BVB - Transparente und Proteste: Als die Dortmund-Fans gegen Ailton rebellierten

Von Daniel Buse
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Schon als der Name Ailton als möglicher Neuzugang in Dortmund fiel, gab es Gegenwind. Zum Transfer kam es dann 2005 tatsächlich nicht.

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Ein direkter Wechsel vom FC Schalke 04 zu Borussia Dortmund - oder in die Gegenrichtung - ist eine heikle Angelegenheit und kommt nicht häufig vor.

Will sich ein Spieler, der schon das königsblaue Trikot getragen hat, beim BVB in die Herzen der schwarz-gelben Fans kicken, dann müssen schon viel Zeit und einige andere Klubs in seiner Vita dazwischen liegen. So wie bei Ilkay Gündogan, der bei S04 in der F-Jugend rausflog und deshalb zwölf Jahre später bei den Dortmundern, zur Freude der BVB-Fans, den Grundstein für seine Weltkarriere legen durfte.

Was aus Borussen-Sicht gar nicht geht, ist das, was Ailton im Winter 2005 probierte - und das machten die Fans auch unmissverständlich klar. Denn der Brasilianer, der Werder Bremen eineinhalb Jahre zuvor zur Meisterschaft geschossen hatte, bot sich beim BVB an, obwohl er nur ein halbes Jahr zuvor noch für Schalke aufgelaufen war.

Schalke hatte Ailton im Sommer 2005 für 3,5 Millionen Euro an Besiktas nach Istanbul abgegeben - eine damals stolze Summe für einen 32-Jährigen. In der Türkei lief es jedoch nicht nach Wunsch für den Angreifer und deshalb versuchte er türkischen Medienberichten zufolge, so schnell wie möglich in Ungnade zu fallen. Und das gelang: Auf den Reisen hielt sich Ailton vom Rest des Teams fern, auf dem Platz führte erst sein dritter Tritt in den Unterleib eines Gegenspielers zur wahrscheinlich erhofften Roten Karte.

Zum BVB! Ailton will schnell aus der Türkei wieder weg

In Dortmund, wo die Borussia gerade erst die Insolvenz nur hauchdünn hatte verhindern können, gab es zeitgleich im Herbst 2005 zahlreiche Hiobsbotschaften. Mit Jan Koller, Cedric van der Gun, Salvatore Gambino, Delron Buckley und Sebastian Tyrala fielen gleich fünf Spieler für die Offensive aus, nur Ebi Smolarek hielt die Fahne im lauen Angriffslüftchen des BVB hoch.

Aus der Türkei kam dann die Nachricht, dass Ailton gerne in die Bundesliga und noch viel lieber zur Borussia wechseln würde. Und zwar nicht aus dubiosen Quellen, sondern vom Stürmer selbst: "Ich will so schnell wie möglich zum BVB. Ich bete dafür, dass Besiktas mich so schnell wie möglich gehen lässt", sagte er der Bild.

Das Thema lag damit auf dem Dortmunder Tisch. BVB-Spieler wie Christoph Metzelder und Christian Wörns ("Ailton ist keine linke Bazille") zeigten sich durchaus angetan vom möglichen Neuzugang und auch die Klub-Bosse wollten eine Verpflichtung auf keinen Fall kategorisch ausschließen. "In unserer Situation muss es doch legitim sein, über ihn nachzudenken", sagte Manager Michael Zorc.

BVB: Amoah statt Ailton

Nicht lange nachdenken mussten hingegen viele BVB-Fans: Sie protestieren schon vorsichtshalber gegen einen Ailton-Deal, zeigten bei Heimspielen entsprechende wütende Transparente und machten klar, dass ein halbes Jahr Schalke-Pause keinesfalls ausreichend für einen Neustart in Dortmund ist.

Am Ende kam es nicht zum Transfer - nicht unbedingt wegen des Widerstands der Fans, sondern wohl vor allem wegen der eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten der Dortmunder.

Ailton beendete die Saison trotzdem nicht bei Besiktas, sondern ging kurz darauf auf Leihbasis zum Hamburger SV. Der BVB holte stattdessen für kleines Geld Matthew Amoah von Vitesse Arnheim. Der schoss in 17 Liga-Spielen für die Dortmunder kein einziges Tor. Aber wenigstens hatte er keine Schalker Vergangenheit.