"Keine angenehme Sache"

SID
Rafael van der Vaart sahs beim Spiel gegen Gladbach 90 Minuten auf der Bank
© getty

Die Zeit von Rafael van der Vaart beim Hamburger SV scheint abzulaufen. Beim unglücklichen 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach schmorte der Kapitän trotz großer Verletzungssorgen nur auf der Bank.

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Als die HSV-Stammspieler am Montag bestens gelaunt ihre Laufrunde durch den Hamburger Volkspark drehten, stand Edelreservist Rafael van der Vaart auf dem Trainingsplatz und schuftete für die Rückkehr in die Startelf.

Viel Hoffnung gibt es für den Kapitän, dessen Vertrag im Sommer endet, allerdings momentan nicht: Ohne van der Vaart präsentierte sich der Bundesliga-Dino so stark wie lange nicht mehr. Die Zeit des 109-maligen niederländischen Nationalspielers an der Elbe scheint unweigerlich abzulaufen.

"Im zwischenmenschlichen Bereich ist das keine angenehme Sache, aber es gehört zum Geschäft", sagte Coach Joe Zinnbauer nach dem 1:1 (0:0) gegen Borussia Mönchengladbach trocken: "Rafael ist Profi, ich bin Profi, das gehört dazu."

Kein Platz für van der Vaart

Obwohl mit Valon Behrami, Lewis Holtby, Marcell Jansen und Marcelo Diaz vier Stammkräfte im Mittelfeld ausgefallen waren, blieb für van der Vaart am Sonntag kein Platz.

Der 32-Jährige schmorte 90 Minuten lang auf der Ersatzbank und sah, wie der HSV mit insgesamt sieben neuen Spielern in der Startelf und ganz viel Leidenschaft trotz des späten Ausgleichs durch Branimir Hrgota (90.+2) Wiedergutmachung für die historische 0:8-Klatsche bei Bayern München in der Vorwoche betrieb.

"Es macht Lust auf mehr, aber es war nur ein Punkt", sagte HSV-Sportchef Peter Knäbel angesichts von nur zwei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz im NDR-Sportclub: "Es macht Lust darauf, die Mannschaft weiter so spielen und kämpfen zu sehen."

"Ich bin nicht in der Form"

Für van der Vaart, der 2012 für die stolze Summe von 13 Millionen Euro von den Tottenham Hotspur nach Hamburg zurückgekehrt war, könnten die zwölf verbleibenden Saisonspiele zu einer Art Abschiedstournee werden. Eine Abschiedstournee, auf der andere die Musik spielen. Der intensive Rhythmus des Abstiegskampfes fällt dem einstigen Heilsbringer schwer.

"Ich bin nicht in der Form, die ich mir wünsche", hatte van der Vaart zuletzt selbstkritisch gesagt: "Laufen, kämpfen, laufen, kämpfen - das ist nicht ganz die Situation, in der ich glänzen kann."

Der Klub macht keinen Hehl daraus, im Sommer alte Zöpfe abschneiden zu wollen. Mit einem geschätzten Jahreseinkommen von 3,5 Millionen Euro ist van der Vaart Topverdiener in der Hansestadt. Zudem stehen sechs weitere auslaufende Verträge auf dem Prüfstand - darunter auch die von Verteidiger Heiko Westermann und Linksfuß Jansen.

Entscheidung Ende März?

Spätestens in der Länderspielpause Ende März soll über ihr Schicksal entschieden werden. "Wir haben abgemacht, dass wir die Zeit nutzen", sagte Knäbel: "Es ist wichtig für die Spieler und auch für ihr Umfeld, dass man Planungssicherheit hat."

Es gibt zurzeit nur wenige Argumente, die für eine Vertragsverlängerung mit van der Vaart sprechen - zumal ein neuer Dirigent bereits gefunden scheint. Vor den Abräumern Gojko Kacar, der nach fast drei Jahren erstmals wieder von Beginn an ran durfte, und Petr Jiracek wirbelte Zoltan Stieber. Der Ungar präsentierte sich überaus lauffreudig, giftig im Zweikampf und krönte seine starke Leistung mit dem 1:0 (73.).

"Im zentralen Bereich ist Stieber gut aufgehoben. Mit seiner Wendigkeit und seiner Spielintelligenz kann er uns gut helfen", lobte Zinnbauer.

Und van der Vaart? "Wer Rafa kennt, der weiß, dass er diese Woche noch mehr arbeiten wird", sagte der Coach. Mit Blick auf die Partie bei Eintracht Frankfurt am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Sky) dürfte Zinnbauer jedoch keinen Grund haben, seine Aufstellung zu verändern.

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