BVB kann wieder Topspiele! Warum besonders Mats Hummels, Ian Maatsen und Karim Adeyemi Borussia Dortmund in den entscheidenden Wochen Hoffnung geben

Von Tim Ursinus
BVB, Borussia Dortmund, FC Bayern München, Noten, Einzelkritiken, Niclas Füllkrug, Emre Can, Jadon Sancho, Niklas Süle, Marco Reus
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Durch den Erfolg im Klassiker gegen den FC Bayern München hat der BVB bewiesen, dass Borussia Dortmund auch in Topspielen liefern kann. Insbesondere drei Spieler machten inmitten der entscheidenden Wochen Hoffnung auf eine Fortsetzung des Trends.

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Mit dem VfB Stuttgart, Bayer Leverkusen und Viertelfinalgegner Atlético Madrid in der Champions League warten in den kommenden Wochen harte Brocken auf den BVB.

Der erste Sieg in München nach zehn Jahren gibt allerdings Hoffnung, dass Borussia Dortmund auch diese Aufgaben meistert. In diese Kerbe schlug auch Trainer Edin Terzic nach dem Spiel.

"Es haben uns nicht viele Leute zugetraut, dass wir so eine Leistung und so ein Ergebnis hier erzielen können. Das muss noch mehr Hunger in uns wecken", sagte er nach dem Erfolg im Klassiker gegen einen zugegeben unterirdischen FC Bayern. Die erste Schlussfolgerung: Der BVB kann auch in Topspielen überzeugend auftreten.

Das lag insbesondere an der Innenverteidigung aus Mats Hummels und Nico Schlotterbeck, Außenverteidiger Ian Maatsen und Karim Adeyemi. Halten erstere beiden ihre Form, könnten sie sogar noch auf den EM-Zug aufspringen und Niclas Füllkrug Gesellschaft leisten.

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Ab zur EM? Mats Hummels mit Bewerbungsschreiben an Julian Nagelsmann

Allen voran war es Hummels, der in der Allianz Arena für Jubel auf der einen und Fassungslosigkeit auf der anderen Seite sorgte. Kein Münchner Offensivspieler kam an ihm vorbei. Dazu reihte sich eine Rettungstat an die nächste. Das Highlight war der artistische Einsatz des wohlgemerkt 35-Jährigen gegen Harry Kane.

Außerdem harmonierte Hummels in Sachen Abstimmung und Spielaufbau wunderbar mit Nico Schlotterbeck, der ebenfalls einen bärenstarken Tag erwischt hatte. Das Duo profitierte wohl auch davon, dass es im Gegensatz zu zahlreichen Bayern-Stars zuvor nicht den Reisestrapazen mit der Nationalmannschaft ausgesetzt worden war.

Sowohl Hummels als auch Schlotterbeck standen nämlich nicht im Aufgebot von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Mit Füllkrug schaffte es ohnehin nur ein Dortmunder in den Kader. Ein Statement, welches Nagelsmann womöglich nochmal überdenken muss.

Denn vor allem Hummels würde dem DFB-Team durchaus weiterhelfen. Zwar hat sich Nagelsmann - berechtigterweise - bereits für Jonathan Tah und Antonio Rüdiger in der Abwehrzentrale entschieden, die zwei bis drei Plätze dahinter sind aber noch nicht fest besetzt. Den Zuschlag für die Länderspiele gegen Frankreich und die Oranje hatten Waldemar Anton (VfB Stuttgart) und Robin Koch (Eintracht Frankfurt) bekommen. Eine Rolle spielten beide nicht wirklich.

Karriereende oder neuer Vertrag? Mats Hummels mit unklarer Zukunft

Hummels' Vorteil ist gewiss seine jahrelange Erfahrung auf höchstem Niveau, aufgrund seiner Art und klaren Haltung erfreut er sich zudem großer Beliebtheit bei Spielern und Fans. Er könnte auch von der Bank aus eine Führungsrolle einnehmen. Genug Argumente für eine Nominierung. Zumal sich Hummels wieder in guter Verfassung befindet, nachdem er zu Jahresbeginn noch meist auf der Bank schmorte.

Um diese Qualitäten wusste der BVB freilich auch schon vor dem Bayern-Spiel, weshalb eine Verlängerung des zum Saisonende auslaufenden Vertrages angepeilt werden soll. Die Frage ist nur, ob Hummels überhaupt weitermacht oder sich sogar nach einer EM-Teilnahme aus dem Geschäft zurückzieht.

"Es ist gar nichts entschieden in irgendeiner Richtung", erklärte Hummels nach dem Spiel. Er verspüre zwar noch "Lust", aber "es tut halt alles nur viel weh".

BVB, Ian Maatsen
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Ian Maatsen: Warum eigentlich nicht vom BVB zum FC Bayern München?

Links von Hummels stellte Maatsen mal wieder unter Beweis, warum er nach nur wenigen Monaten schon zu den besten Linksverteidigern der Bundesliga zählt. Die Leihgabe des FC Chelsea hatte schon kurz nach der Ankunft im Winter eindrucksvoll gezeigt, warum sich Sportdirektor Sebastian Kehl dessen Dienste gesichert hat.

Maatsens Stärken liegen vor allem im Spiel mit dem Ball. In der Rolle des inversen Außenverteidigers beteiligt sich der 22-Jährige regelmäßig am Spielaufbau, weil er vor der Dreierkette (Emre Can lässt sich meist fallen) das Zentrum besetzt.

Durchschnittlich spielt Maatsen knapp 70 Pässe pro Spiel, von denen mehr als 86 Prozent ankommen und um die 300 Meter überbrücken. Auch glänzt er mit einem gesunden Offensivdrang und gutem Stellungsspiel, im Zweikampf gibt es noch etwas Luft nach oben. Qualitäten, die auch dem FC Bayern München gut zu Gesicht stehen würden.

Denn Gerüchten zufolge soll der deutsche Rekordmeister die Situation des Niederländers genauestens beobachten. Eine dauerhafte Rückkehr zu den Blues scheint derweil unwahrscheinlich. Gewiss hat aber auch der BVB gute Chancen auf eine Verpflichtung. Maatsen fühlt sich sichtlich wohl als Stammspieler, der inzwischen verletzte Ramy Bensebaini ist die klare Nummer zwei.

Doch die Münchner bereiten sich bereits auf einen möglichen Abgang von Alphonso Davies vor. Der schnelle Kanadier hat zwar ein finales Angebot vorliegen, zögert aber mit einer Unterschrift. Dem Vernehmen nach soll er deutlich mehr Gehalt fordern, ein Wechsel zu Real Madrid steht im Raum.

Ian Maatsen: Transferduell zwischen BVB und FC Bayern möglich

Maatsen wäre aufgrund der Interpretation seiner Rolle zwar kein Eins-zu-Eins-Ersatz für Davies, könnte jedoch Teil des Münchner Umbruchs werden. Zumal Davies im direkten Duell nicht zum ersten Mal in dieser Saison eine katastrophale Leistung inklusive kleiner Pannen-Show ablieferte.

Darüber hinaus besitzt Maatsen übereinstimmenden Medienberichten zufolge eine Ausstiegsklausel, die zwischen 30 und 40 Millionen Euro liegen soll. Viel Geld für einen noch so jungen Außenverteidiger, welches die Bayern aber mit einem Davies-Verkauf gegenfinanzieren könnten.

Ohnehin ist der Linksverteidiger-Markt in der Spitze eher begrenzt. Alejandro Grimaldo, angeblich ebenfalls ein Kandidat, wird es Xabi Alonso vermutlich gleichtun und bei Bayer Leverkusen bleiben.

Darüber dürfte auch der BVB Bescheid wissen - und die Summe dürfte sich auch zusammenkratzen lassen.

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Karim Adeyemi endlich wieder wichtig für den BVB

Was wurde in den vergangenen Wochen und Monaten nicht alles über Adeyemi geschrieben und geschimpft. Die Vorwürfe: kaum gute Leistungen, viele Verletzungen und zu viel Ablenkung wegen seiner polarisierenden Beziehung mit Rapperin Loredana.

Auch die Entscheidung gegen eine Teilnahme an den Länderspielen der U21 Ende des vergangenen Jahres sorgte durchaus für Wirbel. Aktuell schreibt Adeyemi allerdings nur noch positive Schlagzeilen.

Seit seinem wochenlangen Ausfall rund um den Jahreswechsel ist Adeyemi endlich wieder wichtig für den BVB. Als Ersatz von Leistungsträger Donyell Malen hatte er nicht nur wegen seines Tores entscheidenden Anteil am Sieg in München. Der 22-Jährige machte ordentlich Betrieb über den linken Flügel und war sich vor allem nicht zu schade, dem Ball in der Rückwärtsbewegung regelmäßig hinterherzugehen.

Karim Adeyemi: Drei Tore in den vergangenen vier Spielen

Ein Einsatz, den Adeyemi in seiner zweiten BVB-Saison nicht immer auf den Platz gebracht hat. Seit seiner ersten Startelf-Nominierung gegen Union Berlin nach der Verletzung Anfang März ist der gebürtige Münchner aber wie ausgewechselt.

Adeyemi erzielte in der Hauptstadt obendrein sein erstes Saisontor, auch beim 3:1-Sieg über Eintracht Frankfurt vor der Länderspielpause war er erfolgreich - ebenfalls als Starter.

Terzic hat für den Saisonendspurt also eine weitere gute Option für den Angriff, die er für beide Flügel und sogar die Spitze in Betracht ziehen kann.

BVB: Das Restprogramm von Borussia Dortmund

DatumWettbewerbGegner (Ort)
6. AprilBundesligaVfB Stuttgart (H)
10. AprilChampions League (Viertelfinale)Atlético Madrid (A)
13. AprilBundesligaBorussia Mönchengladbach (A)
16. AprilChampions League (Viertelfinale)Atlético Madrid (H)
21. AprilBundesligaBayer Leverkusen (H)
27. AprilBundesligaRB Leipzig (A)
4. MaiBundesligaFC Augsburg (H)
11. MaiBundesligaMainz 05 (A)
18. MaiBundesligaDarmstadt 98 (H)