Hoeneß tritt Haft in Landsberg an

SID
Uli Hoeneß wurde zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt
© getty

Bayern Münchens ehemaliger Präsident Uli Hoeneß hat 81 Tage nach seiner Verurteilung als Steuersünder am Montag seine Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech angetreten. Das bestätigten die Anwälte von Hoeneß.

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Hoeneß war am 13. März vom Landgericht München wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nach Informationen von "Bild" verzichtet Hoeneß zunächst auf einen Antrag auf Freigang - und bleibt damit erst einmal hinter Gittern.

Wie lange Hoeneß tatsächlich einsitzen muss, ist offen. Freigang könnte Hoeneß im besten Fall nach sechs Monaten bekommen, bei guter Führung wäre eine Entlassung bereits nach rund 21 Monaten möglich.

In den ersten zwei Wochen im Gefängnis erwartet Hoeneß eine Art Eingewöhnungszeit, in der es Gespräche mit der Anstaltsleitung, Psychologen und Ärzten geben soll.

Sicherheitsbedenken wegen Erpressungsversuch

Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte der 62-Jährige am 10. Mai auf der Meister-Feier der Bayern im Münchner Post-Palast. Eine Woche zuvor hatte Hoeneß bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Klubs seine Rückkehr in den Verein angekündigt.

"Wenn ich zurück bin, werde ich mich nicht zur Ruhe setzen. Das war's noch nicht", hatte er gesagt. Gespräche mit Verantwortlichen über diese Pläne hat es bisher allerdings angeblich noch nicht gegeben.

Hoeneß hatte zuletzt dem Vernehmen nach bei der Staatsanwaltschaft Einspruch gegen seinen Vollzug in Landsberg erhoben. Hintergrund war ein von der Leitung der JVA veranstalteter "Tag der offenen Tür", bei dem zahlreichen Medienvertretern Einblick in den Gefängnis-Alltag gewährt worden war. Hoeneß sah seine Privatsphäre verletzt.

Zudem waren Sicherheitsbedenken laut geworden, nachdem Hoeneß sogar Opfer eines Erpressungsversuchs geworden war. Ihm waren von einem 50 Jahre alten Ex-Sträfling "für seine bevorstehende Strafhaft erhebliche Schwierigkeiten angedroht" worden. Der Täter wurde bei einer fingierten Geldübergabe festgenommen.

Aufstehen um 5.50 Uhr

Die JVA Landsberg ist 106 Jahre alt und hat 565 Haftplätze. Für Hoeneß beginnt der Tag hinter Gittern um 5.50 Uhr. Um 6.10 Uhr werden die Zellen aufgeschlossen, ab 6.20 gibt es Frühstück. Danach ist Arbeitsbeginn. 17 Betriebe hat die JVA Landsberg, darunter eine Metzgerei, eine Autowerkstatt und eine Schlosserei.

Mittagspause ist von 11.00 bis 12.00 Uhr. Danach wird bis etwa 15.30 Uhr weitergearbeitet. Nach dem Abendbrot ist von 17.00 bis 19.00 Uhr so genannter Aufschluss.

Die Gefangenen haben Freizeit, können sich sportlich betätigen, Bücher ausleihen oder diverse Angebote der Gefängnisleitung wahrnehmen (etwa Zen-Meditation oder Power-Yoga).

Telefonieren nur in dringenden Fällen

Die Einzelzellen in Landsberg sind zwischen acht und zehn Quadratmeter groß. Darin gibt es ein Bett, einen Schrank, einen Tisch und einen Stuhl.

Einen Fernseher oder ein Radio-Gerät kann Hoeneß zusätzlich beantragen. Zudem gibt es einen Nassbereich mit Waschbecken und Toilette. Die Gemeinschaftsduschen sind auf dem Flur.

Der ehemalige Bayern-Boss darf kein Handy benutzen, telefonieren ist nur in dringenden Fällen erlaubt. Besuch darf zweimal im Monat je zwei Stunden empfangen werden.

Hopfner als Hoeneß-Nachfolger

Hoeneß hatte am Tag nach seiner Verurteilung nach vier Prozesstagen seine Ämter beim FC Bayern als Präsident und Vorsitzender des Aufsichtsrats niedergelegt.

Der ehemalige Welt- und Europameister gehört auch nicht mehr der "Hall of Fame des deutschen Sports" an. Hoeneß hatte die "Goldene Sportpyramide" zurückgegeben, die ihm 2009 für sein Lebenswerk verliehen worden war und ihm den Platz in der Ruhmeshalle eingebracht hatte.

Beim FC Bayern hat inzwischen Karl Hopfner die Nachfolge von Hoeneß als Präsident angetreten. Der Aufsichtsrat wird derzeit von adidas-Chef Herbert Hainer angeführt, dem Hopfner im Herbst nachfolgen dürfte.

Hoeneß hatte nach der Meisterfeier auf einen Besuch des DFB-Pokal-Finals in Berlin am 17. Mai verzichtet. Auch bei den Play-off-Spielen "seiner" Basketballer hatte der langjährige Manager zuletzt gefehlt. Bis zu Hoeneß' nächstem Besuch bei seinem Klub dürften Monate vergehen.

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