Polizei rechnet mit steigendem Widerstand

Von Jöran Landschoff
Besonders Beleidigungen und Widerstandsleistungen gegen Beamte sind gestiegen
© getty

Die Gewaltbereitschaft von Fußballfans in Deutschland könnte nach Polizeiberichten immer weiter ansteigen. Dabei prangern Verantwortliche vor allem den offenen Widerstand der Fans sowie die prinzipielle Verweigerung von Kooperation einiger Fangruppierungen an. Dabei wehrt sich ein Inspektor aber gegen den Vorwurf der Pauschalisierung.

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Wie "Der Westen" berichtet, haben die Polizeidirektionen im Ruhrgebiet mit immer mehr gewaltbereiten Fans zu kämpfen. "Ich habe schon den Eindruck, dass die Gewalttendenz eher nach oben geht", bestätigt Jochen Dawidowski, Szenekundiger für Schalke 04 und Rot-Weiß Essen. "Besonders Beleidigungen und Widerstandsleistungen gegen uns Beamte sind gestiegen."

An Spieltagen betreuen die Polizisten vor allem Fans rivalisierender Vereine, gewährleisten die Sicherheit an Bahnhöfen und begleiten Züge. Dawidowski selbst hat bereits Erfahrungen mit gewaltbereiten Fußballfans gemacht. Bei der Betreuung eines Zuges mit RWE-Fans wurde er von den Anhängern bedroht. Die Konsequenz: "Seitdem kommt es nicht mehr vor, dass nur zwei Männer einen Essener Zug betreuen."

Bereitgestellte Sonderzüge würden allerdings oft aus Prinzip nicht genutzt. "Bei manchen Gruppen gibt es einen Kodex, nicht mit der Polizei zu sprechen oder zu kooperieren", erläuterte Oliver Humpert, Leiter der Polizeiinspektion Dortmund.

"Ultra ist nicht gleich Ultra"

Als "Problemfans" werden solche Anhänger von Fußballvereinen genannt, die an einem friedlichen Stadionbesuch nicht interessiert sind und durch Gewalt oder auch Pyrotechnik auffallen. So kam es am 8. Spieltag der letzten Saison zu 200 Festnahmen im Vorfeld des Revierderbys zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 (1:2). Rund 400 "Problemfans" sollen die Vereine jeweils aufweisen.

"Die kommen oft aus der Ultraszene. Man muss da jedoch ganz fein differenzieren", betont Dawidowski. "Ultra ist nicht gleich Ultra", so der Experte. Daher sei die Herangehensweise der Beamten verfeinert worden, die Fans sollen nicht über einen Kamm geschert werden. "Wir versuchen so intensiv wie möglich mit den Fans zu kooperieren und kommunizieren, gehen gegen jede Art von Gewalt vor, arbeiten mit Videobeweisen, um identifizierend vorzugehen und schöpfen die rechtlichen Sanktionen aus", erklärt Humpert die Strategie.

So sollen die Maßnahmen gegen Randalierer besser angepasst werden. Eine Geldstrafe habe bei Fußballfans etwa weniger Wirkung als ein bundesweites Stadionverbot.

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