Schalke 04 - Brennpunkte nach dem Abstieg: "Emotionaler Schaden", Spieler-Abwanderung und Finanz-Debakel

Von Dennis Melzer
Der FC Schalke 04 steigt erstmals nach 30 Jahren in die 2. Liga ab. Die Zukunft des Ruhrpott-Riesens ist ungewisser denn je. SPOX und Goal beleuchten die königsblauen Brennpunkte.
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Schalke 04 - Brennpunkt 3: Die Grammozis-Frage

Dimitrios Grammozis wusste Anfang März, dass er ein havarierendes Schiff übernehmen würde. Der ehemalige Darmstadt-Trainer stellte sich der Aufgabe, obwohl die Gefahr, damit seinen eigenen Ruf aufs Spiel zu setzen, sicherlich nicht klein war.

In sieben Spielen holte er mit dem abgeschlagenen Tabellenletzten lediglich vier Punkte, fuhr dabei aber immerhin einen Sieg ein. Etwas, das drei seiner Vorgänger in dieser Saison, namentlich David Wagner, Manuel Baum und Huub Stevens (saß lediglich für zwei Partien auf der Trainerbank) nicht gelungen war.

Nun, nach dem feststehenden Abstieg, hat der gebürtige Wuppertaler noch vier Bundesliga-Spiele vor der Brust, in denen es darum geht, die sportliche Würde zu wahren - und Grammozis mit Blick auf die kommende Spielzeit in ruhigere Gewässer zu manövrieren. "Wir werden uns so gut wie möglich auf die Spiele vorbereiten und nochmal alles geben, damit wir den Verein würdig in diesen letzten Spielen vertreten", sagte er.

Sportvorstand Knäbel stärkte dem 42-Jährigen vor wenigen Wochen den Rücken. Er sagte im Interview mit Sky: "Wir haben Dimitrios Grammozis auch deswegen angestellt, weil er die zweite Liga kennt. Von daher ist klar, dass wir mit ihm auch das Szenario zweite Liga planen." Grammozis, der einen Vertrag bis 2022 besitzt, soll also längerfristig Schalke-Coach bleiben.

Doch was geschieht, wenn er die ausstehenden vier Begegnungen ähnlich sang- und klanglos verliert wie die vergangenen beiden Duelle mit Freiburg und Bielefeld? Im Vorfeld der Saison hatte Sportvorstand Jochen Schneider, mittlerweile nicht mehr für Schalke tätig, an Wagner festgehalten, obwohl dieser in der vorangegangen Spielzeit satte 15 Spiele im deutschen Oberhaus nicht gewonnen hatte. Zwei deutliche Pleiten zum Auftakt besiegelten schließlich Wagners Aus.

Es droht zumindest die Gefahr, dass Grammozis ähnlich gebrandmarkt in die neue Saison geht. Gemäß dem Fall, er geht mit seinem Team auch im Endspurt jedes Mal leer aus, stünden vier Zähler aus elf Spielen zu Buche. Baum musste mit derselben Anzahl an Punkten schon nach zehn Bundesliga-Spielen seinen Hut nehmen, Nachfolger Christian Gross wurde mit fünf Punkten aus zehn Partien geschasst.

Sprich: Wenn Grammozis mit einer derart mäßigen Ausbeute in die zweite Liga mitgeht und der Start im Unterhaus misslingt, könnte schon der nächste Trainer-Wechsel ins Haus stehen.

Sitzt er noch fest im Sattel? Dimitrios Grammozis ist der aktuelle Schalke-Trainer - ob er mit dem Team in die 2. Liga absteigt ist noch unklar.
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Sitzt er noch fest im Sattel? Dimitrios Grammozis ist der aktuelle Schalke-Trainer - ob er mit dem Team in die 2. Liga absteigt ist noch unklar.

Schalke 04 - Brennpunkte 4: Der massive Schuldenberg

Die Corona-Pandemie hat bei etlichen Klubs eine finanzielle Verwüstungsschneise hinterlassen, wohl kaum ein Verein wurde aber so hart von der Krise getroffen wie Schalke. Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers stellte Anfang April die dramatischen Geschäftszahlen vor, gab bekannt, dass 2020 ein Verlust in Höhe von 53 Millionen Euro ins Kontor schlug. Im coronafreien Vorjahr waren es noch 27 Millionen Euro.

Der Umsatz schrumpfte im Vergleich zum Vorjahr um hundert Millionen Euro und betrug letztlich "lediglich" 175 Millionen Euro. Der gesamte Schuldenberg beläuft sich mittlerweile auf insgesamt 217 Millionen Euro.

Aufgrund der misslichen Lage mussten zuletzt gar Bauprojekte am Vereinsgelände eingestellt werden. "Die weiteren Teilprojekte wie das Tor auf Schalke sowie das Gebäude mit Profi- und Nachwuchsleistungszentrum sowie der Geschäftsstelle werden nicht mehr umgesetzt", verriet Rühl-Hamers. Schalke muss an allen Ecken und Enden sparen, lediglich der Etat für die prestigeträchtige und berüchtigte Knappen-Schmiede blieb vorerst unberührt.

Die Zukunft sieht düster aus, in der zweiten Liga wird längst nicht so viel Geld umgesetzt wie in der Beletage, vor allem die TV-Einnahmen werden deutlich geringer ausfallen. Selbst auf die wirtschaftliche Situation der Stadt hat der Abstieg offenbar negativen Einfluss: Die Industrie und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen rechnet laut Bild-Zeitung mit einem Minus in Millionenhöhe für die Wirtschaft Gelsenkirchens - vor allem, weil Schalke mitgeteilt habe, dass Investitionstätigkeiten, bei denen heimische Unternehmen eingebunden sind, zurückgestellt oder gänzlich gestrichen werden sollen.

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