BVB - Sébastien Haller gibt Einblick in seine Leidenszeit: "Nach fünf Sekunden sagten sie: 'Ja, es ist ein Tumor'“

Von Tim Ursinus
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Borussia Dortmunds Sébastien Haller hat im Gespräch mit der britischen Times ausführlich über seine Krebserkrankung, die ihn die komplette Hinrunde außer Gefecht setzte, gesprochen.

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Im Sommer hatte der Stürmer während einer Reise mit der Nationalmannschaft der Elfenbeinküste Schmerzen im Bauch verspürt. "Ich dachte, es seien Magenschmerzen, weil ich drei Tage lang nicht gut verdauen konnte und das Gefühl hatte, etwas im Magen zu haben. Es ist okay, dachte ich", sagte er: "Ich bin nicht jemand, der immer zum Arzt geht, weil er Schmerzen hat. Ich nehme ein paar Tabletten, dann geht es weg."

Haller hatte versucht, normal zu trainieren, ehe ihn klassische Grippesymptome einholten. In den vier Tagen habe er "kaum atmen" können: "Ich konnte das Training nicht beenden."

Nachdem er auch im Trainingslager des BVB in der Schweiz unter Schmerzen gelitten hatte, wurde der Hodenkrebs bei einer MRT-Untersuchung entdeckt. "Ich ging dann zum Urologen und nach fünf Sekunden Untersuchung hieß es: 'Ja, es ist ein Tumor - es ist Hodenkrebs.'"

Haller habe sich anschließend nicht verrückt gemacht. "Ich wollte warten, um alle Informationen zu hören, um dann zu reagieren oder einen Plan zu machen", erklärte er: "Es ist ziemlich überwältigend. Du versuchst, alle Informationen zu verarbeiten und zu verdauen. Du versuchst immer, zu den Wurzeln zurückzukehren. Was ist das erste, was Du tun musst, wenn so etwas passiert? Ändere deine Routine, dein Leben. In diesem Moment habe ich den Fußball direkt auf Eis gelegt. Ok, jetzt passiert etwas Ernstes; Nichts anderes ist wichtig. Ich denke nur an die Gesundheit und die neue Routine. Meine Frau war mit den drei Kindern im Urlaub. Wie teilt man ihnen das mit? Aber man muss."

Anschließend hatte Haller sich über mehrere Monate einer chemotherapeutischen Behandlung unterzogen. Die Leidenszeit dauerte vom ersten Gefühl, dass etwas nicht stimmen könnte im Mai 2022, bis zur Einwechslung im Testspiel gegen Fortuna Düsseldorf während der Winter-Vorbereitung, letztlich knapp acht Monate.

BVB - Haller: "Fünf Tage, die Scheiße sind"

Beim Kampf gegen den Krebs habe ihm vor allem geholfen, "jemanden zu haben, mit dem man darüber reden konnte. Dies ist einer der größten Teile der Krankheit, die Menschen um Dich herum. Jeder vergisst sie, aber sie leiden auch."

Die Operationen, der Haarausfall und der aufgeblähte Körper hätten ihm derweil nichts ausgemacht, berichtete Haller: "Das ist nichts. Für mich ist das nur Aussehen, nur physisch. Die wirklichen Nebenwirkungen sind die Kopfschmerzen, die Übelkeit, die Schmerzen im Magen." Unwohl habe er sich nur aufgrund der bedrückten Stimmung während seiner Aufenthalte im Krankenhaus gefühlt.

"Ich bin jemand, der versucht, die ganze Zeit positiv zu sein. Ich habe diese Denkweise, dass ich in der Lage sein möchte, Dinge durchzustehen. Ich verdrängte die schlechten Gedanken. 'Krankenhaus? Ja, los geht's.' Du hast die Chemo und jeden Tag hast du diese Flüssigkeit in deinem Körper und du bist einfach nur konzentriert - wie in einem Spiel", sagte er und ergänzte: "Du hast fünf Tage, die scheiße sind, aber okay, du bist nicht allein. 72 Stunden Chemo, und dann ist es zwei Wochen gut. Du denkst an deine Familie und siehst deine Familie, ruhst dich aus und genießt es. Ich habe diese Ideen in meinem Kopf behalten."

Inzwischen ist Haller beschwerdefrei und steht sogar regelmäßig in der Startelf des BVB - angesichts des wochenlangen Ausfalls von Youssoufa Moukoko womöglich auch am Mittwoch im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Chelsea.

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