Schalke besiegt Werder - Not schlägt Elend

Von Florian Bogner / Martin Hoffmann
Das 1:0: Höwedes reagiert schneller als Almeida (verdeckt) und köpft zur Schalker Führung ein
© Getty

Werder Bremen hat auch das zweite Spiel der Rückrunde verloren und bleibt in der Bundesliga nach 19. Spieltagen im Mittelmaß hängen. Beim Tabellennachbarn Schalke 04 setzte es eine 0:1 (0:0)-Niederlage.

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61.673 Zuschauer in der ausverkauften Veltins-Arena sahen ein schwaches Bundesliga-Spiel mit wenig Höhepunkten. Beiden Mannschaften war die Verunsicherung deutlich anzumerken. So musste eine Standardsituation zur Entscheidung herhalten: Benedikt Höwedes köpfte eine Freistoß-Flanke von Jefferson Farfan zum Tor des Tages ein (48.).

"In der ersten Halbzeit hat meine Mannschaft ihr Spiel gesucht. Im zweiten Durchgang haben wir dann direkt das Tor gemacht. Danach hatten wir das Quäntchen Glück, was uns zuletzt gefehlt hat", resümierte Schalke-Trainer Fred Rutten.

Schaaf: "In einer Szene nicht aufgepasst"

"Beide Mannschaften haben in der ersten Halbzeit sehr abwartend gespielt. Dann haben wir in einer Szene nicht aufgepasst und waren dann leider nicht in der Lage, unsere Chancen zu nutzen. Deswegen ist dieses Ergebnis so zustande gekommen", so das Fazit von Ruttens Gegenüber Thomas Schaaf.

Bremen, das ohne die gesperrten Diego und Claudio Pizarro auskommen musste, bleibt mit nur 26 Punkten Tabellen-Zehnter. Schalke feierte hingegen einen wichtigen Schritt in Richtung bessere Zeiten und steht mit 30 Zählern nur noch drei Punkte hinter einem UEFA-Cup-Platz.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Schalke wieder mit Jones, der seine Gelb-Rot-Sperre abgesessen hat. Kuranyi mit Trainingsrückstand zu Beginn abermals nur auf der Bank.

Werder mit drei Änderungen im Vergleich zum 1:2 gegen Bielefeld: Boenisch und Naldo sind in der Abwehr zurück, Baumann im defensiven Mittelfeld. Tosic, Vranjes und Niemeyer sitzen dafür draußen.

7.: Özil mit der Ecke von rechts. Bordon und Jones sind sich nicht einig, Naldo köpft aus sechs Metern knapp links vorbei.

21.: Knifflige Szene: Bordon arbeitet im Schalker Strafraum hart mit beiden Armen gegen Almeida. Schiedsrichter Drees lässt weiterspielen.

29.: Rosenberg mit Platz und Zeit, dann aber ein harmloser Flachschuss aus 20 Metern. Kein Problem für Neuer.

32.: Rakitic vernascht am linken Strafraumeck Özil und Rosenberg und zieht mit rechts ab. Wiese pariert im kurzen Eck. Starke Szene von beiden!

46.: Kuranyi darf jetzt auch mitspielen, Altintop ist für ihn in der Kabine geblieben.

48., 1:0, Höwedes: Klar, ein Standard. Farfan hebt den Ball rechts von der Sechzehnergrenze an den Fünfer. Almeida zu langsam, Höwedes hält die Stirn hin - 1:0. Zweites Saisontor.

54.: Dicke Möglichkeit für Werder. Özil mogelt sich durch drei Mann durch und steckt zu Rosenberg durch. Der Schwede versucht, das Leder ins lange Eck zu schießen, aber Neuer reagiert glänzend. Schaaf auf der Bank mit dem Götz-Zitat.

58.: Almeida legt im Schalker Strafraum per Kopf zurück auf Baumann, der aus 17 Metern volley direkt abzieht. Aber die Kugel fliegt meilenweit vorbei.

69.: Riesenchance: Freistoß Özil von rechts. Alle gucken zu, der Ball landet schließlich auf dem Schlappen von Naldo, der aus neun Metern den Ball in die Arme von Neuer legt.

81.: Gute Kontermöglichkeit für S04: Jones ist auf und davon, kann aber den Ball nicht kontrollieren und verliert an Fahrt. Trotzdem landet die Kugel bei Farfan, dessen Schuss aber abgeblockt wird.

85.: Nach einer Ecke landet die Kugel bei Almeida, der im Strafraum mutterseelenallein steht und volley abzieht. Aber Höwedes blockt den Ball in letzter Sekunde zur Ecke.

So lief das Spiel: Grausam nervöser und zögerlicher Start von beiden Mannschaften. Das Credo "bloß nicht verlieren" regierte fast jede Aktion. Bremens erster Schuss aufs Tor datierte aus der 29. Minute, Wiese musste gar erst nach 32 Minuten erstmals eingreifen. Die Gäste in der ersten halben Stunde optisch leicht überlegen, ohne Druck zu erzeugen. Danach Schalke mit mehr Linie, brachte aber kaum einen echten Spielaufbau zustande. Chancen ergaben sich so nur nach Standards oder Einzelaktionen.

Eben ein solcher Standard brachte die Hausherren kurz nach dem Wechsel dann auch in Führung. Bremen danach engagierter, aber himmelschreiend harmlos vor des Gegners Tor. Gefahr brachte eigentlich nur Naldo nach Freistößen, ansonsten rieben sich Rosenberg und Co. an den robusten Bordon und Höwedes auf. In der Schlussphase hatte Schalke ein paar Kontermöglichkeiten, die aber allesamt planlos hergeschenkt wurden.

Der Star des Spiels: Benedikt Höwedes. Das Schalker Eigengewächs macht Hoffnung in tristen Zeiten. Spielte hinten kompromisslos und ließ Rosenberg keine Schnitte, dazu mit dem Siegtor in des Gegners Strafraum. Einfach vorbildlich, der Junge.

Die Gurke des Spiels: Sebastian Boenisch. Gegen die Ex-Kollegen höchst übermotiviert, produzierte viele Ballverluste und war schon zu Beginn der zweiten Halbzeit nahe an der Gelb-Roten Karte. Müßig zu erwähnen, dass er auch den Freistoß vor dem 0:1 verschuldete. In der 65. Minute hatte Schaaf dann ein Einsehen, brachte Pasanen. Kurz zuvor hatte Boenisch seine beste Szene, als er ein einziges Mal eine Flanke in die Mitte brachte. Zu wenig.

Die Lehren des Spiels: Bremen konnte selbst gegen tief verunsicherte Schalker kein Kapital aus der individuellen technischen Überlegenheit schlagen und schlittert immer tiefer in den Morast der Mittelmäßigkeit.

Nach wie vor auffällig: Das Werder-Spiel krankt vor allem über die Flügel. Mit Tziolis und Frings auf den Mittelfeld-Halbpositionen sind die Außen nahezu wirkungslos, von Fritz und Boenisch kommen gegen einen Gegner im 4-3-3 kaum Impulse nach vorne.

So läuft viel zu viel durch die Mitte - ohne Diego und Pizarro fehlt aber das spielerische Moment. Almeida ist im Sturm bei flachen Zuspielen kein ernstzunehmender Anspielpartner. Özil hat lichte Momente - alleine seine Mitspieler gehen viel zu selten darauf ein.

Bei Schalke ist spielerisch nicht mehr geboten; dafür bleiben die Standards gegen jeden Gegner der Liga ein Faustpfand. Und da die Knappen-Defensive noch besser funktioniert als die der Hanseaten, ist Königsblau am Ende eben auch dieses eine Tor besser.

Schalke - Bremen: Daten & Fakten