Videobeweis sorgt weiter für große Verwirrung

SID
Felix Brych wurde in die Vorauswahl der Schiedsrichter für die WM 2018 berufen
© getty

Irgendwie läuft es vom Timing her nie richtig gut für Felix Brych. Als der Münchner vor vier Jahren das Phantomtor von Stefan Kießling anerkannte, trug er den Titel "Schiedsrichter des Jahres" und zierte die Titelseite des Regelhefts. Am Samstag sorgte der Jurist gemeinsam mit Video-Assistent Tobias Welz dafür, dass die Dauer-Debatte um den Videobeweis neue Nahrung erhalten hat - nur rund eine Stunde, nachdem er in die Vorauswahl für die Fußball-WM 2018 berufen wurde.

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Am Abend eines aufregenden Tages trat Brych dann vor die Kamera und räumte mit ernster Miene seinen spielentscheidenden Fehler bei der Bundesligapartie zwischen dem FSV Mainz 05 und dem 1. FC Köln (1:0) ein. Der 42-Jährige musste also genau das tun, was der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit seiner Neu-Ausrichtung beim Videobeweis unbedingt verhindern wollte.

Erst vor einer Woche hatte DFB-Präsident Reinhard Grindel mehrfach zu Protokoll gegeben, dass das technische Hilfsmittel in erster Linie die Auftritte von zerknirschten Unparteiischen, die ihre Fehlentscheidungen nach Ansicht der TV-Bilder zugeben müssen, überflüssig machen soll. Doch daraus wurde nichts - im Gegenteil.

Brych: "Auf dem Platz war es für mich ein Elfmeter"

"Auf dem Platz war es für mich ein klarer Elfmeter. Ich hatte dann auch Kontakt nach Köln. Da wurde mir bestätigt, dass es einen Kontakt am Knie gab", schilderte Brych bei Sky die Vorgänge - und seine Zusammenarbeit mit Welz in der Kölner Videozentrale: "Ich habe mir jetzt die Bilder angeschaut, ich kann da keinen Kontakt erkennen, aber ich habe noch nicht alle Einstellungen gesehen."

Die Einstellung, in der ein Foul des Kölners Konstantin Rausch am Mainzer Pablo de Blasis zu erkennen ist, suchten die Fernsehzuschauer jedenfalls vergebens. Noch schlimmer als die falsche Wahrnehmung Brychs war allerdings die Einschätzung des Wiesbadeners Welz, der den Fehler nicht korrigierte.

DFB will Szene in Mainz nicht kommentieren

Wer bei alldem eine Verunsicherung der Schiedsrichter nach dem Hickhack um das korrekte Eingreifen durch den Video-Assistenten und die Absetzung von Projektleiter Hellmut Krug vermutet, dürfte schwer zu widerlegen sein. Der DFB wollte die Szene in Mainz am Sonntag nicht kommentieren und verwies auf die Einlassung Brychs.

Dem Mainzer Daniel Brosinski war das alles egal. Er verwandelte den Strafstoß zum Mainzer Sieg (44.) - und verschärfte damit die Krise beim Tabellenletzten. "Die Jungs fühlen sich halt betrogen", kommentierte FC-Trainer Peter Stöger die Szene.

Zu dieser Gefühlslage hätte es eigentlich nicht kommen dürfen. Denn Schiedsrichter-Boss Lutz Michael Fröhlich stellte erst am Freitag noch einmal klar, wann ein Video-Assistent nach den Bestimmungen der Regelhüter des International Football Association Board (IFAB) eingreifen soll.

Rosen: "Wieder der Phantom-Schiedsrichter"

Dabei sagte Fröhlich unter anderem: "Nach IFAB-Definition liegt ein klarer Fehler des Schiedsrichters dann vor, wenn er seine Entscheidung nach Betrachtung des Bildmaterials unverzüglich ändern würde." Nach den Aussagen Brychs beseht kein Zweifel daran, dass er das getan hätte.

Das hätte Brych, der schon bei WM, EM, Olympia, DFB-Pokal-Finale und den Endspielen beider Europacup-Wettbewerbe im Einsatz war, auch die Häme von anderer Seite erspart. Sportchef Alexander Rosen von 1899 Hoffenheim, dem benachteiligten Klub beim Phantomtor, schüttelte beim Studium der TV-Bilder jedenfalls den Kopf: "Mein Güte - das war doch wieder der Phantom-Schiedsrichter." Für Sportvorstand Fredi Bobic von Eintracht Frankfurt war die Szene ein "Wahnsinn" und eine "Vollkatastrophe".

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