Bremer Löcherstopfer, Neuers Coolness und Musialas Härtetest: Erkenntnisse zum Bayern-Remis gegen Werder

Von Dennis Melzer
Der FC Bayern kam gegen Werder nicht über ein Remis hinaus.
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Flicks Sechserpuzzle: Kein Platz für Marc Roca

Hansi Flick ließ sich wie gewohnt vor dem Duell mit Werder nicht in die Karten schauen. Aufgrund des personellen Aderlasses, der sich vor allem im defensiven Mittelfeld mit den Ausfällen von Joshua Kimmich und Corentin Tolisso äußerte, hatten einige Experten mit Neuzugang Marc Roca in der Startelf gerechnet.

Genährt wurden die Mutmaßungen von Flick selbst, der Roca am Freitag attestierte: "Ich bin sehr zufrieden, er hat gut trainiert. Warten wir mal ab, was mit ihm morgen ist." Die Auflösung, was mit Roca war, folgte am Samstag um 14:30 - nichts, der Spanier musste auf der Bank Platz nehmen, weil Flick Rocas routiniertem Landsmann Javi Martinez das Vertrauen schenkte, diesen sogar als alleinigen Sechser aufbot.

Später, als Lucas Hernandez verletzt vom Platz musste, rückte Martinez in die Innenverteidigung und Leon Goretzka an die Stelle des 32-Jährigen. Warum er Roca keine Chance gegeben habe, immerhin habe er den Youngster doch tags zuvor noch gelobt, wurde Flick gefragt.

"Wenn ich mich positiv über einen Spieler äußere, heißt das nicht, dass er eine Stammplatzgarantie hat", antwortete Flick und gab sofort zu verstehen, warum seine Wahl zugunsten Martinez' ausfiel: "Javi ist schon länger im Verein und in der Mannschaft. Er weiß, was auf dieser Position erwartet wird. Wir haben nur mit einer Sechs gespielt, das war für Javi die optimale Position."

Rechtfertigungen, die den Schluss nahelegen, dass Roca eben noch nicht imstande ist, die Erwartungen zu erfüllen. Bereits nach Rocas Pflichtspieldebüt Mitte Oktober (gegen den 1. FC Düren) hatte Flick taktische Unzulänglichkeiten bei dem U21-Nationalspieler festgestellt und öffentlich moniert.

"Für den Sechser ist auch die Positionierung immer wieder entscheidend. In Ballbesitz, aber auch gegen den Ball. Und da war er im Ballbesitz oftmals einfach zu tief." Es gelte, dass Roca "die richtigen Positionen und richtigen Räume besetzt."

Flick wollte Roca eigenen Angaben zufolge gegen Bremen mit Einsatzminuten bedenken, allerdings habe der Spielverlauf dies nicht hergegeben. "Von daher war heute für Marc kein Platz", lautete das abschließende Urteil.

Jamal Musiala zahlt Lehrgeld bei mutigem Startelf-Debüt

Dass Jamal Musiala über herausragende Anlagen verfügt, hat der gebürtige Stuttgarter schon mehrfach bewiesen. Technisch beschlagen, wieselflink und grazil schlängelte er sich ein ums andere Mal durch gestandene Bundesliga-Spieler, zeigte dabei nicht den Hauch von Ehrfurcht.

Kein Wunder, dass derzeit sowohl der DFB als auch der englische Fußballverband intensiv um die Gunst des Juwels buhlen, das jüngst für die U21 der Three Lions debütierte und gegen Albanien sofort einen Treffer beisteuerte. Um die Debütwoche für den 17-Jährigen zu krönen, bot Flick ihn erstmals in einem Bundesligaspiel von Beginn an auf.

Etwas überraschend, wenn man einen Blick auf die Bank warf, die unter anderem mit Leon Goretzka, Serge Gnabry und Leroy Sane gespickt war. "Er hat enorme Qualitäten und hatte es verdient, von Anfang an zu spielen", erklärte Flick Musialas Einsatz auf entsprechende Nachfrage. Fünfmal war Bayerns Top-Talent bislang zu Kurzeinsätzen gekommen, in kumuliert 81 Spielminuten sprangen satte zwei Tore heraus.

Gegen Bremen zahlte der Tempodribbler erstmals merklich Lehrgeld, was mitnichten despektierlich gemeint ist, sondern lediglich zeigen soll, dass dies zur Entwicklung eines jungen Fußballes dazugehört. "Für ihn war es genauso schwierig wie für den Rest der Mannschaft", sagte Flick mit Blick auf Musialas Leistung. "Wenn der Ball in die Räume kam, in die wir reinwollten, hat Bremen gut Druck ausgeübt. Das hat Jamal auch zu spüren bekommen."

Tatsächlich hatte Musiala im offensiven Mittelfeld nur selten die Möglichkeit, den Ball in Ruhe zu verarbeiten. Blitzschnell stellten die Bremer zu, zwangen den Startelf-Debütanten häufig in aussichtslose Dribblings. Musiala traute sich, nahm das Risiko der Eins-gegen-Eins-Situationen mutig an, was sich auch in der Zweikampfbilanz widerspiegelte. Obwohl Musialas Arbeitstag nach 63 Minuten beendet war, hatte er am Ende die meisten Duelle aller Spieler verbucht (19).

Allerdings: Musiala blieb auch etliche Male in der vielbeinigen SVW-Abwehr hängen, 16-Mal verlor er die Kugel an den Gegner (Höchstwert bei Bayern hinter Alaba mit 19 Ballverlusten). Mit mehr Spielzeit wird Musiala gewisse Erfahrungswerte sammeln, wann er beispielsweise seinen besser postierten Nebenmann bedienen sollte, wann es sinnvoll ist, das Dribbling zu suchen oder einen Angriff abzubrechen.

Sein Trainer wird ihn dabei sicherlich unterstützen: "Im Großen und Ganzen hat er seine Sache gut gemacht", sagte Flick.

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