Das große Fragezeichen hinter Tuchels Taktik: Die wichtigsten Antworten zum Topspiel

Von Tim Ursinus
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Erster gegen Zweiter, Borussia Dortmund gastiert beim FC Bayern München - alles ist angerichtet für den "Klassiker" mit dem größten Spannungsfaktor der letzten Jahre. SPOX beantwortet die wichtigsten Fragen vor dem Topspiel der Bundesliga.

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Hier geht es zum Head-to-Head zwischen Bayern und dem BVB.

Lediglich einen Punkt trennen die beiden Rivalen voneinander. Mit einem Sieg könnte Borussia Dortmund einen großen Schritt Richtung Meisterschaft machen. Mit dann vier Zählern Vorsprung würde die schon zehn Jahre andauernde Dominanz der Münchner gewaltig wackeln.

Durch den Trainerwechsel von Julian Nagelsmann hin zu Thomas Tuchel stellt sich vor allem die Frage, auf welche Taktik der neue FCB-Coach gegen den BVB setzt. Es tun sich gleich mehrere Möglichkeiten auf.

Die beiden Rivalen können zudem jeweils auf einen üppigen Kader zurückgreifen, nur ein paar wenige Spieler sind keine Option.

SPOX liefert die wichtigsten Antworten vor dem Spitzenspiel.

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FC Bayern vs. BVB: Die voraussichtlichen Aufstellungen

  • FCB: Sommer - Pavard (Cancelo), Upamecano, de Ligt, Davies - Kimmich, Goretzka - Coman, Müller, Mané (Sané/Musiala) - Choupo-Moting
  • BVB: Kobel - Wolf, Süle, Schlotterbeck (Hummels), Ryerson - Bellingham, Can, Guerreiro - Brandt (Malen), Haller, Reus
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FC Bayern vs. BVB: Die Personalsituation

Bei den Gastgebern gibt es zwei erfreuliche Nachrichten. Sowohl Eric Maxim Choupo-Moting (Rückenprobleme) als auch Jamal Musiala (Muskelfaserriss im Oberschenkel) sind gegen Borussia Dortmund zurück im Kader. Ersterer wird voraussichtlich in der Startelf stehen, letzterer trainierte immerhin ohne Einschränkung. Mit Blick auf Manchester City soll aber kein Risiko eingegangen werden.

Allerdings gibt es im Lazarett der Bayern Zuwachs. Neben den Langzeitverletzten Manuel Neuer (Beinbruch) und Lucas Hernández (Kreuzbandriss) fehlt auch Stürmer-Talent Mathys Tel im Topspiel.

Der 17-Jährige hat sich bei der französischen U19-Nationalmannschaft einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zugezogen. Ansonsten sind "alle an Bord", sagte Tuchel am Freitag auf der Pressekonferenz: "Wir können aus dem Vollen schöpfen."

"Es wird eine sehr unfaire Aufstellung geben morgen, weil die Eindrücke fehlen", so Tuchel: "Ich habe die letzten Spiele nicht totanalysiert, weil ich jedem eine neue Chance geben will. Die Spieler sollen die Unterstützung von uns spüren. Ich habe sicherlich morgen wenig Argumente, einen Bank- oder Startelfplatz zu begründen."

Der BVB darf sich ebenfalls über einige Rückkehrer freuen. Neben Torhüter Gregor Kobel, der sein Comeback unter der Woche selbst angekündigt hatte, steht auch das zuletzt verletzte Trio Karim Adeyemi, Julian Brandt und Youssoufa Moukoko wieder in Dortmunds Aufgebot.

Bei Jamie Bynoe-Gittens (Schulterverletzung) und Nico Schlotterbeck, nach dessen vorzeitiger Abreise von der deutschen Nationalmannschaft, fällt die Entscheidung erst nach dem Abschlusstraining am Freitag.

Zumindest bei Schlotterbeck stehen die Chancen aber gut, dass es am Samstag sogar für die Startelf reicht. Bundestrainer Hansi Flick hatte bereits kurz nach dem Peru-Spiel Entwarnung gegeben. Sicher nicht dabei sind Giovanni Reyna (Erkältung) und Thomas Meunier (Rückenprobleme).

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FC Bayern vs. BVB: Die größten Taktik-Fragezeichen

Während sich die Mannschaft des BVB beinahe von selbst aufstellt, gibt es bei den Bayern in Sachen Taktik gleich mehrere Alternativen.

Terzic hat nach dem nahezu perfekten Start ins neue Jahr (28 Punkte aus zehn Spielen) keinen Grund, seine Formation zu ändern. Alles läuft auf eine Viererkette mit drei Mittelfeldspielern davor und drei Angreifern heraus. Lediglich die Aufteilung in der Zentrale könnte sich leicht ändern.

So ist es auch möglich, dass Terzic einen zusätzlichen defensiven Mittelfeldspieler gegen die Bayern ins Rennen schickt und einen offensiven Spieler opfert. Neben Emre Can und Jude Bellingham würde in diesem Fall wohl Salih Özcan für noch mehr Stabilität in der Zentrale sorgen.

Was Tuchel vorhat, kann nur spekuliert werden. Sowohl die Rückkehr zur klaren Viererkette als auch die Fortführung von Nagelsmanns verkappter Dreierkette ist möglich.

Bei vier Verteidigern in der Startelf spricht vieles dafür, dass Benjamin Pavard wieder auf seine ungeliebte rechte Seite ausweichen muss. João Cancelo könnte die Rolle - wenn auch deutlich offensiver - ebenfalls ausführen. Falls der Portugiese von Beginn an spielt, wäre eine Dreierkette mit Pavard, Matthijs de Ligt und Dayot Upamecano sehr wahrscheinlich.

Dann könnte Cancelo seiner geliebten Rolle als äußerer Schienenspieler nachgehen. Der technisch versierte Leihspieler von Manchester City hatte dort vor allem offensiv (ein Tor, vier Assists) geglänzt, defensiv aber auch Schwächen aufgezeigt. Wie Tuchel das Mittelfeld strukturieren wird, ist ebenfalls eine spannende Frage.

Joshua Kimmich ist gesetzt, Leon Goretzka als Achter daneben wäre die naheliegendste Option. Allerdings läuft der ehemalige Schalker derzeit seiner Form hinterher und verletzte sich bei der Nationalmannschaft leicht am Sprunggelenk.

Tuchel könnte also auch einen offensiveren Ansatz wählen und in einem 4-1-4-1- oder 3-1-5-1-System auf Goretzka verzichten. Dann hängt vieles von Musialas Fitnesszustand ab, der die Rolle als offensiver Achter in der Vergangenheit schon mehrfach gut ausgefüllt hatte. Ansonsten müsste Thomas Müller eine Position nach hinten rücken und Leroy Sané wie schon unter Nagelsmann im Halbraum agieren.

Darüber hinaus deutet vieles auf die Rückkehr des Flügelspiels hin, weshalb Sadio Mané in Sachen Startelf gute Karten hat. Nagelsmann hatte sich zuletzt von der in München jahrelang praktizierten Taktik verabschiedet und zentralorientierter spielen lassen.

Je nach Aufteilung im Mittelfeld wird auf der rechten Seite Coman agieren. In einer 3-1-5-1-Grundordnung könnte auch Sané realtaktisch den Rechtsaußen geben. Der derzeit schwächelnde Serge Gnabry stünde ebenfalls bereits.

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FC Bayern vs. BVB: Der Fahrplan zum ersten FCB-Spiel unter Thomas Tuchel

Ursprünglich war geplant, dass Tuchel seine Premieren-Einheit als neuer Bayern-Trainer am Montag abhält. Dieser Plan wurde jedoch kurzfristig geändert. Dafür traf sich der 49-Jährige am Trainingsgelände mit seinen Mitarbeitern, um einen Plan für die Woche zu schmieden und Gespräche zu führen.

Am Dienstag ging es dann offiziell los für Tuchel. Um 11 Uhr hielt er sein erstes Training ab - mit von der Partie waren in Müller, Sané, Bouna Sarr und Sven Ulreich allerdings nur vier Profis, die am Montag bereits eine Fitness-Einheit ohne ihren Coach absolvierten. Die restlichen Profis fehlten angeschlagen oder befanden sich noch auf Länderspielreise.

Pünktlich zum ersten Mannschaftstraining der Post-Nagelsmann-Ära meldete sich auch Choupo-Moting zurück. Da am Mittwoch die Nationalspieler zurückkehren, stieg das erste Training mit allen gesunden Spielern jedoch erst am Donnerstag. Mit dabei war auch der wiedergenesene Musiala. Alphonso Davies stieß nach seiner Reise mit der kanadischen Nationalmannschaft einen Tag später dazu.

Am Freitag folgte das obligatorische Abschlusstraining unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Aufgrund der kurzen Kennenlernphase kündigte Tuchel bereits Anfang der Woche an: "Am Samstagvormittag quetschen wir vielleicht noch eine kleine Einheit für taktische Dinge rein."

"Es hat sich angefühlt wie ein Monat Arbeit. Ich war am Abend gut müde. (...) In der kurzen Zeit muss es ja klappen, egal wie viel Zeit da ist", sagte Tuchel am Freitag und berichtete von vielen Gesprächen mit der Mannschaft und einzelnen Spielern.

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FC Bayern vs. BVB: Gab es noch einen Aufreger?

Nachdem vor allem Leroy Sané in den letzten Wochen von Nagelsmann wegen Unpünktlichkeit mehrfach negativ aufgefallen war, legte ein anderer Bayern-Star einen denkbar ungünstigen Start unter Tuchel hin: Davies.

Dieser kehrte am Donnerstag nach den Länderspielen vier Minuten zu spät zum Treffpunkt, eine Stunde vor Beginn des Mannschaftstrainings, an die Säbener Straße zurück.

Da auch im Zuge von Sanés Undiszipliniertheiten kürzlich ein Strafenkatalog eingeführt wurde, muss Davies tief in die Tasche greifen. Pro Minute sind laut Bild 2000 Euro fällig - der Linksverteidiger muss also 8.000 Euro in die Mannschaftskasse einzahlen.

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FC Bayern vs. BVB: Das letzte Duell

Im Hinspiel lagen die Bayern lange in Führung, in der fünften Minute der Nachspielzeit erzielte Anthony Modeste noch kurz vor Schluss den Ausgleich. Das sorgte bei Oliver Kahn für mächtig Ärger. Zudem flog Kingsley Coman vom Platz.

BVB vs. Bayern München - 2:2

Tore

0:1 Goretzka (33.), 0:2 Sané (53.), 1:2 Moukoko (75.), 2:2 Modeste (90.+5)

Aufstellung BVB

A. Meyer - Süle, Hummels (Wolf 46.), N. Schlotterbeck, Guerreiro - Can, Bellingham, Özcan (Adeyemi 53.), Brandt, Malen (Modeste 70.) - Moukoko (Hazard 89.)

Aufstellung Bayern

Neuer - Pavard, Upamecano, de Ligt (Mazraoui 62,), Davies (Stanisic 46.) - Goretzka, Sabitzer (Kimmich 46.), Musiala - L. Sané, Gnabry (Coman 46.), Mané (Choupo-Moting 82.)

Gelbe Karten

  • BVB: Bellingham (14.), Can (40.)
  • Bayern: Sabitzer (2.), de Ligt (11.), Goretzka (57.), Coman (77.), Sané (90.+2), Adeyemi (90.+2)

Gelb-Rote Karten

Coman (90.)
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FC Bayern vs. BVB: Das letzte Mal, als der FCB den Trainer wechselte

Der letzte Trainerwechsel in München trug sich anders als bei Nagelsmann nach Abschluss einer Saison zu. Hansi Flick hatte bereits während der Spielzeit 2020/21 seinen Abschied verkündet, Nagelsmann übernahm im Sommer.

Sein erstes offizielles Spiel als Bayern-Trainer ging direkt nach hinten los. Bayern unterlag Köln in einem Testspiel mit 2:3. Auch das erste Pflichtspiel gewann Nagelsmann nicht.

Im Eröffnungsspiel der Spielzeit 2021/22 kam Bayern nicht über ein 1:1 bei Borussia Mönchengladbach hinaus. Vier Tage später folgte dafür aber der erste Titelgewinn im Supercup gegen den BVB (3:1).

Innerhalb einer Saison wechselten die Bayern ihren Trainer zuletzt 2019/20. Nach einer krachenden Niederlage gegen Eintracht Frankfurt musste Niko Kovac seinen Hut nehmen, sein damaliger Co-Trainer Flick übernahm und sollte später das Triple gewinnen.

Sein Debüt als Cheftrainer gab er in der Champions League. Gegen Gruppengegner Olympiakos Piräus fuhr Flick einen 2:0-Sieg ein, drei Tage später folgte ein überzeugender 4:0-Sieg in der Bundesliga. Der Gegner: Borussia Dortmund.

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FC Bayern vs. BVB: Das Restprogramm der beiden Rivalen

Mit Union Berlin, Eintracht Frankfurt, dem VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach und Mainz 05 trifft der BVB im Anschluss an das Topspiel noch auf fünf Teams, die entweder den Anspruch haben, um die europäischen Plätze zu spielen oder sich aktuell in dieser Region befinden.

Die Bayern haben mit dem SC Freiburg, Mainz, RB Leipzig und einigen Teams aus der unteren Tabellenregion das auf dem Papier etwas leichtere Schlussprogramm.

SpieltagBVBFC Bayern
26Bayern München (A)Borussia Dortmund (H)
27Union Berlin (H)SC Freiburg (A)
28VfB Stuttgart (A)TSG Hoffenheim (H)
29Eintracht Frankfurt (H)Mainz 05 (A)
30VfL Bochum (A)Hertha BSC (H)
31VfL Wolfsburg (H)Werder Bremen (A)
32Borussia M'Gladbach (H)Schalke 04 (H)
33FC Augsburg (A)RB Leipzig (H)
34Mainz 05 (H)1. FC Köln (A)
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FC Bayern vs. BVB: Die Tabelle vor dem 26. Spieltag

Am Spieltag vor der Länderspielpause hatten die Bayern die Tabellenführung an den BVB nach einer 1:2-Niederlage bei Bayer Leverkusen verloren. Dortmund gewann deutlich mit 6:1 gegen die Bayern.

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Borussia Dortmund2555:312453
2.Bayern München2572:274552
3.Union Berlin2538:281048
4.Freiburg2538:34446
5.RB Leipzig2549:301945
6.Eintracht Frankfurt2546:361040
7.Wolfsburg2544:321238
8.Bayer Leverkusen2545:40537
9.Mainz 052540:36437
10.Borussia M'gladbach2540:44-431
11.Werder Bremen2539:48-931
12.Augsburg2532:45-1328
13.Köln2533:44-1127
14.Bochum2527:56-2925
15.Hoffenheim2533:45-1222
16.Hertha BSC2530:48-1821
17.Schalke 042521:45-2421
18.Stuttgart2529:42-1320