Die Raute rockt wieder

Von Stefan Zieglmayer / Arne Pieper
Bruno Labbadia hat dem HSV eine klare Handschrift verpasst
© getty

Der Ruf des Hamburger SV wurde aufgrund der sportlichen Talfahrt in den vergangenen Jahren sehr in Mitleidenschaft gezogen. Zwei Jahre am Rande des Abstiegs machten den Bundesliga-Dino zur Lachnummer. Auch wenn sich an der finanziellen Schieflage des Klubs nichts geändert hat, geht es sportlich in dieser Saison steil bergauf. Der Aufschwung hat viele Gründe.

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Der Retter mit Vision

Trainer Bruno Labbadia ist ohne Zweifel der Vater des derzeitigen Aufschwungs. Er hat dem krisengeschüttelten HSV neues Leben eingehaucht und es endlich geschafft, der Mannschaft eine klare spielerische und taktische Identität zu verpassen.

Nach zwei Jahren als eine der Schießbuden der Liga ist es dem 49-Jährigen gelungen, Stabilität in die Hamburger Defensive zu bekommen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen (0:5 in München, 0:3 in Berlin) steht das Team bei gegnerischem Ballbesitz deutlich kompakter, überzeugt durch taktisch cleveres Verschieben und bei Bedarf auch durch aggressives Pressing.

Bei allem sichtbaren Fortschritt wird Labbadia allerdings nicht müde zu betonen, dass man noch nichts erreicht habe und sich inmitten eines Prozesses befinde, der noch lange nicht abgeschlossen sei: "Es ist aus unserer Sicht nicht der Zeitpunkt, sich für irgendetwas bestätigt zu sehen. Für uns alle geht es doch nach den schweren Jahren erstmal darum, wieder mehr Substanz und Stabilität in den Laden zu bringen. Daran arbeiten wir alle jeden Tag richtig hart", erklärte er dieser Tage bei Sport 1.

Unverkennbar sind auch die spielerischen Fortschritte. War das Wort Spielkultur in Hamburg über viele Jahre ein Fremdwort, zeigt das Team jetzt durchaus ansehnlichen Fußball, ohne jedoch auf das kämpferische Element zu verzichten.

Zudem sind die Rothosen im Spiel nach vorne deutlich vielseitiger geworden und nicht mehr so leicht ausrechenbar, wie noch in den Jahren der häufig erschreckenden offensiven Harmlosigkeit.

In Spielen mit viel Ballbesitz findet das Team neue Lösungswege, unter anderem durch die Variabilität der Flügelspieler, denen Labbadia viele Freiräume bietet. Auch gegen den Ball arbeiten die Hamburger inzwischen deutlich effektiver, als Musterbeispiel dient dabei die taktische Meisterleistung im Heimspiel gegen den BVB (3:1).

Labbadia warnt allerdings davor, sich auf die ordentliche Ausbeute von 21 Punkten aus 14 Spielen zuviel einzubilden: "Wir wissen aber auch, dass wir nach wie vor in jedem Spiel an die 100 Prozent kommen müssen, um die Chance auf einen Sieg zu haben. Wenn wir das schaffen, können wir den Ausgang des Spiels aber auch selbst bestimmen. Das gibt uns ein gutes Gefühl."

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