Freiburg-Trainer Christian Streich gibt tiefe Einblicke: "Zutiefst unmoralisch und asozial"

Von SPOX
Christian Streich nahm seine Mannschaft nach dem Aus in Stuttgart in Schutz.
© imago images / Sportfoto Rudel

Christian Streich (55) hat im Interview mit der Süddeutschen Zeitung Kritik am deutschen Steuerrecht geübt. Dass Geld im modernen Fußball eine große Rolle spielt, akzeptiert der Trainer des SC Freiburg. Er wünscht sich jedoch eine fairere Verteilung.

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"In unserer Gesellschaft fehlt in vielen Bereichen die Transparenz. Zum Beispiel die Sache mit den Steueroasen", sagte Streich der SZ und führte aus: "Mir ist schleierhaft, warum Leute das Geld, das sie hier verdienen, einfach so verlagern dürfen. Ich verdiene hier mein Geld und ich zahle hier meine Steuern, weil ich etwas zurückzuführen habe an die Gesellschaft. Wenn Unternehmen oder einzelne Menschen jede Nische nutzen, um möglichst wenig abzugeben, empfinde ich das als zutiefst unmoralisch und asozial."

Streich lehnt das moderne Fußballgeschäft, in dem sich so viel ums liebe Geld dreht, jedoch nicht ab. "Wir haben Angebot, wir haben Nachfrage und viele Menschen mischen mit. (...) Da wird viel Geld verdient. Aber der Markt gibt's her", meint der Freiburg-Trainer.

Auch die Kritik am Neustart der Bundesliga-Saison kann Streich nicht nachvollziehen. "Ich verstehe nicht, wie man einer Branche Vorwürfe machen kann, die alles dafür tut, Arbeitsplätze zu erhalten. Was hätten wir denn tun sollen? Auf dem Stuhl sitzen und warten? Dann gäbe es heute einige Vereine nicht mehr. Wir haben gekämpft wie die Löwen, dass wir und alle, die am Fußball dranhängen, unserem Beruf weiter nachgehen können", erklärte Streich. Er akzeptiert den wirtschaftlichen Faktor des Fußballgeschäfts, der immer größer wird.

Er wünsche sich lediglich einen faireren Umgang mit den erwirtschafteten Einnahmen. Angesprochen auf den achten Meistertitel des FC Bayern sagte Streich: "Die Bayern machen ja nichts Verbotenes. Sie haben Geld, und wenn sie wieder Meister wurden, haben sie noch mehr Geld, um Spieler zu kaufen. Eine fairere Verteilung der Fernsehgelder wäre vielleicht ein Ansatzpunkt für etwas mehr Chancengleichheit."

Christian Streich will weitermachen: "Ich arbeite ja nicht in einem Steinbruch"

Die erdrückende Dominanz der Bayern finde er "schade", weswegen Streich sich wünscht, dass zumindest Borussia Dortmund in der kommenden Spielzeit den Bayern wirklich gefährlich werden kann.

Mit dem SC Freiburg gelingt Streich das wohl eher nicht. Das geben Kader und Etat der Breisgauer nicht her. Platz acht in der abgelaufenen Saison ist jedoch als großer Erfolg zu werten. Unter Streich hat sich der SC Freiburg in der Bundesliga etabliert.

Seit Dezember 2011 ist er nun schon SC-Trainer, der dienstälteste Bundesliga-Trainer. An ein Karriereende denkt Streich aber noch nicht: "Ich möchte gerne noch ein wenig weitermachen. Ich arbeite ja auf dem Kickplatz und nicht in einem Steinbruch."

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