Herthas Ich-AGs stürzen weiter ab
Schließt sich ein Kreis in Berlin? Bruno Labbadias Engagement bei der Hertha startete im Mai mit einem 3:0 gegen Hoffenheim. Nun droht die Stippvisite beim selbst ernannten Big City Club nach einem 0:3 gegen eben jene Hoffenheimer schon wieder zu enden.
Labbadias Punkteschnitt liegt nun bei 1,11 Punkten pro Spiel, es ist der Punkteschnitt des Trainers eines Abstiegskandidaten. Ein solcher wollen die hoch ambitionierten und alimentierten Berliner natürlich partout nicht sein. Ganz im Gegenteil. Der Kader ist dank einer dreistelligen Millionensumme aufgepumpt und man kann ja nicht behaupten, dass sich Michael Preetz da nur ein paar völlig überteuerte Mittelklasse-Spieler hat andrehen lassen. Die können alle kicken - nur halt nicht miteinander.
Hertha hat bei der Suche nach neuen Spielern offenbar ganz übersehen, dass neben ein paar fußballerischen Fähigkeiten auch Sozialkompetenzen wichtig sind für den Zusammenhalt in einer Mannschaft. Denn davon ist diese Truppe nach der Hälfte der Saison noch weiter entfernt als von einem Champions-League-Platz.
Es gibt nicht einen Spieler im Team, an dem sich die anderen aufrichten könnten, sobald die ersten Negativerlebnisse eintreten. Die Mannschaft fällt dann regelmäßig auseinander, sie ergibt sich ihrem Schicksal und draußen steht Labbadia und muss fast tatenlos dabei zusehen.
Denn egal, wen der Trainer auch einwechselt oder wie er umstellt: Am Charakter eines Spiels ändert sich dadurch nichts. So verfestigt sich der Eindruck immer mehr, dass die Hertha aus einer Ansammlung an Ich-AGs besteht.
Und damit ist in der Bundesliga kein Staat zu machen und langsam sollte der Blick mal eher nach unten gehen als weiter verstohlen nach oben zu schielen. Vielleicht fragen die Berliner mal beim nächsten Gegner Werder Bremen nach: Die haben letzte Saison auch lange genug die Gefahr übersehen - und wären am Ende beinahe abgestiegen.
BVB droht Torhüterdiskussion
Borussia Dortmund hat jetzt sechs von 17 Spielen verloren, also mehr als jedes dritte Spiel in der Hinserie, und man muss konstatieren: Es wird einfach nicht besser beim BVB.
Gegen Leverkusen genügte der älteste Taktikansatz des Gegners, um Dortmunds Offensivspiel 70 Minuten lang komplett lahmzulegen: gegen die Manndeckung der Werkself hatte die Borussia keine Lösungen. Es hakt und hapert überall, von der Trainerbank kamen nur wenige Impulse, die so genannten Führungsspieler waren unsichtbar, in der guten Phase rund um den Ausgleich fehlte der nötige Punch.
Und als wäre das schon nicht genug, brandet mal wieder eine Torhüterdiskussion auf. Roman Bürki sah bei beiden Gegentreffern in Leverkusen nicht besonders gut aus. Zwar hielt der Schweizer einige andere Schüsse stark, insgesamt zeigte er elf Paraden und damit so viele wie noch kein Torhüter vor ihm in dieser Saison. Ohne Bürki wäre die Partie schon frühzeitig zu Gunsten von Bayer entscheiden gewesen. Aber Fehler wie bei den Gegentoren oder diese kleinen technischen Mängel im Torhüterspiel wie beim Gegentreffer zuletzt gegen Mainz, als Bürki beim Timing des Absprungs schlampig agierte, schüren die Zweifel an seiner Eignung auf allerhöchstem Niveau.
Ein bisschen steht der Keeper damit stellvertretend für die komplette Saison seiner Mannschaft: Immer wieder mit Highlights und zuverlässig und dann plötzlich wieder fahrig und fehlerbehaftet. Das reicht dann für den Keeper und seine Mannschaft für die Europa League, vielleicht auch noch irgendwie für die Champions League. Aber ganz sicher nicht für mehr.