Zunächst muss klargestellt werden: Die Entscheidung der DFL, den geplanten Deal mit einem Investor ad acta zu legen, war goldrichtig - oder auch ganz großes Tennis, wenn man die mehr als angespannte Lage etwas auflockern will. Zu viel wurde im Hintergrund falsch gemacht, zu wenig hätte er den deutschen Fußball vorangetrieben, zu schwerwiegend wären die Folgen gewesen.
Doch auch die Fans, die von Woche zu Woche mit ihren Protesten kreativer wurden - aus Tennisbällen und Schokomünzen wurden ferngesteuerte Autos und Flugzeuge -, sind jetzt in der Pflicht.
Der Abbruch der Gespräche mit dem letzten verbliebenen möglichen Partner "CVC" bringt auch eine gewisse Verantwortung für die Fußball-Enthusiasten des Landes mit sich. Die Fanvertreter sind es, die den Entscheidern der Liga jetzt konstruktive Lösungsvorschläge anbieten und aufzeigen müssen, wie sehr die DFL am Ende wirklich von ihnen profitiert.
Tennisbälle dürfen nicht des Rätsels Lösung sein
Das Rätsels Lösung darf und kann am Ende aber auch nicht sein, dass bei jeder Entscheidung der DFL, die das Tagesgeschäft betrifft, Tennisbälle fliegen. Und genau hier liegt die Gefahr des zweifellos großen Erfolgs der Fans.
Aus dieser Krise kann der deutsche Fußball nur gestärkt herausgehen, wenn sich alle besinnen und gemeinschaftlich an einer besseren Zukunft arbeiten. In erster Linie muss sich dafür freilich die DFL hinterfragen. Letztlich waren ihre fehlende Kommunikation, fehlende wirtschaftliche Vernunft und fehlende Transparenz der Auslöser für die zahlreichen Spielunterbrechungen in den vergangenen Wochen.
Es war beinahe schon herablassend und kalt gegenüber den Fans, dass der zweite Antrag zum Investoreneinstieg - nachdem der erste gescheitert war - erneut nichts weiter als ein Alleingang war. Nur logisch, dass der Prozess für den Großteil der Fußball-Community nicht demokratisch genug war. Zu allem Überfluss kam noch die Farce um Martin Kind hinzu, der seinem Verein Hannover 96 gegenüber mutmaßlich illoyal abgestimmt hatte und damit den Verdacht eines Verstoßes gegen die 50+1-Regel schürte.
Investorendeal hätte keine tiefe Wirkung gehabt
Am Rande sei noch erwähnt, dass der ausgehandelte Deal im Kampf gegen die Konkurrenz aus den anderen Ligen mit Unternehmern oder Scheichs, die sich mal eben ein neues Spielzeug kaufen, keine tiefe Wirkung gehabt hätte.
Die 36 Vereine aus der 1. und 2. Bundesliga hätten in 20 Jahren rund eine Milliarde Euro bekommen. Im Umkehrschluss macht das 50 Millionen Euro per annum. Den damit einhergehenden Identifikationsverlust hätte sich ein möglicher Investor, der sein Geld dem Fußball gewiss bevorzugt, mit acht Prozent der Medienerlöse schmecken lassen. Diese liegen derzeit bei circa 1,1 Milliarden Euro. Das heißt: 88 Millionen Euro pro Jahr bzw. 760 Millionen Euro in 20 Jahren. Kommerz, wie er im Buche steht.
Geplatzter Investorendeal als Chance auf einen Wendepunkt
Das alles hat nicht wirklich etwas mit der Fannähe zu tun, mit der sich die DFL in der Vergangenheit brüstete. Jetzt gilt es, das Image auch vorzuleben.
Dann könnte nicht nur das Vertrauen der Fans in den deutschen Fußball und seine Funktionäre zurückkehren, sondern auch eine Chance auf einen weiteren Wendepunkt bestehen. Womöglich auch mit einem Finanz-Boost in einer ganz anderen Form - es wird sich schließlich auch in Zukunft noch alles um Geld drehen-, wenn sich nach dieser Posse überhaupt noch ein vertrauenswürdiger Partner findet.
Diese Teams stimmten gegen einen Investoreneinstieg
Liga | Team |
Bundesliga | 1. FC Köln |
Bundesliga | SC Freiburg |
Bundesliga | Union Berlin |
2. Liga | FC St. Pauli |
2. Liga | Eintracht Braunschweig |
2. Liga | Fortuna Düsseldorf |
2. Liga | 1. FC Magdeburg |
2. Liga | 1. FC Nürnberg |
2. Liga | Hertha BSC |
2. Liga | 1. FC Kaiserslautern |