Bundesliga: TSG Hoffenheim trennt sich von Trainer Alfred Schreuder

SID
Der entlassene Alfred Schreuder wurde erst im Sommer 2019 von Hoffenheim verpflichtet.
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Die TSG Hoffenheim hat sich überraschend von Trainer Alfred Schreuder getrennt. Die Differenzen über den weiteren Weg waren zu groß - so wie der Schatten seines Vorgängers.

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Es war eine kurze Nacht für Alexander Rosen, der Sportchef der TSG Hoffenheim hatte viel Gesprächsbedarf mit Trainer Alfred Schreuder. Am Dienstagmorgen um 9 Uhr verkündeten die Kraichgauer dann den Paukenschlag: Der niederländische Coach räumt seinen Posten sofort, da es "Differenzen über die Ausrichtung des Klubs sowie den weiteren gemeinsamen Weg" gab. Die Trennung, betonte Sportchef Rosen, sei einvernehmlich erfolgt. "Wir sind mit einem Handschlag und einer Umarmung auseinandergegangen", sagte er.

Und auf die überraschende Trennung folgte direkt eine außergewöhnliche Übergangslösung. Das aktuelle Trainerteam um Matthias Kaltenbach, Michael Rechner und Timo Gross sowie Marcel Rapp und Ex-TSG-Profi Kai Herdling aus der klubeigenen Akademie sollen die Mannschaft an den verbleibenden vier Bundesligaspieltagen betreuen.

Auch Rosen selbst, der über die A-Trainerlizenz verfügt, will anpacken und "extrem nah dabei sein und die ganze Sache koordinieren und steuern", wie er erklärte: "Aber nicht im Trainingsanzug und nicht in Fußballschuhen."

Rasante Entwicklung überrascht auch Rosen

Die rasante Entwicklung der vergangenen Tage hatte auch Rosen überrascht. Nach dem Spiel bei Fortuna Düsseldorf (2:2) am Samstag sei "eine große Dynamik" entstanden, "die uns gemeinsam zu dem Schluss kommen ließ, dass es nach Saisonende einen neuen Cheftrainer bei der TSG Hoffenheim geben wird".

Weitere Gespräche mit Schreuder kamen dann zu dem Ergebnis, "diesen klaren Schnitt jetzt zu machen". In der Sommerpause soll ein neuer Cheftrainer übernehmen, eine Tendenz gebe es laut Rosen aber noch nicht.

Sportlich hatte Schreuder die TSG zuletzt trotz einer miserablen Bilanz von acht (teils deftigen) Heimniederlagen wieder in die Spur geführt, nach sieben Punkten aus den vergangenen drei Spielen hatte der Tabellen-Siebte Kurs auf Europa genommen.

Aus dem Schatten seines beliebten Vorgängers und Ex-Chefs Julian Nagelsmann konnte Schreuder aber nie heraustreten. Zumindest das Wiedersehen bleibt ihm nun erspart, wenn der Trainer-Jungstar am Freitagabend mit RB Leipzig nach Sinsheim zurückkehrt.

Alfred Schreuder und die TSG Hoffenheim gehen getrennter Wege.
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Alfred Schreuder und die TSG Hoffenheim gehen getrennter Wege.

Schreuder: "Konnten uns nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen"

Auch der neue Chefcoach wird sich in der kommenden Saison mit diesen übergroßen Fußstapfen konfrontiert sehen, die Schreuder im vergangenen Sommer nach seinem Wechsel von Ajax Amsterdam vorgefunden hatte. Der mitreißende, impulsive und charismatische Nagelsmann hatte den Klub gerade in Richtung Leipzig verlassen - diesem folgte der ruhige, akribische Schreuder nach, ein sachlicher Analytiker statt Entertainer.

"Leider konnten wir uns nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen, wie wir die TSG in die Zukunft führen möchten", sagte der Niederländer, der unter Nagelsmann schon von 2016 bis 2018 als Co-Trainer gearbeitet hatte, nach der Trennung: "Ich bedauere diese Entwicklung. Dass man unterschiedliche Meinungen hat, ist im Berufsleben aber nun einmal nicht ungewöhnlich."

Große Differenzen wegen Personalie Rudy

Für große Differenzen hatte etwa die Personalie Sebastian Rudy gesorgt. Schreuder war großer Fan der Schalker Leihgabe, seine Forderungen nach einer festen Verpflichtung des Nationalspielers stießen jedoch angeblich auf taube Ohren. "Es ging nicht um Einzelpersonalien", sagte Rosen am Dienstag, ergänzte aber vage, "dass in einer fast täglichen Kommunikation auch Spielerpersonalien ein Thema sind". Schon zu Beginn seiner Amtszeit hatte Schreuder mit der Hypothek leben müssen, dass Leistungsträger wie Nico Schulz (Borussia Dortmund) sowie Nadiem Amiri und Kerem Demirbay (beide Bayer Leverkusen) vor der Saison verkauft worden waren.

Dennoch hatte gerade Nagelsmann seinem Nachfolger und ehemaligen Assistenten einiges zugetraut und diesen als "Gewinner-Typ" mit der "TSG-DNA" beschrieben. Und auch der Niederländer hatte große Ziele. "Wir sind sehr gut aufgestellt, um eine schöne Geschichte zu schreiben", sagte Schreuder bei Amtsantritt. Ein Happy End war dieser Geschichte aber nicht vergönnt.

 

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