Kommentar zum FC Bayern: Das Kovac-Problem

Von Martin Volkmar
Niko Kovac steht beim FC Bayern unter Druck.
© getty

Trotz des glücklichen Last-Minute-Sieges im Pokal bleibt Bayern-Trainer Niko Kovac im Zentrum der Kritik. Das hat er sich vor allem selbst zuzuschreiben, weil keine Entwicklung erkennbar ist. Ein Kommentar.

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Bis kurz vor Schluss drohte dem FCB in Bochum eine heftige Blamage - dann sorgten Serge Gnabry und Thomas Müller durch ihre späten Tore für den glücklichen Sieg des haushohen Favoriten beim Tabellen-16. der 2. Liga.

Gleichwohl kann man nicht behaupten, dass Niko Kovac nun sicher im Sattel sitzt. Eher hat man den Eindruck, dass den Chefcoach derzeit nur die Ergebnisse retten. Ähnlich wie im Vorjahr lässt der Luxuskader des Rekordmeisters aktuell spielerisch fast alles vermissen, entsprechend groß ist der Frust beim erfolgsverwöhnten Anhang, bei dem sich große Teile mittlerweile gegen Kovac aussprechen.

Noch immer hat der Kroate allerdings zahlreiche Fürsprecher, vom einstigen Mitspieler Stefan Effenberg über seinen Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld bis hin zum gewichtigsten Unterstützer Uli Hoeneß. Nach ihrer Ansicht ist Kovac nicht schuld an der fehlenden Einstellung, der mangelnden Bereitschaft und anfängerhaften Fehlern wie in Bochum.

FC Bayern unter Kovac keinen Schritt weitergekommen

Keine Antwort haben all die Koryphäen aber auf die Frage, wie es wieder besser werden soll. Schon nach seiner ersten Saison stand Kovac lange auf der Kippe, dann entschlossen sich die Bosse, mit dem Coach weiterzumachen, stattdessen potenzielle Störenfriede wie Mats Hummels, James Rodriguez und Franck Ribery auszusortieren und dem Coach zahlreiche Top-Neuzugänge zur Verfügung zu stellen.

Die daran geknüpfte Forderung war aber auch klar: Statt Rumpelfußball sollten die Bayern wieder zum dominanten Ballbesitzstil unter Kovacs Vorgängern zurückkehren, den deutschen Fußball beherrschen und in der Champions League für Aufsehen sorgen.

Abgesehen vom (nach schwacher erster Halbzeit zu hoch ausgefallenen) 7:2-Triumph in Tottenham sind die Münchner von diesen Erwartungen jedoch weit entfernt. Auch nach 16 Monaten unter Kovac ist der FCB keinen Schritt weitergekommen und Besserung nicht in Sicht.

Ansonsten müssen die Bosse früher oder später reagieren

Die unwahrscheinlichen Erklärungen: Die Mannschaft spielt seit Wochen und Monaten genau das, was Kovac ihr (nicht) beibringt oder die Mannschaft kann es trotz des hochkarätigen Kaders nicht besser.

Die wahrscheinlicheren Erklärungen: Das, was Kovac der Mannschaft versucht beizubringen, reicht nicht aus, das Team zu verbessern und den Gegner zu dominieren. Oder, was mit dem letztgenannten Punkt zusammenhängen könnte: Kovac erreicht die Mannschaft oder einen Großteil davon nicht mehr, weil das Verhältnis zerrüttet ist und die Zweifel am Coach zu groß sind.

Entweder man tauscht also erneut die halbe Mannschaft aus oder man hofft auf die wundersame Wende zum Guten oder man gibt sich mit Rumpelfußball und Ergebnis-Fußball zufrieden. Ansonsten aber müssen die Bosse früher oder später reagieren.

Kovac helfen die fehlenden Optionen auf dem Trainermarkt

Aktuell helfen Kovac ähnlich wie im Vorjahr auch die fehlenden Optionen auf dem Trainermarkt. Hansi Flick wurde sicher nicht ohne Hintergedanken als Assistent installiert, ist aber keine Dauerlösung.

Ob der angeblich interessierte Ralf Rangnick zum FC Bayern passt, ist man sich dem Vernehmen nach in der Führung nicht einig. Und der offenbar favorisierte Erik ten Haag bekäme wohl frühestens zur nächsten Saison von Ajax Amsterdam die Freigabe.

Ein Weiter so aus Mangel an Alternativen kann aber gerade gemessen am Anspruch des FC Bayern keine dauerhafte Antwort auf die anhaltende Abwärtsentwicklung sein.

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