Lothar Matthäus hat seine Kritik an der Ibiza-Reise einiger Spieler des FC Bayern München nach der Niederlage in Mainz erneuert.
"Gegen einen Abend in einer Münchner Disko hätte sicherlich keiner was gesagt, aber diese Aktion war unangebracht", schrieb Matthäus in seiner Sky -Kolumne: "Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hätten die Truppe nach einem 1:3 in Mainz niemals zwei Tage wegfliegen lassen."
Ein Großteil des Teams war am Samstag zu einem Kurztrip auf die Ferieninsel aufgebrochen . Laut Sportvorstand Hasan Salihamidzic war die Reise genehmigt. "Vergangene Woche haben uns die Spieler darüber informiert, dass sie die beiden trainingsfreien Tage in der Gruppe auf Ibiza verbringen möchten", sagte er auf Anfrage von Münchner Medien und fügte hinzu: "Wir haben das als teambildende Maßnahme akzeptiert."
Matthäus kann dieser Argumentation nicht folgen. "Für mich ist das keine Teambildung-Maßnahme, sondern eine Freizeitgestaltung einiger Profis. Allein am Umstand, dass nicht die ganze Mannschaft dabei und selbst der Kapitän daheim geblieben ist, kann man erkennen, dass es hier nicht um das Team geht. Denn sonst wären sie geschlossen verreist. Und außerdem steht nach dieser Saison fest, dass diese Bayern-Mannschaft einfach kein wirkliches Team ist", schrieb der 61-Jährige.
Laut Bild reisten Manuel Neuer, Thomas Müller, Kingsley Coman, Sven Ulreich, Dayot Upamecano und Bouna Sarr nicht mit nach Ibiza.
Endspurt-Pleiten: Verzerren die Bayern wirklich den Wettbewerb?
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Felix Magath regte sich nach dem 1:3 des FC Bayern in Mainz schon mal vorsorglich auf. Denn am kommenden Wochenende spielen die Münchner gegen Stuttgart - und könnten dafür sorgen, dass Magaths Hertha und Bielefeld Schwierigkeiten bekommen.
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"Der FC Bayern ist ja Meister, ich weiß nicht, ob er jetzt das Spielen eingestellt hat", sagte Magath zwei Spieltage vor Ende und legte angesichts des Ibiza-Urlaubs der Münchner nochmal bei Bild nach: "Ich würde so etwas auf jeden Fall nicht erlauben."
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Der FC Bayern und die vermeintliche Wettbewerbsverzerrung nach feststehenden Titelgewinnen - ein ewiges Thema. SPOX blickt auf die vergangenen zehn Titel des Abochampions. Meister und dann Luft raus?
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Die Saison 2012/13 war für die Bayern mit dem Triple eine historische. Die Meisterschaft war auf diesem Weg das geringste Problem. Schon am 28. Spieltag tüteten sie den Titel in Frankfurt ein - damals Rekord!
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Sechs Spiele waren danach also noch zu gehen - die Motivation der Bayern schien aber unverändert hoch zu sein. Von Wettbewerbsverzerrung keine Spur! Nürnberg, Hannover, Freiburg, Augsburg und Gladbach wurden geschlagen, gegen Dortmund gab es ein 1:1.
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Die Bayern hatten damals große Ziele vor Augen: Darunter neben den beiden Titeln in Pokal und Champions League auch der Punkterekord in der Bundesliga. 91 Zähler holten sie am Ende. Beeindruckend!
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Ein Jahr später wurde es noch ein bisschen absurder. Diesmal machten die Bayern am 27. Spieltag alles klar. Mit Handschuhen und Schals feierten sie vor der Gästekurve im Berliner Olympiastadion.
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Bis zu diesem Zeitpunkt holten die Bayern 25 Siege und zwei Unentschieden. Kein einziges Spiel ging verloren. Dann aber verlor das Team von Pep Guardiola ganz offensichtlich die Spannung. 3:3 gegen Hoffenheim, 0:1 in Augsburg, 0:3 gegen Dortmund!
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"Die Bundesliga ist für uns vorbei", kündigte Guardiola vor der Niederlage bei Augsburg an: "Unser Ziel ist die Champions League." Es folgten viel Kritik und ein deutliches Aus im Halbfinale gegen Real Madrid. Ein schwerwiegender Kommunikationsfehler?
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Auch 2015 wurden die Bayern frühzeitig Meister. Am 30. Spieltag schlugen sie Hertha BSC mit 1:0, am Tag darauf verlor der Konkurrent aus Wolfsburg mit 0:1 in Mönchengladbach - Titelgewinn auf der Couch! Lässig und locker.
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Lässig und locker ging man dann auch die Folgewochen an. 0:2 in Leverkusen, 0:1 daheim gegen den FC Augsburg und ein 1:2 in Freiburg - Bayern ging frühzeitig in Urlaub. Den FCA hat es gefreut.
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Am Ende der Saison standen die Augsburger auf Platz fünf der Bundesliga-Tabelle - einen Punkt vor Schalke 04, drei vor dem BVB. Mit schlechterem Torverhältnis. Bayerns Rache an Dortmund für das Aus im Pokal-Halbfinale?
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Auch woanders war man sauer: "Ich bin sehr enttäuscht darüber, wie die Bayern die Punkte zuletzt hergeschenkt haben", sagte Wolfsburgs Klaus Allofs damals. Auch Freiburg profitierte beinahe vom Sieg gegen Bayern, stieg dann aber doch knapp ab.
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2016 gab es für die Mannschaft von Pep Guardiola nicht so viel Zeit, um den Wettbewerb zu verzerren. Erst am 33. Spieltag glückte der Titelgewinn mit einem 2:1 beim FC Ingolstadt, weil Dortmund unter Tuchel lange Schritt hielt.
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Am letzten Spieltag ging es daheim gegen Hannover 96 um nichts mehr. Die Niedersachsen waren bereits abgestiegen. Die Münchner gewannen dennoch mit 3:1. Dementsprechend gab es zum Abschied Guardiolas auch keine Vorwürfe an den FC Bayern.
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2017 machten es die Bayern mal andersherum: Erst eine Schwächelphase und dann der sichere Titel. In Hoffenheim (0:1), Leverkusen (0:0) und gegen Mainz 05 (2:2) ließen die Münchner Punkte liegen, dann holten sie mit einem 6:0 über Wolfsburg den Titel.
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Nach 26 Spielen standen die Bayern aber schon 13 Punkte vor RB Leipzig. Durch die Niederlage gegen Hoffenheim und den darauffolgenden 4:1-Sieg gegen Dortmund machten sie dem BVB das Leben abermals schwer.
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Mainz hätte ohne den Punkt in München Relegation spielen müssen. Große Diskussionen gab es damals aber nicht. Bayern war zu diesem Zeitpunkt schließlich noch nicht Meister. Clever, Herr Ancelotti!
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Die Saison 2017/18 begann für die Bayern wenig erfolgsversprechend - Ancelotti musste sogar gehen. Mit Jupp Heynckes cruisten die Münchner dann aber erneut locker zum Titel. Am 29. Spieltag besiegten sie Augsburg auswärts mit 4:1 - und holten die Schale.
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Einen nennenswerten Eingriff in den Wettbewerb gab es zunächst nicht, sechs deutliche Siege folgten - unter anderem ein 6:0 gegen den BVB. Am letzten Spieltag verloren die Bayern aber mit 1:4 daheim gegen Stuttgart.
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Der VfB verdrängte Eintracht Frankfurt auf Platz acht in der Bundesliga - dem theoretischen Ticket für die Europa League. Doch nichts da: Die SGE ließ Bayern spüren, was sie davon halten, gewann das Pokalfinale und holte sich damit den EL-Platz zurück.
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2019 mussten die Bayern zu lange zittern, um irgendetwas verzerren zu können. Unter Trainer Niko Kovac sind die Münchner extrem schlecht in die Saison gestartet, hatten zwischenzeitlich neun Punkte Rückstand auf Dortmund.
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Am letzten Spieltag gewannen die Bayern mit 5:1 gegen Eintracht Frankfurt und wurden mit zwei Punkten Vorsprung Meister. Profiteure gab es mit Gladbach (3:0), Hertha (2:0), Augsburg (1:1), Freiburg (1:1) und Düsseldorf (3:3) diesmal in der Hinrunde.
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Auch 2020 ließen sich die Bayern nichts zu Schulden kommen. Im Gegenteil: Unter Hansi Flick gewannen sie seit dem 15. Spieltag nur ein Spiel nicht: Beim 0:0 gegen RB Leipzig. Wettbewerbsverzerrung? Keine Spur!
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Bayern wurde am Ende mit 13 Punkten Vorsprung Meister, erledigte seine Aufgaben aber souverän. Mit dem 1:0-Sieg beim späteren Fast-Absteiger Werder Bremen machte der FCB am 32. Spieltag alles klar.
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Das Saisonfinale 2021 bot schon wieder mehr Potenzial zur Reibung. Am 27. Spieltag wurden die Bayern zwar nicht Meister, aber sie besiegten ihren Verfolger RB Leipzig mit 1:0. Am Spieltag danach holte Union ein 1:1 in der Münchner Arena.
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Ein paar Spieltage später besiegte Mainz 05 die Bayern mit 2:1 und auch der SC Freiburg durfte am 33. Spieltag ein 2:2 gegen den Meister feiern - die Konsequenzen waren allerdings überschaubar.
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Union qualifizierte sich durch den Punkt in München für die Conference League - allerdings vor der feststehenden Meisterschaft des FCB. Bayern stolperte am Ende also ohne große Einflussnahme. Glück gehabt!
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Und in dieser Saison? Die 1:3-Niederlage in Mainz wird nur geringfügigen Einfluss auf die Bundesliga haben. Die Nullfünfer stehen im Niemandsland der Tabelle und kämpfen nur noch um den einen oder anderen Euro, den es bei einer besseren Platzierung gibt.
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Entscheidend wird die Leistung gegen den VfB Stuttgart sein. Magaths Vorwürfe konterte Julian Nagelsmann bereits. "Das ist sehr clever von ihm. Das wird er nicht ganz uneigennützig machen", sagte er genervt.
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Stuttgarts Sven Mislintat entgegnete der Hertha, dass sie es "selbst in der Hand" hätten und Bayern nicht brauchen würden. Ein Punktverlust der Bayern hätte dennoch ein starkes Geschmäckle. Reißen sich die Ibiza-Urlauber rechtzeitig zusammen?
Matthäus nimmt Nagelsmann in Schutz Matthäus, der die Reise schon am Sonntag kritisiert hatte, nahm indes Trainer Nagelsmann, der dem Team schon vor der Niederlage in Mainz zwei trainingsfreie Tage gewährt hatte, in Schutz.
"Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Julian Nagelsmann diesen Ausflug gerne gestrichen hätte. Aber es wäre für ihn sehr riskant gewesen, hier ein Machtwort zu sprechen ohne danach einen Großteil der Kabine zu verlieren", schrieb Matthäus. "Zwischen der Autorität eines jungen Bayern-Trainers, der noch nicht allzu viele Erfolge vorzuweisen hat und dem Verlust an Ansehen und Respekt in der Mannschaft, ist es ein sehr schmaler Grat."
Stattdessen hätte der Klub seiner Meinung nach aktiv werden und nach der Pleite in Mainz die "sogenannte Teambuilding-Maßnahme" streichen müssen.