlich mit im Meisterrennen.

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Vor 57.000 Zuschauern in der HSH-Nordbank-Arena erzielten Grafite (12., 24.) und Edin Dzeko (75.) die Tore für den VfL, Paolo Guerrero gelang der zwischenzeitliche Anschlusstreffer (73.).

Wolfsburg ist nach dem vierten Sieg in Folge Vierter, der HSV liegt auf Rang zwei.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Hamburg fehlen Boateng und Benjamin gesperrt. Dafür sitzt Petric nach Rot-Sperre auf der Bank. Ähnlich bei Wolfsburg: Der VfL muss auf Spielmacher Misimovic (Gelb-Sperre) und Riether (Innenbanddehnung) verzichten, Grafite feiert dagegen nach seiner Knie-Verletzung sein Comeback.

2.: Olic zieht nach guter Vorarbeit von Guerrero vom Sechzehner ab, doch Lenz pariert glänzend

11.: Flanke von links, Aogo zerrt an Dzeko und zieht ihm fast das Trikot aus, logische Folge: Elfmeter!

12., 0:1, Grafite: Rost springt nach links, Grafite schießt nach rechts. Klare Sache.

21.: Der starke Jansen setzt sich auf der linken Seite gegen Pekarik durch und bringt die Flanke auf Olic am ersten Pfosten. Der Kroate kommt vor Barzagli an den Ball, nimmt die Kugel volley, aber Lenz verhindert den Ausgleich mit seiner zweiten Glanztat.

24., 0:2, Grafite: Traumkombination: Gentner im Fallen (!) mit einem Zuckerpass auf Schäfer, der sich gegen Demel durchsetzt und von der Grundlinie auf Grafite zurücklegt. Der Brasilianer schiebt den Ball aus neun Metern überlegt ein.

30.: Demel hat sich beim 0:2 am Oberschenkel verletzt, Streit kommt. Alex Silva rückt auf die Rechtsverteidiger-Position.

35.: Nach Flanke von Gentner hält Trochowski Dejagah im Strafraum fest und hindert ihn am wahrscheinlichen 3:0. Schiri Winkmanns Pfeife bleibt aber stumm. Fehlentscheidung!

36.: Nach einer Freistoßflanke durch Trochowski von links nimmt Olic den Ball per Rückzieher an. Doch der Ball geht knapp am linken Pfosten vorbei.

73., 1:2, Guerrero: Erster guter Spielzug der Hamburger in der zweiten Hälfte. Langer Pass auf Petric, der mit dem Kopf klug auf Alex Silva ablegt. Der Brasilianer passt mit viel Übersicht Guerrero, der aus zwölf Metern einnetzt.

75., 1:3, Dzeko: Madlung mit einem Traumpass in die Gasse auf Gentner, der flach in die Strafraummitte spielt, wo Dzeko frei steht und zum 3:1 einschiebt.

So lief das Spiel: Die ersten zehn Minuten warteten beide Teams ab, nach Wolfsburgs Führung entwickelte sich aber ein Spiel auf hohem Niveau. Hamburg wollte über die starken Jansen und Olic ein Tor regelrecht erzwingen, der VfL hingegen spielte abgeklärt und effizient.

Nach der Pause nahm das Tempo jedoch merklich ab, weil der HSV nach zwei Auswechslungen die Linie verlor und Wolfsburg nicht mehre als nötig machte, um die Führung zu halten. Als beim HSV nach dem überraschenden Anschlusstreffer Hoffnung aufkeimte, schlug Wolfsburg eiskalt zurück und erzielte das 3:1. Die Entscheidung.

Der Star des Spiels: Grafite. Nur 18 Ballkontakte. Nur 3 von 7 Zweikämpfen gewonnen. Null Torschussvorlagen. Aber auch: im 13. Saisoneinsatz seine Treffer 13 und 14. Herausragend seine Quote, herausragend seine Abgeklärtheit vor dem Tor.

Dabei war der Brasilianer nach seiner Knie-Verletzung nicht in der besten Verfassung und musste kurz nach der Halbzeit ausgewechselt werden. Umso beeindruckender seine Leistung.

Die Gurke des Spiels: Piotr Trochowski. Eine höchst mittelmäßige Vorstellung des Nationalspielers. Begann das Spiel auf dem rechten Flügel und wurde vom linken Pendant Jansen klar in den Schatten gestellt. Nach Demels Verletzung wurde Trochowski ins zentrale Mittelfeld beordert und sollte das Spiel lenken. Die Betonung liegt auf "sollte". Denn die Partie lief mehr oder weniger an ihm vorbei, in der 71. Minute wurde er folgerichtig ausgewechselt.

Die Lehren des Spiels: Wolfsburg ist ein Titelkandidat. Punkt. In der Winterpause hat Magaths Team das größte Manko - die Auswärtsschwäche - ausgemerzt und feierte mit dem Erfolg in Hamburg den zweiten Sieg hintereinander auf fremdem Platz.

Imponierend vor allem die Offensivabteilung. Obwohl Misimovic fehlte und Grafite angeschlagen war, war die Spielanlage des VfL überaus ansehnlich. Neben Grafite stark: Gentner, der auf der linken Seite den verkappten Spielmacher mimte.

Der HSV spielte nicht wirklich schlecht. Vor allem in der ersten Halbzeit gab es vor allem über die linke Seite einige ansehnliche Kombinationen, doch die Hanseaten hatten eine große Schwäche: die mangelnde Chancenauswertung.

Hamburg - Wolfsburg: Daten und Fakten