Der BVB belügt sich selbst: Die Thesen zum 18. Bundesliga-Spieltag

Von Stefan Rommel
Spiel gedreht, alles gut? Von wegen! Im Grunde hat sich bei Borussia Dortmund nicht viel geändert.
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Spiel gedreht, alles gut? Von wegen! Im Grunde hat sich bei Borussia Dortmund nicht viel geändert. Warum Wolfsburg weiter voll durchhängt und wer die Gladbacher Hoffnungsträger sein könnten: Die Thesen des 18. Bundesliga-Spieltags klären auf.

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BVB-Sieg war brutal wichtig, aber keine Kehrtwende

Nach einem 0:2-Rückstand hatte Borussia Dortmund zuletzt vor knapp zwei Jahren noch gewonnen, beim damals fulminanten Bundesliga-Debüt von Erling Haaland gegen Augsburg. Nun wiederholte der BVB das Kunststück in Frankfurt gegen einen lange Zeit sehr guten Gegner, was im Nachgang zu einiger Euphorie führte und vom einen oder anderen schon als großer Wendepunkt der Saison eingestuft wurde. Die Mannschaft habe Haltung gezeigt, meinte Trainer Marco Rose, das Team habe jederzeit an sich geglaubt, befand etwa Emre Can. "Wir waren über die vollen 90 Minuten drin", sagte Trainer Marco Rose.

Auf dem Platz zeigte sich aber fast eine Halbzeit lang ein ganz anderes Bild: Nach dem ersten Gegentor und bis kurz vor der Halbzeitpause versank die Mannschaft mal wieder im Chaos und es war nicht Dortmunds Widerstand, der einen 0:3- oder 0:4-Rückstand verhinderte, sondern Frankfurts Schludrigkeit bei den zahlreichen Kontern und Torchancen.

Und auch in der gepriesenen zweiten Hälfte spulte der BVB zwar wieder gefestigter sein Pensum runter - an eine Wende in dieser Partie durfte man aber bis Mitte der Halbzeit auch kaum glauben. Es war nicht Dortmunds vehementer Druck, der die Partie wieder öffnete, sondern der Gegner. Dem Frankfurter Spiel entwich nach Sebastian Rodes Auswechslung minütlich mehr Energie und am Ende war es der BVB, der die kleinen Unkonzentriertheiten des Gegners schlicht gnadenloser nutzte. Der Sieg war brutal wichtig, um lästige Diskussionen erst gar nicht zuzulassen.

Von einer Kehrtwende bei erneut zwei Gegentoren und einer allenfalls ordentlichen Gesamtleistung zu sprechen, ist aber vermessen und gefährlich.

Gladbach hat drei Hoffnungsträger

Stefan Lainer ist wieder zurück und damit Entschlossenheit und jede Menge Energie auf Gladbachs rechter Seite. Lainer fehlte der Borussia wegen eines Knöchelbruchs fast die komplette Hinserie, vor der Winterpause feierte er in Hoffenheim sein Comeback, beim 2:1 gegen die Bayern meldete sich Lainer dann endgültig eindrucksvoll zurück - nicht nur wegen seines letztlich Sieg bringenden Tores.

Großes Geraune gab es auch um Matthias Ginter, nachdem dieser seinen Abschied zum Saisonende verkündet hatte. Ginter stand definitiv unter besonderer Beobachtung und legte gegen die Bayern ein bärenstarkes Spiel hin. Neun klärende Aktionen, sechs erfolgreiche Tacklings, fünf abgefangene Bälle - das waren die Topwerte unter allen Spielern auf dem Platz. Das war der "alte" Ginter, so wie ihn sich die Gladbacher Fans wünschen.

Und noch einer kam gegen die Bayern wie aus dem Nichts zurück und legte eine tolle Partie hin: Der ewige Tony Jantschke absolvierte vor der Partie in der Allianz Arena ganze 90 Minuten in dieser Saison, saß oft genug nur auf der Bank oder schaffte es erst gar nicht in den Spieltagskader. Ausgerechnet gegen die Bayern setzte Trainer Adi Hütter aber wieder auf den Routinier und durfte sich bestätigt fühlen. Jantschke machte gegen Serge Gnabry eine starke Partie und bleibt der Garant für die unverhofften Siege: Bisher stand Jantschke in zwei Spielen dieser Saison auf dem Platz, gegen die Bayern und gegen Borussia Dortmund. Gladbach holte dabei sechs Punkte.

Dieser Fürther wird Begehrlichkeiten wecken

Fürths Ambitionen für die Rückrunde sind überschaubar, das kann und will auch Trainer Stefan Leitl gar nicht schönreden. Fürth wolle ordentlichen Fußball spielen und Punkte sammeln, sagt Leitl über die anstehende Abschiedstour. An ein Wunder glaubt beim Aufsteiger niemand mehr so recht, aber doch daran, sich akkurat aus der Liga zu verabschieden - und aus Spielersicht: Sich zu zeigen. So wie Nick Viergever beim 0:0 gegen Stuttgart.

Rund zwei Monate musste Fürth auf den Innenverteidiger verzichten, der eigentlich als eine der Stützen der Mannschaft eingeplant war. Eine schwere Sprunggelenkverletzung aber stoppte Viergever und gegen den VfB wurde auch ersichtlich, was dem Aufsteiger in dieser langen Zeit fehlte: Ruhe, Abgeklärtheit, Souveränität. Viergever legte ein sauberes Comeback hin und dürfte trotz seines fortgeschrittenen Alters von schon 32 Jahren für den einen oder anderen Klub noch interessant werden. Für Fürth hat das Vorspielen begonnen und neben ein paar jungen Talenten gilt das auch für Spieler wie Nick Viergever.

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