Pro-Contra-Diskussion: Sollte der FC Bayern Robert Lewandowski verkaufen?

Robert Lewandowski drängt offenbar auf einen Abgang vom FC Bayern München.
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Contra Verkauf: "Die Frage nach der Alternative beendet jede Diskussion"

Von SPOX-Redakteur Jochen Rabe

Der FC Bayern kann Lewandowski nicht abgeben. Und schon gar nicht unter diesen Umständen.

Lewandowski wäre der erste unersetzbare Stammspieler und Leistungsträger, den die Bayern gegen ihren Willen an einen Konkurrenten abgeben.

Bei Michael Ballack lief seinerzeit der Vertrag aus, bei Toni Kroos legte sich der Verein nicht wirklich ins Zeug, um ihn vom Bleiben zu überzeugen. Dagegen blieb der deutsche Rekordmeister unter anderem bei Franck Ribery oder Philipp Lahm trotz Angeboten in schwindelerregender Höhe hart. Weil sie in den sportlichen Planungen eine wichtige Rolle spielten und sich der FC Bayern qua Definition nicht als Verkaufsverein einordnet.

Rummenigge und Hoeneß bekämen ein Glaubwürdigkeitsproblem

Alleine dadurch, dass sie mit diesem Credo brechen, würden die Bayern ihr Gesicht noch nicht verlieren. Allerdings haben sich sowohl Karl-Heinz Rummenigge ("Die Wette nehme ich gerne an, dass Robert in der nächsten Saison hundertprozentig bei Bayern München spielen wird.") und Uli Hoeneß ("Wir werden der Fußballwelt beweisen, dass der Verein noch immer der Stärkere ist.") in einer derart deutlichen Art und Weise positioniert, dass ein Einknicken einen spürbaren Glaubwürdigkeitsverlust bedeuten würde.

Zumal das ja keine singulären Aussagen waren. Die Gerüchte kochen seit Monaten beinahe im Wochenrhythmus hoch und die Bosse haben ihr Veto immer und immer wieder erneuert.

Lewandowski-Causa anders als Dembele und Aubameyang

Es besteht die Gefahr eines Präzedenzfalls. Bei den Beispielen Ousmane Dembele und Pierre-Emerick Aubameyang in Dortmund stellten sich die Bayern mit breiter Brust hin und verkündeten, so etwas werde in München niemals passieren.

Ja, die Causa Lewandowski ist eine grundlegend andere. Er versucht auf geschickterem Wege, seinen Wechsel zu forcieren. Er stellt sich nicht selbst ins Rampenlicht und stellt lautstark Forderungen. Stattdessen lässt er seine Körpersprache im Training und im Spiel sprechen. Stattdessen streuen seine Berater Gerüchte oder äußern sich vielsagend. Es ist eine Erpressung der anderen Art.

Wenn die Vereinsverantwortlichen sich darauf einlassen, zeigen sie, dass man es mit ihnen eben doch machen kann.

Alternativen? Cavani, Griezmann, Kane und Dybala nicht bezahlbar

Neben dem Argument des potentiellen Gesichtsverlusts muss der FC Bayern Lewandowski aber auch aus sportlichen Gründen halten.

Die Diskussion um die angeblich fehlende Topqualität Lewandowskis nach den Champions-League-Halbfinals ist populistisch und tut ihm Unrecht. Seine Zahlen sprechen für sich. Die 41 Pflichtspieltore in 2017/2018 garantiert den Bayern in einer Saison kaum ein anderer Stürmer weltweit.

Die Leistungsdaten von Robert Lewandowski beim FC Bayern

SaisonEinsätzeToreVorlagenMinuten
17/18484153.757
16/174743104.021
15/16514274.236
14/154925134.003

Und genau das ist der Punkt: Die Frage nach der Alternative beendet sofort jede Diskussion. Angreifer auf absolutem Topniveau wie Edinson Cavani, Antoine Griezmann, Harry Kane oder Paulo Dybala sind für die Bayern nicht zu bezahlen. Bzw. wollen sie diese Gehälter nicht bezahlen. Alvaro Morata ist zumindest keine Tormaschine wie Lewandowski. Bei Mauro Icardi stellt sich die Frage nach der charakterlichen Eignung. Also genau die Frage, die angeblich gegen Lewandowski sprechen soll. Die nationale Lösung mit Timo Werner wäre ein Vorgriff für die Zukunft. Die konstanteste Saison hat dieser aber auch nicht hinter sich.

Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis, dass ein Wechselveto für den FC Bayern alternativlos ist. Und allein wegen seines sportlichen Ehrgeizes wird Lewandowski vermutlich nicht bis zum Ende seiner Vertragslaufzeit 2021 bocken und seine Leistung verweigern.