Manuel Baum im Interview über sein Aus beim FC Augsburg: "Das Ende hat sich eigentlich gar nicht angedeutet"

Manuel Baum wurde Anfang April 2019 beim FC Augsburg als Trainer entlassen.
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Der FCA hat letztlich auch deshalb den Klassenerhalt geschafft, weil Hannover, Nürnberg und Stuttgart keine Aufholjagd gelang. Glauben Sie, auch mit Ihnen hätte man den Abstieg vermieden?

Baum: Natürlich bin ich davon überzeugt, dass es mit mir genauso funktioniert hätte. Es ist schwierig zu sagen, ob man auch mit mir das Spiel in Frankfurt gewonnen hätte. Ich glaube aber definitiv, dass die Mannschaft in dieser Saison den Klassenerhalt geschafft hätte. Klar ist: Man muss in der Bundesliga als kleinerer Klub die Gegner auch immer mal zum richtigen Zeitpunkt erwischen. Die Eintracht hatte das Augsburg-Spiel zum Beispiel zwischen zwei wichtigen Europa-League-Partien. Als wir gegen Dortmund gewonnen haben, kam Marco Reus nach mehreren Wochen Verletzung zurück und konnte nicht bei 100 Prozent sein. Es entscheidet häufig auch dieses Momentum über Sieg oder Niederlage.

Zwei Wochen nach Ihrer Entlassung haben Sie sich noch einmal mit den beiden Geschäftsführern Stefan Reuter und Michael Ströll getroffen. Von wem ging dieses Treffen aus?

Baum: Wir haben bereits beim Telefonat, in dem mir meine Freistellung mitgeteilt wurde, gesagt, dass wir uns in einem weniger emotionalen Zustand in Ruhe treffen und alles besprechen wollen. Mir ist es schon wichtig, dass man in diesem Job die persönliche Beziehung, die weiterhin intakt bleiben soll, und die sachliche Ebene trennt. Es war niemand beleidigt oder sauer. Ich halte es da so, wie ich es von meinen Spielern auch erwarte: Wenn eine Entscheidung getroffen wird, hat man die zu akzeptieren und muss keine dreckige Wäsche waschen. Dazu haben wir in den letzten fünf Jahren zusammen zu viel erreicht. Die Ziele, die mir gesteckt wurden, konnten wir immer erreichen. Deshalb wäre es schade gewesen, wenn das so auseinander gegangen wäre, dass man sich nicht mehr in die Augen schauen kann. Mir liegt der Verein weiterhin am Herzen. Und jetzt wird aber eben ein neues Kapitel aufgeschlagen.

Wie bereiten Sie sich derzeit auf ein mögliches neues Kapitel vor?

Baum: Ich mag keinen Stillstand. Das Thema Weiter- und Fortbildung ist mir deshalb sehr wichtig, denn sonst würde man im nächsten Job wieder das gleiche machen und hätte sich keinen Zentimeter weiterentwickelt. Doch das fällt in der Zeit als Trainer komplett hinten runter, denn dann kannst du dich in der Konkurrenzsituation ja nicht mit anderen Trainern oder Vereinen, die interessante Ansätze haben, im Detail austauschen.

Stimmt es aber, dass Sie mal während der laufenden Saison eine Elite-Cheftrainer-Fortbildung des DFB besucht haben?

Baum: Ja. Das waren zehn Lehreinheiten über zwei Jahre, immer montags und dienstags ab 9 Uhr in Frankfurt. Das habe ich als einer von wenigen Bundesligatrainern wahrgenommen, Niko Kovac war zu seiner Frankfurter Zeit auch noch dabei. Es war aber ziemlich anstrengend: Samstag Spiel, Sonntagvormittag Regenerationstraining, am Nachmittag Zeit mit der Familie und am Montag hockt man sich um 3 Uhr in der Nacht in den Zug.

Was war der Inhalt dieser Fortbildung?

Baum: Es ging nicht um taktische Dinge, sondern beispielweise um interkulturelle Handlungskompetenz. Eine Mannschaft besteht ja meist aus Spielern unterschiedlicher Kulturkreise, die verschiedene Werte verkörpern und nicht alle dasselbe hierarchische Denken mitbringen. Man kann als Trainer mit diesen Spielern nicht so kommunizieren, wie man selbst sozialisiert wurde. Das fand ich genauso interessant wie die Themen Mimik, Gestik, eigene Körpersprache oder die Unterschiede zwischen verschiedenen Gesprächsarten.

Zurück zum neuen Kapitel: Wann wollen Sie denn wieder einsteigen?

Baum: Ich bin nicht panisch, sondern denke, wenn eine Tür zugeht, geht irgendwo eine andere auf. Ich habe Spaß am Geschäft Fußball, in fast allen Bereichen schon gearbeitet und hatte extrem viel Vergnügen in der Bundesliga. Trainer zu sein ist einfach mein Leben, daher kann ich mir gut vorstellen, diesen Job langfristig zu machen.

Als auf der Pressekonferenz Ihre Freistellung begründet wurde, sagte Reuter über Sie: "Wenn Zeit ins Land zieht und er es sich vorstellen kann, sind wir absolut gesprächsbereit und können uns auch vorstellen, in der Zukunft noch mal mit ihm zusammenzuarbeiten." Ist das für Sie denkbar?

Baum: Wir sind ja wie gesagt nicht im Bösen auseinandergegangen. Wenn irgendwann mal wieder eine Vakanz auf der Trainerposition in Augsburg bestünde, dann könnte ich mir das sehr gut vorstellen.