Nadiem Amiri: DFB bestätigt Ermittlungen gegen Union Berlin nach Rassismus-Vorwürfen

SID
Der Kontrollausschuss des DFB hat nach einer angeblichen rassistischen Beleidigung durch einen Spieler von Union Berlin gegen Bayer Leverkusens Profi Nadiem Amiri Ermittlungen aufgenommen.
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Union Berlin zählt nach dem 1:0-Sieg gegen Bayer Leverkusen zu den Kandidaten für die Champions League, doch der große Jubel fiel aus.
 

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Schwere Rassismus-Vorwürfe vom Gegner, Ermittlungen durch den DFB: Bei Fußball-Bundesligist Union Berlin wurde die Freude über den erstaunlichen 1:0 (0:0)-Heimsieg gegen Bayer Leverkusen deutlich getrübt. Zwar rückten die Berliner bis auf einen Punkt an Bayer heran und gehören nun zu den Anwärtern auf einen Champions-League-Platz, doch der Jubel ging im Ärger über die angeblichen Beleidigungen komplett unter.

Nach dem Abpfiff war Leverkusens Mittelfeldspieler Nadiem Amiri völlig außer sich. Erst beschwerte er sich bei Schiedsrichter Florian Badstübner (Windsbach), dann stürmte er auf Unions Abwehrspieler Florian Hübner zu, fasste ihn ins Gesicht. Unions Trainer Urs Fischer ging dazwischen, versuchte, den Bayer-Profi zu beruhigen.

"Nadiem Amiris Herkunft wurde beleidigt. Das gehört hier nicht auf den Platz", sagte Amiris Teamkollege Jonathan Tah kurz darauf im Interview bei DAZN. Während der hitzigen Verbal-Attacken sei von Unioner Seite gegenüber Amiri "der Begriff Scheiß-Afghane" gefallen, äußerte Tah: "Ich hoffe, dass das Konsequenzen hat."

Der DFB reagierte am Samstag prompt. Es bestehe der Verdacht, "dass der Berliner Spieler Florian Hübner seinen Leverkusener Gegenspieler Nadiem Amiri, dessen Eltern aus Afghanistan stammen, rassistisch beleidigt haben könnte", teilte der Verband mit und kündigte Ermittlungen an. Rassismus sei ein No-Go und werde bei Nachweis "auch entsprechend bestraft".

Fall Amiri: Union-Manager bestreitet Rassismus-Vorwürfe

Union indes wies alle Vorwürfe von rassistischen Beleidigungen am Samstag zurück. Manager Oliver Ruhnert erklärte, dass die Aussage von Hübner wohl etwas "überinterpretiert" worden sei. Auf beiden Seiten habe es hitzige Wortausbrüche gegeben. Hübner habe erklärt, dass er sich nicht so geäußert habe. "Für uns hat es diese rassistische Thematik, wie sie jetzt gerade dargestellt wird, so nicht gegeben", betonte Ruhnert.

Außerdem könne im Fall von Hübner überhaupt nicht die Rede von Rassismus sein, stellte Ruhnert klar. "Er ist ja nun bekanntlich liiert mit einer Frau, die zumindest von der Hautfarbe anders ist als weiß", meinte der Manager, von daher sei es "wohl auch ganz schwierig, ihm da etwas anzudichten". Konsequenzen für den Innenverteidiger werde es zunächst nicht geben.

Unions Spieler selbst hatte sich - auch ohne rassistische Beleidigung - bei Amiri gemeldet und sich entschuldigt. Amiri lenkte ein, es seien "aus den Emotionen heraus" unschöne Worte gefallen, sagte der fünfmalige deutsche Nationalspieler am Tag danach. "Er hat mir das glaubwürdig versichert und deswegen ist die Sache für mich nun erledigt", teilte der 24-Jährige mit.

Damit scheint der Fall zwischen den Klubs zunächst ausgestanden zu sein. Ärgerlich blieb für Union nur, dass der erneut starke Auftritt zuvor auf dem Rasen völlig unterging. Mit 28 Punkten festigten die Berliner ihren Platz in der Spitzengruppe und gehören - auch wenn sie es selber nicht gerne hören - nun zum Kreis der Anwärter auf die Champions League.

"Union ist absolut ein Konkurrent. Die sind nah bei uns dran", sagte Leverkusens Trainer Peter Bosz. Seine Mannschaft war lange Zeit überlegen, ehe Unions Stürmer Cedric Teuchert mit seinem spätem Kontertor (88.) die Partie entschied. Bayer blieb im vierten Liga-Spiel in Folge ohne Sieg, das kostete wichtigen Boden im Kampf um den Titel. "Wenn man so ein Spiel nicht gewinnen kann, darf man es vor allem nicht verlieren", meckerte Bosz.