Wieder in die Hölle

Von Adrian Franke
Der BVB hat die Europa League fest im Blick
© getty

Borussia Dortmund hat durch den Sieg im Halbfinale des DFB-Pokals gegen den FC Bayern München die doppelte Chance, eine verkorkste Saison noch versöhnlich mit der Qualifikation für die Europa League abzuschließen. Das nächste mögliche Endspiel steigt bereits am Samstag (15.30 Uhr im LIVE-TICKER), wenn der BVB zur TSG 1899 Hoffenheim muss.

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"Wir sind über uns hinausgewachsen", brachte es Marco Reus auf den Punkt. "Es war klar, dass es ein schwerer Kampf wird", gab Sebastian Kehl zu und ein sichtlich erleichterter Trainer Jürgen Klopp betonte: "Es war ein Höllenspiel. Beide Mannschaften haben alles gegeben, haben alles versucht. Das war ein ganz großer Abend."

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Neben etwas Glück hatte der Pokalsieg in München die Dortmunder, so der offensichtliche Grundtenor, vor allem viel Kraft gekostet, physisch, aber auch emotional. Umso ausgelassener feierten die Spieler nach der Partie auf dem Rasen und in der Kabine. Die Chance, Klopp mit einem Titel zu verabschieden, lebt.

Doch gleichzeitig könnte das Pokalfinale gegen Wolfsburg ein doppeltes Endspiel werden: Sollte Dortmund die Saison nicht mindestens auf dem siebten Platz beenden, wäre der Pokalsieg Pflicht, um sich für Europa zu qualifizieren. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke stellte am Donnerstag unmissverständlich klar: "Wir wollen mit aller Macht nach Europa. Jetzt blicken wir ausschließlich auf die Liga."

Wazke: Hoffenheim so wichtig wie Bayern

Schon direkt nach dem Bayern-Spiel hatte sich Watzke nur einen kurzen Moment gegönnt, ehe er betonte: "Wir spielen bereits am Samstag in Hoffenheim. Dieses Spiel ist genauso wichtig wie das heutige, denn die Bundesliga ist der zweite Weg nach Europa. Wir müssen jetzt gut regenerieren und dann in Hoffenheim etwas mitnehmen. Im Kampf um die Europa-League-Plätze ist das Duell enorm wichtig."

Mit der TSG wartet jetzt schließlich nicht irgendein Gegner auf die Dortmunder: Der BVB steht aktuell einen Zähler hinter den Kraichgauern auf dem achten Platz, eine Pleite würde die Chance, sich über die Liga für Europa zu qualifizieren, in weite Ferne rücken lassen. Damit steht direkt das nächste Endspiel an, und das an aus Dortmunder Sicht unliebsamer Stätte: Der BVB hat nur zwei der sechs Auswärtsspiele in Hoffenheim gewonnen.

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Gisdol will Revanche

Klar ist außerdem, dass Hoffenheim bis in die Haarspitzen motiviert sein wird - immerhin verloren die Kraichgauer im Pokal-Viertelfinale denkbar unglücklich mit 2:3 nach Verlängerung im Dortmund, die Liga bietet Hoffenheim somit das einzige Ticket nach Europa. "Die haben wir im Viertelfinale rausgeworfen und da hat mir Trainer Markus Gisdol schon angedroht, dass sie sich das zurückholen wollen", berichtete Klopp.

Mit einem Sieg am Samstag könnte Hoffenheim einen großen Schritt in genau die Richtung machen, TSG-Manager Alex Rosen fügte hinzu: "Es ist seit Wochen ausverkauft. Die passende Bühne für einen packenden Fight. Es geht für uns darum, den BVB auf Distanz halten zu können."

Dennoch wird der Druck, im Gegensatz zum Bayern-Spiel, bei den Dortmundern liegen, wie Hoffenheims Kapitän Andreas Beck bei bundesliga.de zusammenfasste: "Ich glaube schon, dass wir nicht zufrieden wären, wenn wir aus den letzten vier Spielen nur vier Punkte holen würden. Das kann man sagen. Das wäre nicht der Anspruch, den wir an uns haben. Aber: Wir setzen uns nicht unter Druck. Wir können da oben reinrutschen - Dortmund muss es vom Anspruch her."

Kein "Cup der Verlierer" mehr

Tatsächlich steht aus Sicht des Champions-League-Achtelfinalisten viel auf dem Spiel. Ohne internationalen Wettbewerb wird das Transferfenster im Sommer deutlich anspruchsvoller, da Spieler, die Dortmund sofort weiterhelfen können, die Bühne Europa wollen. Darüber hinaus sind die Zeiten, in denen die Europa League noch den Beckenbauerschen Stempel als "Cup der Verlierer" trug, zunehmend vorbei.

Das Startgeld in der EL wird künftig pro Team auf 2,4 Millionen Euro fast verdoppelt, die Siegprämien steigen um 64 Prozent. Der Finalsieger erhält in Zukunft stolze 6,5 Millionen Euro - der Wettbewerb wird immer stärker aufgewertet. Als "ein lohnenswertes Ziel" hatte BVB-Sportdirektor Michael Zorc die Europa League daher kürzlich bezeichnet und Watzke ging in der Bild sogar noch einen Schritt weiter.

"Eine Teilnahme an der Europa League würde uns sicherlich Einnahmen von 30 Millionen Euro bringen. Ohne, dass wir ins Viertel- oder Halbfinale kommen müssten. Wir haben eine Sponsorengemeinde, die unsere Aktivitäten ganz sicher auch in diesem Wettbewerb begleiten und honorieren wird", stellte der BVB-Boss klar.

Stimmt der Fokus?

Doch bis es so weit ist muss Dortmund für den Saisonendspurt schnell wieder den Fokus finden. Dass das Spiel gegen Bayern Kraft gekostet hat, weiß auch Klopp, folgerichtig ließ er das anschließend angesetzte Training ausfallen und schickte seine Spieler zum Ausruhen nach Hause. Schlicht zu wichtig und zu richtungsweisend für das Bundesliga- und somit das Saison-Finale ist die Partie in Hoffenheim.

"Alle sind glücklich und erleichtert, dass wir aus dieser Saison doch noch richtig etwas rausholen können", freute sich auch Mats Hummels nach dem Sieg in München. Doch diese Einstellung sollte Dortmund auch auf die Liga übertragen - dann kann der BVB auch vor dem Pokal-Endspiel am 30. Mai schon etwas aus der Saison rausholen.

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