"G15" auf Siegerstraße: Karl-Heinz Rummenigge und Co. können sich die Hände reiben

SID
Karl-Heinz Rummenigge lud zum G15-Gipfel.
© imago images / Poolfoto

Die Chancen auf eine Umverteilung der Mediengelder im Profifußball sind gesunken. Ausgerechnet ein Vertreter der "Kleinen" hat sich dagegen ausgesprochen.

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Karl-Heinz Rummenigge und seine Kollegen der "G15" können sich die Hände reiben. Trotz der scharfen Kritik an ihrem Vorgehen scheint die Stimmungsmache gegen eine spürbare Umverteilung der Mediengelder von oben nach unten im deutschen Profifußball von Erfolg gekrönt zu werden.

Drei Wochen vor der Versammlung der 36 Erst- und Zweitligisten am 7. Dezember hat sich ausgerechnet ein Vertreter der "Kleinen" im Präsidium der DFL gegen eine "revolutionäre Umverteilung" ausgesprochen.

"Dieser Gedanke scheint zur Unzeit zu kommen", schrieb Klubchef Steffen Schneekloth vom Zweitligisten Holstein Kiel im kicker mit Blick auf den seit Monaten anhalten Streit der Klubs um die Verteilung der Medieneinnahmen.

Zuletzt war auf das Positionspapier der "Kleinen 14" die Retourkutsche der "Großen 15" gefolgt. Die "K14" (vier Bundesligisten und zehn Zweitligisten) wollen eine starke Umverteilung, die "G15" (14 Bundesligisten und Zweitligist Hamburger SV) um Branchenführer Bayern München mit seinem Vorstandsboss Rummenigge sind dagegen.

Karl-Heinz Rummenigge lud zum G15-Gipfel.
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Karl-Heinz Rummenigge lud zum G15-Gipfel.

"Kleine" Vereine im DFL-Präsidium in der Überzahl

Die Lager scheinen sich unversöhnlich gegenüberzustehen - obwohl die Vereine formell gar nichts zu bestimmen haben. Die Entscheidung über die Verteilung der Medienerlöse liegt in den Händen des DFL-Präsidiums um den scheidenden Boss Christian Seifert.

In dem neunköpfigen Gremium sind die kleinen und mittleren Klubs seit dem vergangenen Jahr in der Überzahl. Die Einlassung Schneekloths lässt nun erkennen, dass es wohl dennoch keine Mehrheit für eine Umverteilung geben wird.

Der 56-Jährige, der den Posten des Dritten Stellvertretenden Sprechers inne hat, will mit seinen Präsidiumskollegen die "diskutierten Ansätze" einer Neuverteilung "nach effizientem Finanzmitteleinsatz, Nachwuchsförderung, Fan-Aufkommen oder mehr Gleichheit" zwar "rational und mit Augenmaß" prüfen - dennoch seien "in der Krise" vor allem "Teamgeist, Klarheit und Lösungsorientierung gefragt - nicht Ideologie".

Die Mediengelder sind die mit Abstand größte Einnahmequelle der Vereine. Es geht um die Verteilung der Erlöse ab der kommenden Spielzeit. Für die Rechte im deutschsprachigen Raum hat die DFL 1,1 Milliarden Euro pro Saison erzielt, die internationalen Einnahmen werden wohl bei 250 Millionen Euro liegen.

DFL-Präsidium: Die Entscheider über die Mediengelder-Verteilung

MitgliedVereinFunktion
Christian Seifert-Präsidiums-Sprecher
Peter Peterszuletzt Schalke 04Erster Stellvertretender Sprecher
Oliver LekiSC FreiburgZweiter Stellvertretender Sprecher
Steffen SchneeklothHolstein KielDritter Stellvertretender Sprecher
Jan-Christian DreesenBayern München-
Alexander Wehrle1. FC Köln-
Rüdiger FritschDarmstadt 98-
Oke GöttlichFC St. Pauli-
Ansgar Schwenken-Mitglied der DFL-Geschäftsleitung, DFL-Direktor

Oliver Bierhoff: "Fußball steht im Mittelpunkt, nicht das Geld"

Das Gezänk um die Ausschüttung ist nicht neu und sorgte bereits in der Vergangenheit für mächtig Ärger. Unter dem Eindruck der Coronakrise, die zahlreiche Klubs in Existenznöte gebracht hat, wird die Auseinandersetzung aber mit noch härteren Bandagen geführt. Vieles deutet darauf hin, dass einige Vereine jeden Euro brauchen, weil sie ihr unseriöses Wirtschaften inklusive der hochdotierten Spielerverträge kurzfristig nicht in andere Bahnen lenken können.

Seifert hatte zuletzt angemahnt, eine ehrliche Debatte zu führen. Der 51-Jährige wies immer wieder darauf hin, dass das Argumente "spannendere Liga" nur vorgeschoben sei. Laut Seifert sollten die Klubs offen sagen, dass sie einfach nur ihre Einnahmesituation verbessern wollen.

Tatsächlich ist das Problem der Langeweile an der Spitze sowie die Spaltung zwischen Arm und Reich kaum national zu lösen. Dazu genügt ein Blick auf die Bayern: Die Münchner haben als Titelgewinner in der abgelaufenen Saison der Champions League über 130 Millionen Euro kassiert. In der laufenden Spielzeit der Bundesliga wird der Meister "nur" 71 Millionen von den nationalen Mediengeldern erhalten.

Die Fixierung auf die Finanzen ist nach Ansicht von Oliver Bierhoff ohnehin nicht der richtige Ansatz. "Am Ende wird es wichtig sein, und das gilt für die DFL und den DFB, dass wir eine gemeinsame Linie finden", sagte der Direktor des DFB bei Sport1: "Dass auch bei aller wirtschaftlichen Bedeutung den Menschen vermittelt wird, dass der Fußball im Mittelpunkt steht und nicht das Geld."