Thesen zur Bundesliga-Saison: Gebt Millionen-Retter Terzic einen neuen Klub

Von Stefan Rommel
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Arminia Bielefeld schafft die kleine Sensation, Mainz schafft Historisches. Edin Terzic muss als Chef in der Liga bleiben, Schalke und Werder dürfen dagegen gerne runter. Die Talking Points des 34. Spieltags.

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Arminia Bielefeld ist die Mannschaft der Saison

"Alles richtig gemacht", muss man am Ende konstatieren. Arminia Bielefeld hat sich ein zweites Jahr in der Bundesliga erarbeitet und ist dafür ein hohes Risiko eingegangen. Der Trainerwechsel von Uwe Neuhaus zu Frank Kramer kam nicht allenthalben gut an und auch der Zeitpunkt war doch ziemlich überraschend - immerhin war die Mannschaft nie wirklich abgeschlagen.

Aber wie das so ist bei Klubs, die finanziell nicht mit der Konkurrenz mithalten können - Bielefeld hat mit Abstand den kleinsten Etat und Personalkosten von nur rund 16 Millionen Euro: Umso mehr müssen die großen Entscheidungen sitzen. Und bei der Arminia saß wirklich alles. Der Aufstieg war vielleicht gar keine große Überraschung mehr, der Klassenerhalt ist es sehr wohl.

Werder hat fast fünf Mal, Schalke sogar mehr als sieben Mal mehr Geld ausgegeben für seinen Kader als die Arminia. Der aktuelle Kader hat den Klub keine zwei Millionen Euro an Ablösen gekostet und tatsächlich hätte man vor der Saison allenfalls drei, vier Spielern Erstliganiveau attestiert. Aber im Kollektiv war Bielefeld eine Klasse für sich. Und deshalb ist die Arminia die Mannschaft der Saison.

Gebt Edin Terzic einen Klub!

Edin Terzic hat Borussia Dortmund in den letzten Wochen der Saison doch noch ins gelobte Land geführt, eine vermeintliche Katastrophen-Saison sowohl in der Pflicht (Champions-League-Teilnahme), als auch in der Kür (DFB-Pokalsieg) noch in die beste seit vier Jahren verwandelt. Er hat dem Klub damit Abermillionen Euro gerettet und die Fans versöhnt, die zwischenzeitlich den Glauben in diese wankelmütige Mannschaft verloren atten. Und er hat die Chancen drastisch erhöht, dass Erling Haaland oder Jadon Sancho vielleicht doch noch in Dortmund bleiben. Oder am Ende sogar beide?!

Terzic hat in ziemlich kurzer Zeit ziemlich viel erreicht und soll jetzt doch zurück ins zweite Glied. Er selbst soll das auch wollen, was einigermaßen schade wäre. Zum einen hat er mit seiner erfrischenden Art für Belebung in der Bundesliga gesorgt, nicht nur beim BVB. Zum anderen darf man auch die schwere Zeit und die Probleme nicht vergessen, die er mit der Borussia hatte. Es lief auch bei Terzic nicht alles rund und die Frage steht schon im Raum: Hat sich nur die hochbegabte Dortmunder Mannschaft einfach endlich mal am Riemen gerissen und ist explodiert oder war es wirklich Terzic' Geschick als Trainer, diese Mannschaft zu diesen Leistungen zu treiben?

Um das herauszufinden, bräuchte der 38-Jährihge aber eine eigene Mannschaft. Beim VfL Wolfsburg und bei Eintracht Frankfurt ist die Trainerfrage noch ungeklärt, auch der ein oder andere ambitionierte Zweitligist ist noch auf der Suche...

Mainz einfach nur sensationell

Sie hätten es austrudeln lassen können. Nach der erfolgten Rettung einfach abschenken in Wolfsburg, einen lauen Samstagnachmittag erleben, ein bisschen spielen und dann wieder nach Hause fahren. Niemand hätte sich daran gestoßen. Aber Mainz 05 hat sich im Laufe der Saison so krass verändert wie keine andere Mannschaft in der Liga.

Zum Start gab es noch dieses fast schon skandalöse 1:4 gegen Stuttgart, als die Mannschaft beinahe abschenkte gegen einen Aufsteiger. Zum Ende siegte Mainz beim Champions-League-Klub Wolfsburg am letzten Spieltag und schloss in der Rückrundentabelle zu den Wölfen auf. Mainz hat nach sieben Punkten und einem Sieg aus der Vorrunde 32 Punkte und neun Siege in der Rückserie geholt. Das gab es noch nie in der langen Geschichte der Liga.

Mit den Rückholaktionen von Christian Heidel, Martin Schmidt und Bo Svensson hat Mainz ein paar sehr schlaue Entscheidungen getroffen und den alten Mainz-Spirit neu geweckt. Da steht wieder eine hungrige Mannschaft auf dem Feld und ein Trainer an der Seitenlinie, der wie ein Versprechen für die Zukunft wirkt. Man muss (noch) nicht in Klopp- oder Tuchel-Sphären denken bei Bo Svensson. Aber dieser Trainer könnte in Mainz tatsächlich eine neue Ära prägen.

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