Ex-Bayern-Star Mehmet Scholl: So half mir Uli Hoeneß aus einer Lebenskrise

Von SPOX
Für Mehmet Scholl war Uli Hoeneß "der letzte Freund" in München.
© imago images / MIS

Der frühere Bayern-München-Star Mehmet Scholl (50) hat verraten, wie der damalige Manager Uli Hoeneß ihm 1996 in seiner schwersten Saison beim FCB als "letzter Freund" zur Seite stand. Außerdem erklärte er, wie es in der Bayern-Kabine zugeht - und warum er sich einen denkwürdigen verbalen Schlagabtausch mit Stefan Effenberg lieferte.

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"Ich habe mich scheiße verhalten, war respektlos den Menschen gegenüber, bin nachts um die Häuser gezogen, mir war alles wurscht. Und Bayern wollte mich Ende 1996 eigentlich loswerden", erzählt Scholl im Bild-Podcast "Phrasenmäher". In diesem Jahr zerbrach Scholls Ehe, außerdem lief es für ihn beim FC Bayern nicht rund. Die Seele sei "erkrankt" gewesen, so Scholl.

Ende 1996 wurde "Uli Hoeneß der entscheidende Mann - er hat mir quasi mitgeteilt, dass ich gerade meinen letzten Freund bei Bayern verliere", erinnert sich Scholl: "Er war der Letzte, der wirklich zu mir gehalten und mich verteidigt hat - aber er hat mir auch wirklich die Ohren heiß gemacht: Wenn ich so weitermache, kann ich mir einen neuen Verein suchen."

Hoeneß habe "nicht bei anderen für mich kämpfen müssen, das musste ich schon selber", betont Scholl rückblickend. "Ich musste selber mein Verhalten verändern, das habe ich gemacht. Dann bin ich gesund geworden und habe auch wieder gut gespielt. So hat sich alles aufgelöst."

1996 gewann der FC Bayern den UEFA-Cup, "obwohl es im Team nicht wirklich gestimmt hat. Wir waren untereinander zerstritten. Wir haben den Pokal holt, und keiner weiß warum. Das war eigentlich nicht möglich", so Scholl.

Scholl: Bayern-Spieler brauchen Schlagfertigkeit

Für Hoeneß war Scholl rückblickend aber kein sehr großer Spieler, da ihm das Machtstreben gefehlt hätte. Scholl stimmt dieser Einschätzung zu: "Ich kannte meine Rolle, das war halt keine Führungsrolle. Und da hat der Uli komplett Recht." Grund dafür seien vor allem Stefan Effenberg und Oliver Kahn gewesen. Beide "haben eine Aura, die schon Macht verströmt. Und dann komme ich als - sag ich mal - freigeistig Denkender, eher Kreativer. Ja, dagegen kommst du nicht an."

Um sich im Staraufgebot der Bayern behaupten zu können, habe man eine gewisse Schlagfertigkeit gebraucht: "Ich bin ja Gott sei Dank relativ schnell in der Birne, und mir ist immer etwas Gutes eingefallen", sagt Scholl. "Wenn du da wackelst, wenn du denen gegenüberstehst und die packen dich - also nicht körperlich, sondern verbal -, dann muss dir schnell etwas einfallen."

Scholl über Effenberg: "... selber einen wedelt"

Er nannte hierfür auch ein Beispiel. So habe ihm Effenberg einmal zugeraunt: "'Weißt du, es gibt Menschen, die führen andere. So wie mich. Und dann gibt's Menschen, die laufen denen hinterher. Solche wie dich.'" Ich habe geantwortet: 'Ist jetzt noch nicht geklärt, wer glücklicher in seiner Rolle ist - der, der sich täglich auf sich selber einen wedelt. Oder der, der weiß, wer er ist.' Wenn mir das nicht eingefallen wäre, bist du bei den Kollegen unten durch, wenn du da nichts sagst und einsteckst."

Scholl schaffte in München schließlich die Wende und blieb den Bayern bis 2007 treu. "Am meisten gefreut hat mich, diesen Turnaround zu schaffen", verrät Scholl. "1996 war ich kaputt und sollte verkauft werden." Bis zu seinem Karriereende in München habe er schließlich "ganz viel Liebe von den Menschen bekommen".

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