Laut Beschlussvorlagen: Keine Zuschauer-Rückkehr bis Jahresende

SID
Der Signal Iduna Park bleibr bis mindestens Ende Oktober leer
© imago images / Horn/xEibner-Pressefoto EP_bhorn

Die Debatte um eine Zuschauer-Rückkehr in die Fußballstadien und die anderen Arenen ist vorerst wohl beendet. Die Politik will sich dagegen entscheiden.

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Die Mehrheit der Fans muss wohl draußen bleiben: Die Hoffnungen des Fußballs und der anderen Sportarten auf eine nennenswerte Zuschauer-Rückkehr in die Arenen scheinen sich zu zerschlagen. Der Profisport in Deutschland wird wahrscheinlich bis zum Jahresende im Grundsatz ohne Besucher auskommen müssen. Das geht aus der Beschlussvorlage für die Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten am Donnerstag hervor, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegt.

Demnach sollen Großveranstaltungen bis zum 31. Dezember verboten bleiben. Dies gelte etwa für "Volksfeste, größere Sportveranstaltungen mit Zuschauern, größere Konzerte, Festivals, Dorf-, Stadt-, Straßen-, Wein-, Schützenfeste oder Kirmes-Veranstaltungen". Ausnahmen könne es laut Vorlage nur in Regionen mit sehr geringen Infektionszahlen geben.

Als Richtwert für Ausnahmen soll gelten, wenn in den zurückliegenden sieben Tagen nicht mehr als 15 Infizierte auf 100.000 Einwohner kommen. Zudem muss sichergestellt sein, dass Teilnehmer nur aus dieser Region oder aus umliegenden Regionen mit entsprechenden Werten kommen. Somit könnten an diesen Standorten Zuschauer mit personalisierten Tickets in die Arenen. Ob die Ligen regional unterschiedliche Regelungen einführen wollen, ist aber aus Gründen der Wettbewerbsgleichheit fraglich.

Sollte der Beschlussvorschlag in die Tat umgesetzt werden, wäre das vor allem für die Profiligen neben dem Fußball ein harter Schlag. Dennoch hatte vor allem der Fußball drei Wochen vor dem Saisonstart der Bundesliga auf eine Zuschauer-Rückkehr gedrängt. Deshalb hatten Verbände wie Klubs zuletzt Druck gemacht. Mit ausgefeilten Plänen und beharrlicher Lobbyarbeit wollte der Fußball bei der Politik punkten.

Rummenigge: "Der Fußball braucht für seine Kultur Zuschauer"

Die Versuche, Fakten zu schaffen, gingen allerdings schief. Der DFB musste seinen Zuschauer-Plan für das Nations-League-Spiel der Nationalmannschaft am 3. September in Stuttgart gegen Spanien verwerfen. Bundesligist Union Berlin ist zurückgerudert und wird am 5. September doch kein Testspiel vor 3000 Fans bestreiten. Auch aus der Partie des Ligarivalen Schalke 04 gegen den Zweitligisten Würzburger Kickers vor geplanten 730 Besuchern in Tirol wurde aufgrund eines Coronafalls bei den Königsblauen nichts.

All diese Rückschläge änderten allerdings nichts an den ehrgeizigen Vorhaben der Fußball-Protagonisten, an deren Spitze sich Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge von Triple-Gewinner Bayern München gestellt hatte. "Der Fußball braucht für seine Kultur Zuschauer", sagte Rummenigge bei Bild live: "Deshalb müssen wir alle ein großes Interesse daran haben, dass so zeitnah wie möglich Zuschauer wieder im Stadion zugelassen werden."

Rummenigge hoffte auf einen "Doppelpass" mit der Politik. "Ich glaube, es ist wichtig, dass man uns Vertrauen gibt. Ich bin überzeugt, dass der Fußball das leisten kann", betonte der Bayern-Boss, der auf eine Stadion-Auslastung von 15 bis 20 Prozent gehofft hatte. Für ein kleines Kontingent von 500 Zuschauern wollte der DFB um Präsident Fritz Keller ("Wir müssen an Systemen arbeiten, wie wir wieder Zuschauer in die Stadien kriegen") in Stuttgart die Stadiontore öffnen, das verhinderte allerdings die UEFA.

Auch Bundesinnenminister Horst Seehofer hatte sich ein Ende der Geisterspiele gewünscht. "Wir müssen an konstruktiven Lösungen arbeiten, wie wir die Bundesliga und die 2. Liga wieder mit Publikumsbeteiligung realisieren können", hatte der CSU-Politiker gesagt: "In einem Stadion mit 80.000 Plätzen kann man durchaus eine nennenswerte Anzahl von Zuschauern unterbringen und dabei alle Infektionsschutzregeln einhalten, wenn die Hygienekonzepte stimmen."

Darauf hatte auch die DFL gehofft. Nach dem Willen der DFL sollte der deutsche Supercup am 30. September in München, bei dem die Bayern auf Borussia Dortmund treffen, vor "einer bestimmten Anzahl von Zuschauern" stattfinden. DFL-Boss Christian Seifert wollte sich an eine Zuschauer-Rückkehr "in kleinen verantwortungsvollen Schritten herantasten".

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