Watzke: "Wir sind nicht zerstört"

SID
Hans-Joachim Watzke gab zu, dass er die Europaträume seiner Borussia noch nicht begraben will
© getty

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat vor dem anstehenden Top-Spiel (Samstag, 18.30 Uhr im LIVE-TICKER) in der Bundesliga zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München die Strahlkraft seines Vereins verdeutlicht. Zudem sprach er im Interview mit der Bild über die Europa League, die Zukunft von Mats Hummels und Ilkay Gündogan sowie den Konkurrenzkampf mit dem Rekordmeister.

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In der Tabelle trennen beide Teams aktuell zwar 31 Punkte und neun Tabellenplätze, aber dennoch sieht er den BVB national als Klub Nummer zwei: "Ich glaube, dass unsere Strahlkraft im Vergleich zu anderen erfolgreichen deutschen Vereinen nach wie vor in hohem Maße gegeben ist. Borussia Dortmund ist einfach etwas Besonderes. Wir haben immer noch mit ganz, ganz großem Abstand die zweitmeisten Fans in Deutschland. Wir haben immer noch die meisten Zuschauer. Wir sind bei jedem Auswärtsspiel überbucht. Und selbst als wir Liga-Letzter waren, hatten wir die skurrile Situation, dass unsere Spieler weiter von den besten Klubs Europas gejagt wurden. Wir sind nicht zerstört", sagte der Geschäftsführer.

Die Überlegenheit des FCB ist ihm dennoch bewusst: "Bayern hat in Deutschland ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, allein durch die doppelten Personalkosten, die sie zahlen können. Das haben sie sich hart erarbeitet und verdient. Wir haben die normalen Kräfteverhältnisse für ein paar Jahre national außer Kraft gesetzt, indem wir drei Titel in kurzer Zeit geholt haben. Sportlich war und ist Bayern aber immer die Nr. 1 gewesen. Das haben wir niemals in Frage gestellt", so Watzke weiter.

Auffällig ist vor dem Top-Spiel auch, dass es medial ziemlich ruhig ist. Fliegende Giftpfeile zwischen den Vereinen, wie es sie noch in der vergangenen Saison gab, sucht man heuer vergeblich. "Es wird nie soweit kommen, dass wir irgendwelche devoten Adressen in Richtung Bayern abgeben werden, wie andere Klubs das in dieser Saison schon getan haben. Das vermisse ich auch nicht."

Hummels-Entscheidung "nur über den BVB"

Sportlich überholt haben indes vor allem Wolfsburg, Gladbach, Leverkusen und Schalke die Dortmunder in dieser Saison. Ob das auch in Zukunft so sein wird? Watzke verneint: "Gladbach hat für mich viele Attribute die auch Dortmund hat. Wenn von diesen angesprochenen Vereinen irgendwann einer auch 10 Millionen Fans hat, dann wäre die Gefahr sicher da. Aber das sehe ich aktuell nicht. Was Strahlkraft angeht, ist Schalke 04 für mich übrigens hinter Bayern und uns der Klub, der die größte hat."

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Durch die Aussagen von Kapitän Mats Hummels, dass er sich über seine Zukunft Gedanken mache, wurde in den Medien viel spekuliert. "Wir haben beim BVB doch die Situation, dass wir jedes Jahr einen großen Leistungsträger verloren haben. Das war eine skurrile Situation, als unsere Spieler von den Top-Klubs in Europa gejagt wurden, obwohl den letzten Platz in der Liga belegt haben. Mats kennt die vertragliche Situation, er hat sie in diesem Interview auch selbst beschrieben. Die Entscheidung, wo er nächste Saison spielt, geht natürlich nur über den BVB", stellte der Geschäftsführer klar.

Einen abwanderungswilligen Robert Lewandowski gaben die Schwarz-Gelben vor zwei Jahren nicht ab. Ein Modell, das laut Watzke auch bei Hummels denkbar wäre: "Hätten wir Robert damals direkt verkauft, hätten wir vielleicht 25 Millionen Euro eingenommen. Wir haben ihn aber gehalten und vielleicht auch durch ihn 50 Millionen mehr eingenommen. Das ist doch das gleiche Thema hier! Wir denken nicht kurzfristig. Das macht man nur, wenn man Geld benötigt. Und das brauchen wir nicht."

Gündogan-Entscheidung naht

Zuletzt wurde spekuliert, dass Louis van Gaal Hummels zu Manchester United locken und den Dortmundern dafür angeblich 40 Millionen Euro Ablöse überweisen will. Ein schriftliches Angebot liegt dem Verein nach Watzkes Angaben bisher nicht vor. "Und wenn eines kommen sollte, werden wir das intern diskutieren und entscheiden", sagte der 54-Jährige.

Neben Hummels ist Ilkay Gündogan ein heißer Kandidat für einen möglichen Wechsel. Im Gegensatz zu Hummels läuft der Vertrag des in Gelsenkirchen geborenen Dortmunders nur noch bis 2016. Watzke: "Wir rechnen zeitnah mit einer Entscheidung, die ist aber noch nicht gefallen."

"Schielen Richtung Europa"

Weiter spannend bleibt zudem die Frage, auf welchem Tabellenplatz der BVB die Saison abschließt. Die Teilnahme an der Europa League ist weiterhin möglich. "Noch schauen wir vor allem nach unten, können aber auch ganz leicht Richtung Europa League schielen. Eine Teilnahme an der Europa League würde uns sicherlich Einnahmen von 30 Millionen Euro bringen. Ohne, dass wir ins Viertel- oder Halbfinale kommen müssten", sagte der BVB-Boss. "Wir haben eine Sponsoren-Gemeinde, die unsere Aktivitäten ganz sicher auch in diesem Wettbewerb begleiten und honorieren wird." Die Chancen auf eine Teilnahme bezifferte er allerdings auf "unter 50 Prozent".

Sollten sich die Dortmunder nicht mehr qualifizieren, gäbe es einen Kaderumbau: "Dann würden wir natürlich abspecken, denn unser Kader wäre für ein Jahr ohne internationale Teilnahme zu groß. Aber unser Team-Budget wäre dann immer noch viel höher als in den Meister-Jahren. Wie das konkret aussehen wird, werden wir nicht vor Juli verraten."

Wie gespielt werden soll und welche Spieler dafür nötig sind, wird Trainer Jürgen Klopp weiter entscheiden. Über die Personalie des Trainers ist man sich sicher: "Es ist in unserer Gesamt-Abwägung so, dass es die absolut richtige Entscheidung ist, mit Jürgen Klopp auch ins achte BVB-Jahr zu gehen. Für mich ist Stand jetzt völlig klar, dass Klopp auch in der nächsten Saison unser Trainer ist. Über einen Nachfolger habe ich noch keine Sekunde nachgedacht."

Der Kader von Borussia Dortmund in der Übersicht

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