FC Bayern - Kommentar zu Hansi Flick: Bayern hat sich nicht für einen bequemen Trainer entschieden

Hansi Flick hat seinen Vertrag beim FC Bayern verlängert.
© getty

Hansi Flick hat sich die Vertragsverlängerung beim FC Bayern schon lange verdient, für den Verein war dies schon vor der Coronakrise klar. Dass erst jetzt Vollzug gemeldet werden konnte, spricht dafür, dass Flick gut verhandelt hat. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Filippo Cataldo.

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Hansi Flick hätte es sich leicht machen können. Bereits am 25. Februar, als das Coronavirus zwar schon dabei war, den Landkreis Heinsberg lahmzulegen, im deutschen Fußball aber noch nicht einmal unflätige Plakate gegen Dietmar Hopp für Schnappatmung sorgten (das folgte erst wenige Tage später), hätte Hansi Flick für Zukunftssicherheit sorgen können.

Nach dem 3:0 im Champions-League-Achtelfinalhinspiel beim FC Chelsea, einen Tag nach Flicks 55. Geburtstag, hatte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ihm ja bereits öffentlich einen Kugelschreiber hingehalten zur baldigen Vertragsverlängerung.

Flick hatte sich das Treuebekenntnis der Bosse natürlich längst verdient, als der Ball noch rollte. 18 Siege in 21 Pflichtspielen und die Wiedereroberung des ersten Tabellenplatzes wären wahrscheinlich schon Argumente genug gewesen.

Vertragsverlängerung mit Flick logische Lösung

Wie schnell die Bayern unter der empathischen und klar strukturierten Führung Flicks aber wieder auftraten und spielten wie die Bayern, vertrieb auch die letzten Zweifel daran, ob der nette Hansi vielleicht nicht doch etwas zu nett sein könnte, wenn es irgendwann in diese Partien gehen würde, die ein früherer Trainer mal als Tod-oder-Gladiolen-Spiele bezeichnet hatte.

Nun, da sich lockere Sprüche über Leben und Tod noch mehr verbieten als sonst, ist Flicks Vertragsverlängerung aus Bayernsicht sogar die einzige logische Lösung.

In diesem Sommer, so viel dürfte bei aller Ungewissheit klar sein, wird nicht die Zeit sein für radikale Umbrüche oder teure Experimente im Kader und auf der Trainerbank. Dass es zumindest beim FC Bayern derzeit keinen 100-Millionen-Euro-Transfer geben wird, hat Rummenigge ja bereits angedeutet. "Das Coronavirus und die daraus resultierende weltweite Krise wird dazu führen, dass dieses 'Immer teurer, schneller, mehr' zumindest gestoppt wird", schrieb der Vorstandsvorsitzende im Klubmagazin 51.

Keiner kann aktuell sagen, ob diese Saison überhaupt zu Ende gespielt werden kann und falls ja, wann sie zu Ende gehen wird. Geschweige denn, wann die kommende Spielzeit beginnen könnte, wie viele Mannschaften daran teilnehmen würden und wie viele von ihnen ihre Verträge womöglich von einem Insolvenzverwalter unterschreiben lassen müssen.

Ein deutliches Zeichen an Müller, Neuer und Alaba

In unruhigen Zeiten schaffen womöglich nur Verlässlichkeit und ein gewisser Realitätssinn Sicherheit. Dinge, die Flick - neben seiner Loyalität - auszeichnen. Insofern ist die Vertragsverlängerung ein deutliches Zeichen an Thomas Müller, Manuel Neuer, Thiago und David Alaba, deren Verträge 2021 auslaufen und womöglich auch der Korkenzieher bei ihren Vertragsverhandlungen und auch bei potentiellen Neuzugängen (dass es gar keinen Transfermarkt mehr geben wird in diesem Sommer, ist ja auch noch nicht gesagt).

Doch Verlässlichkeit, Realitätssinn und Loyalität bedeuten nicht, dass die Bayern sich für einen bequemen Trainer entschieden haben.

Schon im Februar ließ sich Flick weder von symbolhaften Geburtstagsgeschenken vom Vorstand, noch von wertschätzenden Worten über seine Arbeit von allen Seiten beeindrucken: ein paar grundsätzliche Dinge mussten dann doch noch geklärt werden, ehe er fünfeinhalb Wochen später endlich seinen neuen Vertrag beim Rekordmeister unterschrieb.

Flick weiß genau, was er will

Flick weiß ganz genau, was er will und er hat kein Problem damit, seine Wünsche öffentlich zu äußern. Zuletzt forderte er etwa ein Vetorecht bei Transfers.

Nicht nur die bemerkenswert lange Vertragsdauer bis Ende Juni 2023 lässt darauf schließen, dass Joachim Löws früherer Co-Trainer gut verhandelt haben dürfte - und die Bayern nun einen mächtigen Trainer haben.

"Wir haben zusammen die Ausrichtung für die kommenden Jahre festgelegt. Ich bin sicher, dass wir gemeinsam viel erreichen können", ließ Flick nach seiner Unterschrift ausrichten. Dass der Coach künftig womöglich ein Wörtchen mitreden darf bei Transfers - bei Bayern eher ungewöhnlich - lässt auch die Aussage des designierten Sportvorstands Hasan Salihamidzic erahnen. "Hansi und ich wissen, in welche Richtung wir die Mannschaft entwickeln wollen", sagte er.

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