BVB-Talent Nnamdi Collins: Die Antwort zum Nulltarif auf Dortmunds Abwehrprobleme?

Von Kerry Hau
Der 17-jährige Nnamdi Collins spielt seit der U13 beim BVB.
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Leistungsschwankungen und Verletzungen: Borussia Dortmund plagen große Abwehrprobleme. Verschiedenen Medienberichten zufolge wollen die Verantwortlichen des BVB deshalb im Winter nachrüsten. Dabei stünde mit dem 17 Jahre alten Nnamdi Collins ein vielversprechendes Talent aus den eigenen Reihen parat.

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Unter großem Jubel gab Borussia Dortmund im Mai 2020 die Vertragsverlängerung eines 16-Jährigen bekannt. Mit Nnamdi Collins habe man "ein herausragendes Talent des deutschen Nachwuchsfußballs" an sich gebunden, frohlockte Nachwuchskoordinator Lars Ricken.

Der deutsch-nigerianische Innenverteidiger mit polnischen Wurzeln lehnte für den bis 2023 datierten Lizenzspielervertrag beim BVB mehrere sportlich wie finanziell lukrative Angebote aus England ab, allen voran der FC Chelsea zeigte nach Informationen von SPOX und GOAL großes Interesse an ihm und organisierte mehrere Treffen mit seinen Beratern. Jim Fraser, der Nachwuchschef der Blues, bewertete ihn in den Gesprächen als europaweit größtes Defensivtalent des Jahrgangs 2004.

Doch der gebürtige Düsseldorfer, 2016 von der Fortuna nach Dortmund gewechselt, hielt an seinem Traum fest, eines Tages vor der Südtribüne zu spielen - auch, weil sich der damalige Trainer Lucien Favre gemeinsam mit Sportdirektor Michael Zorc ins Zeug gehängt und ihm einen klaren Zukunftsplan in Dortmund aufgezeigt hatte.

Nnamdi Collins: Schnelligkeit als "größte Waffe"

Eineinhalb Jahre später ist dieser Traum für Collins nach wie vor präsent. Die Corona-Pandemie und ihre Begleitumstände kosteten ihm wie vielen Talenten in Deutschland aber einige wichtige Entwicklungsschritte, im Jugendbereich wurden etliche Spiele abgesagt. Talenteförderer Favre lud ihn zwar häufiger ins Profitraining ein und nahm in 2020 auch zur Saisonvorbereitung mit nach Bad Ragaz, für einen Einsatz reichte es aber vor allem aufgrund der schwierigen sportlichen Situation des BVB nicht.

Diesen Sommer folgte dann der nächste Anlauf unter dem neuen Trainer Marco Rose. Er lud den Abwehrspieler zur Saisonvorbereitung ein - und konnte aufgrund dessen starker Physis zunächst gar nicht glauben, dass es sich bei Collins um einen 17-Jährigen handelte.

Collins bringt bei einer Größe von 1,91 Metern knapp 84 Kilogramm auf die Waage. "Nnamdis größte Waffe", erzählte Ex-BVB-Profi und U17-Assistenztrainer Patrick Fritsch vergangenes Jahr im Gespräch mit SPOX und GOAL, "ist seine Schnelligkeit."

Der 17-jährige Nnamdi Collins spielt seit der U13 beim BVB.
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Der 17-jährige Nnamdi Collins spielt seit der U13 beim BVB.

BVB: Knieverletzung bremste Nnamdi Collins aus

Mit 16 legte er bereits die ersten fünf Meter auf 0,89 Sekunden zurück, nach 30 Metern stoppte die Uhr bei 3,78 Sekunden - die schnellsten Werte, die jemals im Dortmunder NLZ gemessen wurden. Collins weiß aber auch fußballerisch zu überzeugen. "In Kombination mit seiner guten Technik verfügt er über eine außergewöhnliche Spielweise. Er ist eigentlich nicht der klassische Innenverteidiger, da er trotz seiner Größe auch ein richtig guter Fußballer ist", so Fritsch.

Marco Lehmann, unter dem Collins zwei Jahre lang Stammspieler in der U14 und U15 war, stimmte zu: "Ich glaube, dass Nnamdi bei uns in den zwei Jahren maximal zehn lange Bälle gespielt hat. Er hat für sich den Anspruch, jede Spielsituation spielerisch beziehungsweise über das Andribbeln zu lösen. Durch sein Timing und das Tempo beim Andribbeln löst er ganz viele Situationen mit Leichtigkeit."

Diese Leichtigkeit erkannte dem Vernehmen nach auch Rose. Collins wurden gute Chancen eingeräumt, zum Innenverteidiger Nummer vier hinter Mats Hummels, Manuel Akanji und Dan-Axel Zagadou zu avancieren. Doch bereits im zweiten Testspiel zog sich Collins eine komplizierte Verletzung an der Kniescheibe zu, die ihn fast drei Monate außer Gefecht setzte.

Abwehrsorgen: BVB-Bosse sondieren angeblich den Markt

Daraufhin holte der BVB Marin Pongracic per Leihe aus Wolfsburg. Der 24-Jährige präsentierte sich zuletzt jedoch wie die gesamte Defensive der Schwarz-Gelben auf keinem guten Niveau, zudem unterzog sich Akanji kürzlich einem kleinen operativen Eingriff am Knie, der ihn bis zum Rückrundenstart außer Gefecht setzen wird.

Deshalb sollen die Verantwortlichen um Zorc und Sebastian Kehl Medienberichten zufolge den Markt hinsichtlich eines möglichen Wintertransfers sondieren. Die Bild berichtet etwa von einem Interesse an Niklas Stark von Hertha BSC und Nico Schlotterbeck vom SC Freiburg - zwei soliden Bundesliga-Spielern, die allerdings auch eine Ablöse kosten würde.

Mit dem mittlerweile wieder vollständig fitten und bei der U19 und U23, zuletzt speziell in der Youth League, überzeugenden Collins dagegen gäbe es eine Alternative zum Nulltarif. Rose lud ihn seit seiner Verletzung nicht mehr ins Profitraining ein - nach Informationen von SPOX und GOAL mit der Begründung, er solle wieder Schritt für Schritt in den Rhythmus kommen und Spielpraxis im Jugendbereich sammeln. Im Januar dann werde die Situation des Youngsters neu bewertet. Collins scharrt mit den Hufen.

Nnamdi Collins vom BVB im Steckbrief

Geburtsdatum (Alter)10.1.2004 (17)
GeburtsortDüsseldorf
NationalitätDeutschland/Nigeria
Größe1,91 Meter
Gewicht84 Kilogramm
PositionInnenverteidigung
Starker Fußrechts
StationenFortuna Düsseldorf Jugend, Borussia Dortmund Jugend