Ganz viele junge Hoffnungsträger

Von SPOX
Bärenstarke Vorbereitung: Yunus Malli war für die Mainzer sechs Mal erfolgreich
© getty

Eine handvoll Youngster hat die Winterpause genutzt, um sich in den Vordergrund zu spielen. Schalke und Mainz hoffen auf zwei bekannte Gesichter. In Bremen und Hannover dagegen stehen zwei A-Jugendliche auf dem Sprung.

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Bayer Leverkusen: Der Plan mit Ryu Seung-Woo war eigentlich ein anderer: Bayer schnappte sich den koreanischen U-20-Nationalspieler per Leihvertrag vom FC Jeju United, um ihn gleich wieder weiter zu verleihen. Der 20-Jährige sollte Spielpraxis und Erfahrungen sammeln bei seinen ersten Schritten in Europa. Die schwere Verletzung von Robbie Kruse (Kreuzbandriss) und Ryus gezeigte Leistungen in den Testspielen haben in Leverkusen aber zu einem Umdenken geführt. "Man hat gesehen, welche Qualitäten er hat, auch wenn es nur 45 Minuten in einem Testspiel waren", sagte Sportdirektor Rudi Völler beim Wintercup in Düsseldorf, wo Ryu richtig stark aufspielte. "Er und Julian Brandt machen das bisher gut. Vielleicht können sie uns in der Rückrunde noch richtig weiterhelfen", sagt Kapitän Somin Rolfes. Trainer Sami Hyypiä benötigt unbedingt einen dribbelstarken und wendigen Spieler für eine der offensiven Außenpositionen, das haben die Spiele der Hinrunde gegen tief stehende Mannschaften gezeigt. Da hatte Bayer stets Probleme, sich durch die jeweiligen Abwehrreihen zu kombinieren. "Wir haben einen solchen Typen wie ihn nicht im Kader", sagt Hyypiä und fügt an: "Ryu bringt spezielle Fähigkeiten ein."

Werder Bremen: Clemens Fritz muss sich wegen seiner anhaltenden Leistenprobleme zwar nun doch nicht operieren lassen, fällt aber in den nächsten beiden Wochen noch definitiv aus. Bereits vor dem Abflug ins Trainingslager in Spanien war zu ahnen, dass es für den Kapitän zum Rückrundenstart nicht reichen wird. Also nahm Trainer Robin Dutt vorsorglich schon Talent Luca Zander mit auf die Reise. Der rechte Verteidiger der U 23 sollte wie einige seiner Kollegen aus der zweiten Mannschaft ein wenig bei den Profis reinschnuppern - vor dem Start in die zweite Halbserie mit dem ungemein wichtigen Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig ist Zander aber plötzlich ein veritabler Kandidat als Fritz-Ersatz. "Luca hat uns angenehm überrascht", fiel Dutts Urteil nach den zehn Tagen in Spanien äußerst positiv aus. Eine leichte Verletzung hat ihn zuletzt ein paar Einheiten gekostet. Nimmt man die Tatsache, dass Theodor Gebre Selassie in der Vorrunde rechts hinten nicht überzeugen konnte und im Trainingslager im Mittelfeld getestet wurde, und das Vorhaben, in Zukunft noch mehr auf die Jugend zu setzen, ist ein Einsatz Zanders gegen den Tabellenletzten durchaus denkbar.

Hannover 96: Auch für Tim Dierßen hätte die Winterpause kaum besser laufen können. Trainer Tayfun Korkut hat den Kader der Profis am Montag nochmal verkleinert und Adrian Nikci und Ali Gökdemir zur U 23 geschickt. Nur wenige Tage davor hatte sich der erst 18-jährige Dierßen mit den Niedersachsen auf einen Profivertrag bis 2017 geeinigt. Zusammen mit Valmir Sulejmani (17) soll er für Hannovers Zukunft stehen. Beim letzten Test im Trainingslager gegen Rizespor gelang Dierßen sein erstes Tor bei den Profis. Gleich von mehreren Bundesligaklubs (HSV, Hoffenheim, Wolfsburg) war Dierßen umworben worden, mit dem neuen Trainer Korkut und dessen verändertem Spielsystem weg vom Schwerpunkt des schnellen Umschaltspiels und hin zu mehr Spielaufbau und Ballbesitz kann sich der Youngster offenbar gut anfreunden. Auf mittelfristige Sicht wird Dierßen nach Sulejmani der nächste Junge aus dem eigenen Stall werden, der es direkt von der A-Jugend zum ersten Pflichtspieleinsatz bei den Profis schafft.

Mainz 05: Der Transfer von Ja-Cheol Koo hätte Yunus Malli im Sommer wohl noch einen Schauer über den Rücken gejagt. Da und in den Monaten danach war der überaus talentierte Offensivspieler überhaupt kein Faktor im Mainzer Spiel, war ständig auf der Suche nach seiner Form und wenigstens ein paar kleinen Lichtblicken. Erst gegen Ende der Vorrunde, als auch die gesamte Mannschaft nach einer Durststrecke davor wieder besser ins Laufen gekommen war, wurde auch Malli etwas stärker - und vor allen Dingen selbstbewusster.

Dass der 21-Jährige einer der besten Fußballer in Reihen der Mainzer ist, dürfte unbestritten sein. Aber Malli bekommt seine PS eben auch viel zu selten auf den Rasen, was ihn bei einigen Experten und Fans längst schon zum "ewigen Talent" hat werden lassen. Die Vorbereitung auf die Rückrunde aber hat Malli nun genutzt, um nachhaltig auf sich und seine Qualitäten aufmerksam zu machen. Gleich sechs Treffer erzielte er in den Testspielen, wo er entweder im offensiven Mittelfeld oder sogar ganz vorne im Sturmzentrum zum Einsatz kam. "Mir gelingt es momentan, die Dinge, die ich kann, auch im Spiel abzurufen. Und es gibt mir Selbstvertrauen, wenn ich merke, dass die Mannschaft mich braucht und an mich glaubt", sagt Malli. Sein Trainer Thomas Tuchel freut das ebenfalls. "Yunus hat das Selbstvertrauen, das nötige Quäntchen Glück, eine gute Form, eine gute Dynamik und einen guten Torriecher." Und er hat den Vorteil, dass er anders als Zugang Koo bereits mit dem Spiel und seinen Mitspielern vertraut ist. Alles in allem nicht die schlechtesten Voraussetzungen für die Auftaktpartie beim VfB Stuttgart.

Schalke: Im Sommer gab es jede Menge Trubel um den Wechsel von Leon Goretzka zum FC Schalke 04. Bisher konnte Goretzka den Kritikern seines Transfers nur schwer den Wind aus den Segeln nehmen. In der Vorrunde kam das Top-Talent lediglich acht Mal in Liga zum Einsatz, 264 Spielminuten sind kaum der Rede wert.

Einige Verletzungen warfen Goretzka genauso immer wieder zurück wie die Konzentration auf die Schule, in diesem Frühjahr will er dann endlich sein Abi bauen und dieses Kapitel beenden. Um die Weihnachtsfeiertage musste sich der 18-Jährige noch einer Mandel-OP unterziehen, jetzt greift er in Vorbereitung auf die Rückrunde endlich voll an. "Mir geht es wieder viel besser. Im Nachhinein weiß ich erst, wie krank ich gewesen bin, aber seit die Mandeln raus sind, ist alles wieder gut. Ich denke, dass ich inzwischen im Verein und in der ersten Liga angekommen bin." Da stören auch die neuerlichen Störfeuer seines Ex-Trainer Peter Neururer wenig, der sich noch einmal bemüßigt sah, den Weggang Goretzkas vom VfL Bochum zu kritisieren: "Leon ist in seiner Entwicklung stagniert. Er wäre besser noch ein oder zwei Jahre bei uns geblieben." Goretzka jedenfalls will sich damit nicht länger befassen. "Ich fühle mich wohl in der Mannschaft und hoffe, dass ich in der Rückrunde etwas mehr Einsatzzeiten bekomme. Mein Ziel ist es nicht, die ganze Saison vorwiegend Einwechselspieler zu sein."

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