Mit Leroy Sane und ohne Kai Havertz: So sieht der neue FC Bayern München aus

Leroy Sane steht offenbar vor einem Wechsel zum FC Bayern, Kai Havertz genießt hingegen nicht höchste Priorität bei den Münchnern.
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Der neue FC Bayern nimmt Formen an. Während fast alle Vereine ihre Personalplanungen auf Eis gelegt haben, um die wirtschaftlichen Konsequenzen der Corona-Pandemie abzuwarten, schafft der deutsche Rekordmeister seit Wochen Fakten.

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Mit Trainer Hansi Flick und Thomas Müller wurde bereits verlängert und auch die Einigung mit David Alaba und Thiago über eine weitere Zusammenarbeit gilt als sicher. Zudem rückt ein Transfer von Topkandidat Leroy Sane immer näher. Der Stürmer von Manchester City will nach München wechseln, laut Sport Bild gibt es sogar eine Übereinkunft zwischen beiden Seiten über einen Fünfjahresvertrag.

Leroy Sane zum FC Bayern: Es geht noch um die Ablöse

Offen ist allerdings die Höhe der Ablösesumme für Sane, der noch bis 2021 an Manchester City gebunden ist. Aufgrund des in einem Jahr auslaufenden Vertrags, Sanes neunmonatiger Pause nach einem Kreuzbandriss und des durch den Virus zusammengebrochenen Transfermarkts gehen die Bayern von einer deutlich niedrigeren Summe als den im vergangenen Sommer gehandelten 100 Millionen Euro plus x und haben angeblich ein erstes Angebot über nur noch 40 Millionen Euro hinterlegt.

Eine Einigung zwischen 50 und 60 Millionen Euro scheint aber möglich, da City wegen der Financial-Fairplay-Vorgaben einerseits Einnahmen benötigt, andererseits so mindestens die 2016 an Schalke 04 für den Stürmer gezahlte Summe von 50 Millionen Euro wieder hereinholen würde.

Einzige vakante Stelle ist die des Rechtsverteidigers. Der im Winter ausgeliehene Alvaro Odriozola von Real Madrid konnte in München nicht überzeugen und wird nach der Saison zu Real Madrid zurückkehren. Da Benjamin Pavard auf Dauer lieber in der Innenverteidigung und Joshua Kimmich im Mittelfeld spielen wollen, soll hier wenigstens ein gelernter Außenspieler kommen. Hoch gehandelt wird der erst 19 Jahre alte US-Amerikaner Sergino Dest von Ajax Amsterdam, dem man eine ähnliche Entwicklung wie Alphonso Davies zutraut. Erfahrener, aber auch deutlich teurer wären die ebenfalls genannten Achraf Hakimi (Borussia Dortmund) und Benjamin Henrichs (AS Monaco).

Mit den beiden Personalien wären die selbst erklärten Vorgaben von Sportdirektor Hasan Salihamidzic erfüllt. "Wir wollen uns mit einem Toptalent aus Europa verstärken und auch einen internationalen Star nach München bringen, der die Qualität unserer Mannschaft hebt und der Mannschaft hilft, unseren Zuschauern ergebnisstarken und attraktiven Fußball zu bieten", hatte der künftige Sportvorstand angekündigt.

FC Bayern: Havertz und Upamecano haben keine Priorität mehr

Daher sollen die Bemühungen um Kai Havertz und Dayot Upamecano aktuell keine Priorität mehr besitzen. Beide Spieler bleiben zwar ein Thema, sind den Bayern aber momentan zu teuer. Bei Havertz hofft Bayer Leverkusen nach wie vor auf 80 bis 100 Millionen Euro Ablöse, Upamecano hat bei RB Leipzig laut übereinstimmenden Berichten eine Ausstiegsklausel von 60 Millionen Euro.

Leroy Sane steht offenbar vor einem Wechsel zum FC Bayern, Kai Havertz genießt hingegen nicht höchste Priorität bei den Münchnern.
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Leroy Sane steht offenbar vor einem Wechsel zum FC Bayern, Kai Havertz genießt hingegen nicht höchste Priorität bei den Münchnern.

Zwar sollen die Sachsen angeblich bereit sein, den Verteidiger aufgrund seines 2021 endenden Vertrags auch für weniger Geld abzugeben, aber offenbar plant der FCB stattdessen wieder mit Jerome Boateng, dessen schon mehrfach kurz bevorstehender Abschied eigentlich im Sommer erwartet worden war. "Mein Vertrag in München läuft noch bis 2021. Unter Trainer Hansi Flick kann ich mir vorstellen, ihn zu erfüllen", sagte der 31-Jährige der Sport Bild. "Ich verdanke Hansi Flick sehr viel. Wäre er nicht jetzt Trainer, wäre ich vielleicht nicht mehr beim FC Bayern."

Der Nachfolger von Niko Kovac, der als Co-Trainer der Nationalmannschaft mit Boateng, Müller und Manuel Neuer 2014 Weltmeister wurde, ist anscheinend der Schlüssel im bayerischen Personalpuzzle, das sich langsam zu einem relativ klaren Bild fügt.

Tor: Neuer ist die klare Nummer Eins

Kapitän Neuer ist als einziger Stammspieler noch ein gutes Stück von einer vorzeitigen Verlängerung entfernt. Aber beide Seiten wollen über 2021 hinaus weitermachen und selbst ohne baldige Einigung würde der Keeper nicht in diesem Sommer den Verein verlassen. Bei Flick ist Neuer ohnehin die klare Nummer Eins.

Dahinter wird sich Neuzugang Alexander Nübel, der eine Ausleihe kategorisch ausgeschlossen hat, mit der Rolle als Ersatzmann und Teilzeitkraft begnügen müssen. Gut möglich, dass die bisherige Nummer zwei Sven Ulreich daher die Bayern nach fünf Jahren verlassen wird. Bei Hertha BSC sucht der neue Trainer Bruno Labbadia, mit dem Ulreich einst erfolgreich beim VfB Stuttgart zusammenarbeitete, einen neuen Stammtorhüter. Junioren-Nationaltorwart Christian Früchtl soll zudem ausgeliehen werden, als Favorit gilt momentan der SC Paderborn.

Manuel Neuer soll beim FCB verlängern.
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Manuel Neuer soll beim FCB verlängern.

Abwehr: Flick hat die Qual der Wahl

Wenn Boateng bleibt und ein neuer Rechtsverteidiger kommt, hat Flick die Qual der Wahl. Vor Corona war die Viererkette mit Pavard und Davies außen sowie Boateng und Alaba innen gesetzt. Doch auch die wiedergenesenen Niklas Süle und Lucas Hernandez werden auf ihre Einsätze drängen. Der Coach wird daher vermutlich immer wieder rotieren, um allen Spielanteile zu geben und Pavard auch im Zentrum und Alaba links verteidigen lassen.

Mittelfeld: Leon Goretzka als erste Alternative

Aktuell haben Kimmich, Thiago und Müller die Nase vorn, erste Alternative ist Leon Goretzka. Philippe Coutinho wird hingegen nach Ablauf seiner Leihe zum FC Barcelona zurückkehren. Zudem können Javi Martinez und Corentin Tolisso den Klub bei entsprechenden Angeboten verlassen.

Dem Spanier Martinez, der keine realistischen Aussichten auf einen Startplatz hat, würde man keine Steine in den Weg legen. Ex-Klub Athletic Bilbao ist schon seit längerem interessiert. Tolisso, der wegen einer Knöcheloperation rund drei Monate pausieren muss, soll bei Inter Mailand ein Thema sein. Möglich scheint auch ein Tauschgeschäft mit Ivan Perisic. Ansonsten könnte die Leihe des vielseitigen Kroaten, der im Mittelfeld und im Angriff eingesetzt werden kann, auch um eine Saison verlängert werden.

FC Bayern: Die Einsatzzeiten der Mittelfeldspieler in der Saison 2019/20

SpielerEinsätzeMinutenToreAssists
Joshua Kimmich36310848
Thiago32250832
Philippe Coutinho32203698
Corentin Tolisso24135935
Leon Goretzka23118756
Javi Martinez18897--
Michael Cuisance446--
Sarpreet Singh18--

Sturm: Sane und Lewandowski gesetzt

Kommt Sane, wäre der 24-Jährige in der Offensive ebenso gesetzt wie Torjäger Robert Lewandowski. Dritter Mann wäre vermutlich Serge Gnabry, erster Backup Kingsley Coman. Zudem könnten Perisic, Müller und auch Davies ebenfalls auf den Flügeln spielen. Und Youngster Joshua Zirkzee wäre eine Option, wenn Lewandowski geschont werden soll - falls der Niederländer nicht doch verliehen wird.

Insgesamt wird Flick wie schon in den ersten Monaten angedeutet ähnlich wie sein Vorbild Jupp Heynckes auf Grundlage einer Stammformation immer wieder rotieren, um die zweite Reihe bei Laune zu halten und seinen Spielern ausreichend Verschnaufpausen zu verschaffen.

Das Problem des vergleichsweise kleinen Kaders würde Flick durch Hinzunahme von Talenten wie Oliver Batista-Meier, Bright Arrey-Mbi, Lars-Lukas Mai, Sarpreet Singh, Leon Dajaku sowie den nominellen Profis Fiete Arp und Michael Cuisance kompensieren. Damit könnte auch das erklärte Ziel erreicht werden, endlich wieder Akteure aus dem eigenen Nachwuchs fest in der ersten Mannschaft zu etablieren.

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