Riskante Penetranz des FC Bayern

Von Thomas Gaber
Javier Martinez (l.) schied mit Spanien bei den Olympischen Spielen in London in der Vorrunde aus
© Getty

40-Millionen-Mann Javi Martinez soll Bayerns Probleme im Mittelfeld lösen. Finanziell ist das Risiko überschaubar, strategisch ist der Deal dagegen fragwürdig. Martinez selbst hat noch nicht allzu viel vorzuweisen.

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Javi Martinez gehört ab sofort dem FC Bayern. Die Münchner sind überzeugt, dass der 40-Millionen-Mann "unsere Probleme im Mittelfeld lösen kann" (Matthias Sammer). Sinngemäß den gleichen Satz gab Sammers Vorgänger Christian Nerlinger im Januar 2011 von sich - nach der Verpflichtung von Luiz Gustavo. Der Brasilianer wurde landauf landab als bester Bundesliga-Sechser gepriesen und bei Bayern intern als perfekter Partner für Bastian Schweinsteiger gesehen.

18 Monate später ist 16-Millionen-Mann Gustavo offenbar nicht mehr gut genug, genausowenig wie 11-Millionen-Mann Tymoschtschuk. 27 Millionen Euro wurden schon mal fehlinvestiert auf der Position im strategischen Mittelfeld. Sonst wären die Bayern nicht so penetrant auf Martinez abgefahren.

Sie gehen mit der Verpflichtung ein großes Risiko ein. Kein finanzielles, der Verein hat genug Geld. Eher ein strategisches. Die Trumpfkarte Martinez muss stechen, andernfalls machen sich die Bayern mit ihrer Transferpolitik allmählich lächerlich. Und 40 Millionen Euro für einen Spieler konterkarieren den Plan, dem eigenen Nachwuchs mit großen Anstrengungen wieder auf die Beine zu helfen.

Martinez gilt als Spieler mit sehr guter Übersicht, Zweikampf- und vor allem Kopfballstärke. 15 von 21 Toren in der Primera Division erzielte Martinez per Kopf.

Ob er aber die erhoffte Verstärkung ist, ist nicht garantiert. Seine internationale Erfahrung ist überschaubar. In der Nationalmannschaft hat er keine Chance gegen Iniesta, Busquets, Xavi und Xabi Alonso, in der Champions League hat er noch keine Sekunde gespielt. Die spanische Olympiamannschaft blamierte sich mit Martinez als Kapitän in London.

Zudem wird ihm in Spanien nachgesagt, seine Nerven nicht immer im Griff zu haben. In 201 Ligaspielen flog Martinez fünfmal vom Platz.

Der Spanier freut sich auf die Bundesliga und die Bundesliga darf sich auf ihn freuen. Die Begleitumstände setzen ihn und seinen neuen Verein aber von Beginn an mächtig unter Druck.

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