FC Bayern München: Uli Hoeneß kandidiert nicht mehr als Bayern-Präsident

Von SPOX
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Uli Hoeneß wird nicht mehr als Präsident von Bayern München kandidieren. Dies gab der Klub am Donnerstagabend bekannt. Der 67 Jahre alte Hoeneß empfahl, bei der Jahreshauptversammlung am 15. November Herbert Hainer als seinen Nachfolger zu nominieren.

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Schon seit mehreren Wochen gab es Berichte über den anstehenden Rückzug des Bayern-Patrons. Am Freitag wird Hoeneß, der ebenso den Vorsitz im Aufsichtsrat abgeben wird, bei einer Pressekonferenz sprechen.

Wie die Bayern mitteilten, habe Hoeneß am Mittwoch seine Präsidiumskollegen Dieter Mayer und Walter Mennekes, danach den Verwaltungsbeirat über die Entscheidung informiert. Am Donnerstag teilte er seinen Entschluss dem Aufsichtsrat mit. Sein Mandat als Mitglied des Aufsichtsrates werde Hoeneß bis November 2023 weiterhin wahrnehmen.

Hoeneß war von 2009 bis 2014 Bayern-Präsident und übt das Amt seit der Entlassung aus der Haft wegen Steuerhinterziehung seit 2016 wieder aus.

Uli Hoeneß und Herbert Hainer kennen sich seit Vertragsverhandlungen des FC Bayern mit dem Sportartikelhersteller adidas.
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Uli Hoeneß und Herbert Hainer kennen sich seit Vertragsverhandlungen des FC Bayern mit dem Sportartikelhersteller adidas.

Stoiber verrät: Hoeneß macht auch wegen Rummenigge Schluss

Als die Bayern am Mittwoch in der bayerischen Staatskanzlei für die Erfolge der vergangenen Saison geehrt wurden, verriet Edmund Stoiber auch, warum Hoeneß abdankt. Auslöser für den Rückzug seien Vorwürfe eines Mitglieds bei der Jahreshauptversammlung im November gewesen, das "war für ihn ein solcher Schock, und dann kamen noch die Zwistigkeiten mit Kalle dazu". Stoiber, selbst Mitglied im Aufsichtsrat der Münchner, gilt als ein Vertrauter von Hoeneß. Er dürfte wissen, was den Patron des deutschen Rekordmeisters bewegt.

Bei den aktuellen "Zwistigkeiten" handelt es sich laut Stoiber um die "Auseinandersetzung um den Trainer". Hoeneß war im Frühjahr 2018 voll auf Jupp Heynckes fixiert, und als er dann endlich einsah, dass er sich verrannt hatte, war Rummenigges Favorit Thomas Tuchel bereits vom Markt. Die "Zwistigkeiten" wirken bis heute nach: Den von Hoeneß gestützten Niko Kovac zählt Rummenigge bei Gelegenheit gerne an, zuletzt strafte er den Kroaten bei der Double-Feier in Berlin mit Missachtung in der Bankettrede.

"Nein", sagte Kovac am Donnerstag auf die Frage, ob er denn etwas mitbekommen habe von den Meinungsverschiedenheiten der Oberen. "Ich hatte genug zu tun, glauben sie mir", beteuerte er lächelnd und sah auch davon ab, nochmal über seine eigene Verpflichtung zu reden: "Ich muss nichts mehr aufwärmen, was keinen mehr interessiert." Zugleich versicherte Kovac, dass er ein "freundschaftliches" und "offenes" Verhältnis zu Hoeneß habe und oft mit diesem kommuniziere.

Lahm über Hoeneß: "Er will die Dinge selbst beeinflussen"

Die "Zwistigkeiten mit Kalle" gehen freilich weiter zurück. Bei der Jahreshauptversammlung im November 2016, als Hoeneß knapp neun Monate nach Ablauf seiner Haftstrafe unter großem Jubel der Mitglieder erneut für drei Jahre zum Präsidenten gewählt wurde, sagte Rummenigge: Es ist nun Zeit, den Umbruch in der Führung einzuleiten, sportlich Verantwortlicher solle Philipp Lahm werden. Was sich der Kopfmensch Rummenigge (63) da ausgedacht hatte, fand der Bauchmensch Hoeneß (67) nicht so gut: Lahm verzichtete im Frühjahr 2017 lieber.

Bei seiner Wiederwahl hatte Hoeneß angekündigt, sich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen zu wollen - er tat es nicht. Lahm sagte unter anderem deshalb ab: "Ich glaube, dass Uli Hoeneß noch zu tatkräftig ist, um loszulassen. Zu jung. Er will die Dinge selbst beeinflussen", erklärte er später. Kurz darauf kam die nächste Absage: Max Eberl, Wunschkandidat von Hoeneß als Sportdirektor, blieb in Gladbach. Er hatte mitbekommen, dass Rummenigge und Hoeneß sich abermals nicht einig waren - ein Spannungsfeld, in das er nicht hineingeraten wollte.

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Der Umbruch beim FC Bayern nimmt Formen an

Auf Hasan Salihamidzic konnten sich Rummenigge und Hoeneß einigen, der oft unglücklich agierende Sportdirektor, dessen Vertrag bis 2020 läuft, gilt aber als Mann von Hoeneß. Ebenso Oliver Kahn: Er wird ab Januar als Nachfolger von Rummenigge eingearbeitet - von Rummenigge. Der Machtwechsel soll dann nach dem Ablauf von Rummenigges Vertrag Ende 2021 vollzogen werden. Hoeneß wird dann weiter im Aufsichtsrat sitzen. Als einfaches Mitglied nur, aber stets im Beisein des mit ihm befreundeten Hainer.

Hoeneß, sagte Stoiber, werde weiter Einfluss nehmen - "in der gebotenen Zurückhaltung". Schwinden wird der Einfluss des Patrons aber wohl kaum.