Josep Guardiola: Man on Fire

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Fatih Demireli
Bayern-Trainer Pep Guardiola erlebte ein spannendes Bundesliga-Debüt mit drei Punkten
© getty

Der FC Bayern München hat das Auftaktspiel zur 51. Bundesliga-Saison souverän mit 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach gewonnen. Für Josep Guardiola war es das erste Bundesliga-Spiel, mit dem er aber nicht immer zufrieden. Und da war noch die Hose, die auf die Nerven ging. Guardiolas erster Bundesliga-Einsatz in der Chronologie.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

19.25 Uhr: Der FC Bayern trifft rund eine Stunde vor Anpfiff in der Allianz Arena ein. Guardiola ist der erste Münchener, der aus dem Bus steigt und mit schnellen Schritten auch schon wieder im Innenleben des Stadions verschwunden ist. Danach gibt's die obligatorischen Interviews mit den TV-Partnern.

20.33 Uhr: Bayerns Stadionsprecher Stephan Lehmann verliest die Mannschaftsausstellungen. Nach zwei, drei Testläufen beim Uli-Hoeneß-Cup und im Audi Cup wissen nun offenbar auch die letzten Stadionbesucher, wer Bayern-Trainer ist: Der Name Guardiolas hallt am lautesten zurück, als Lehmann "Pep" als Vorlage liefert. Zum ersten Mal so richtig.

20.34 Uhr: Jetzt ist Guardiola auch da. Nachdem er gegen Barcelona, Sao Paulo und Manchester City noch recht leger gekleidet an der Seite stand, ist er nun im feinen grauen Anzug da. Das enge, weiße Hemd hat er offenbar aus Barcelona mitgenommen. Die Hose sitzt noch, doch das sollte an diesem Abend zum Problem werden. Nett auch die sehr innige Begrüßung von Lucien Favre. Danach geht es auf die Trainerbank. Pep verfolgen gefühlt 100 Fotografen, Favre hat freie Bahn zur seiner Bank.

1. Spielminute: Es dauert keine 60 Sekunden, bis Guardiola an der Grenze der Coaching Zone steht. Er guckt sich erst einmal die Abläufe im Gladbacher Spiel an.

2.: Guardiola schlägt die Hände über den Kopf. Was war passiert? Nichts, was weitreichende Folge hatte. Aber Pep geht früh ins Detail, greift beim Positionsspiel ein. Und schon in dieser Phase des Spiels wird klar: Mit Dante wird er heute viele Gespräche führen.

8.: Dante spielt aus dem Halbfeld einen langen Ball in den Strafraum. Ohne den Hauch einer Chance, dass der Ball einen Abnehmer findet. Guardiola gestikuliert wild, schlägt die Arme um sich und brüllt ein paar Worte ins Nichts. Besonders nervig: Die Hose mag nicht sitzen, Guardiola muss auch da immer wieder korrigieren. Dass ihm der Gürtel rausgerutscht ist, merkt er erst später.

12.: Erst mal ein großer Schluck aus der Pulle. Die Bayern führen nach Robbens Tor und Riberys toller Vorlage. Guardiola streckt beide Fäuste nach vorne, zeigt mit dem Finger auf Ribery und schickt ihm seine Glückwünsche. Das war's mit der Pep'schen Freudeneinlage. Sofort gibt's wieder Korrekturen: Guardiola macht eine Art Ententanz, zeigt seinen Mittelfeldleuten, dass er mehr Bewegung fordert.

16.: Beim 2:0 durch Mandzukic sitzt Guardiola auf der Bank, freut sich kurz. Schon Routine?

18.: Neuer spielt beim Aufbau einen Ball an die Strafraumgrenze zu Dante. Schon zuvor spielte Neuer einen Ball unsauber. Jetzt ist Guardiola wieder zur Stelle, zeigt Neuer, wo der Ball hin muss. Nämlich sofort zu Schweinsteiger ins defensive Mittelfeld und nicht vorher noch auf die Außenposition, die zugedeckt ist.

22.: Gleiches Spiel auch bei Dante: Guardiola gefallen die Anspielstation beim Aufbau nicht, fordert noch tiefere Abspiele, schnellere Umschaltung nach Ballbesitz. Immer wieder ist Dante einer der Ansprechpartner, auch mal sehr deutlich. Als der Brasilianer eine Anweisung nicht versteht, ruft Guardiola Alaba zu sich und lässt ein paar Worte ausrichten.

25: Jetzt muss sich auch Schweinsteiger ein paar Takte anhören: Wieder hat es Guardiola auf die Option des Passempfängers abgesehen. Guardiola greift unermüdlich ein.

27.: Jetzt gibt's auch mal demonstrativen Applaus: Lahm, Ribery und Robben machen das Spiel schnell, lassen den Ball mit einem Kontakt rotieren und kommen zum Abschluss. Guardiola gefällt's, streckt die Arme hoch und applaudiert.

29.: Robben kommt bei einer Gladbacher Standardsituation nur bis an den Mittelkreis zurück. Guardiola faucht, beordert Robben nach hinten. Der gestikuliert zurück: Was jetzt? Nach vorne oder nach hinten? Guardiola: Nach hinten!

41.: Guardiola sitzt schon seit Minuten ruhig auf der Bank. Ist er etwa jetzt zufrieden? Genug gestanden, sagt Dante und lenkt einen Arango-Ball ins eigene Tor. Guardiola steht eine Minute später wieder und dirigiert das Positionsspiel.

46.: Die Bayern kommen spät aus der Kabine. Guardiola ist der Letzte und bevor er sich hinsetzt, geht er gleich zu Kirchhoff und Martinez und schickt sie zum Aufwärmen. Fitnesscoach Buenaventura soll mitgehen.

51.: Gladbach baut ohne Gegenwehr auf. Guardiola gefällt's nicht, er lamentiert: Warum geht da keiner hin? Warum stört keiner? Guardiola ist wieder mal: Man on Fire.

60.: Der Ball ruht, Guardiola reicht Lahm eine Wasserflasche und redet eindringlich auf seinen Kapitän ein. In der nächsten Szene ist Lahm erstmals offensiv richtig gefährlich. Muss ein guter Tipp gewesen sein.

69.: Positiv: Guardiola reagiert auf keine Schiedsrichter-Entscheidungen, nutzt jede Pause, in der der eine oder andere Bayern-Akteur mit dem Schiedsrichter redet, um einen Spieler herbei zu rufen. Als Dominguez den Ball mit der Hand spielt, "kontaktiert" er erstmals den Schiedsrichter, zeigt das Handspiel an.

70.: Als Müller vor der Ausführung des Elfmeters steht, schart er Dante, Alaba, Schweinsteiger und Lahm um sich, führt Einzelgespräche. Pep sieht Müllers Anlauf beim Elfmeter überhaupt nicht, weil er immer noch mit Alaba redet. Bei Müllers Fehlversuch lässt Guardiola den Kopf senken. Bei Alabas erfolgreichem Versuch sitzt er schon längst ruhig auf der Bank.

71.: Der erste Wechsel: Kirchhoff kommt für Schweinsteiger, kurz danach Rafinha für Müller. Beide Neuen bekommen sehr eindringliche Anweisungen, beide Ausgewechselten anerkennende Shakehands.

82.: Guardiola hat inzwischen viele Laufmeter hinter sich. Und ist nicht müde, einzugreifen. Warum schießt Kroos, wenn er keine freie Schussbahn hat?

90.: Die erste Bundesliga-Schicht ist zu Ende. Guardiola verlässt dann doch zufrieden die Trainerbank. Jetzt muss er aber erste einmal erklären, wie dieser Sieg zustande gekommen ist.

22.56 Uhr: Guardiola kommt mit Favre und Hörwick auf die Bühne, weiß allerdings erst einmal nicht, wo er sitzen darf. Danach hört er Favre genau zu. Auf die Gratulation des Schweizers antwortet Pep mit einem sehr leisen "Danke".

22.58 Uhr: Pep darf das Wort erstmals selbst ergreifen. Man sieht ihm zwar noch die Nervosität an - die Hand wandert regelmäßig zum Kopf - dennoch verraten seine Worte die Erleichterung über den ersten Sieg im ersten Spiel. Am Ende muss er zum gefühlt 83. Mal die Systemfrage beantworten und sagt zum 83. Mal: "Das System ist egal!"

Pep Guardiola im Steckbrief