Hoffenheim: Nitro und Glycerin

Von Haruka Gruber
Tanner und Stanislawski liegen mit 1899 im Mittelfeld - und müssen dennoch zittern
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Die Rolle von Manager Ernst Tanner

Hoffenheim entschied sich mit Bedacht dazu, mit Stanislawski einen Trainer zu verpflichten, der eine ähnlich starke Persönlichkeit mitbringt wie Manager Ernst Tanner. In der Hoffnung, dass durch die Reibung aneinander positive Energie entsteht.

Die ersten sieben Monate der Zusammenarbeit verliefen jedoch ernüchternd. Beide vermieden einen offenen Konflikt, dennoch sind Differenzen in der Bewertung von Spielern und Situationen allzu offensichtlich. "Ich bin geradlinig und ehrlich, manchmal aber auch etwas stur und dickköpfig. Einige stören sich daran, aber ich sehe es nicht ein, warum ich mich verändern soll", sagte Tanner vor dem Saisonstart im SPOX-Interview.

Entsprechend bezog er Position und widersprach - wenn nötig - dem Trainer. Und das in einer Häufigkeit, die verblüfft. Stanislawski plädierte für einen Verbleib des im Sommer vertragslosen Tobias Weis ("Er ist ein Spielertyp, der uns gut tut"), Tanner teilte diesem die Trennung mit. Stanislawski befürwortete im Winter das sofortige Kommen von 1860-Stürmer Kevin Volland, Tanner verschob es auf den Sommer. Stanislawski rüffelte Torwart Starke nach dessen Kritik an Ryan Babel, Tanner bewertete sie als "nicht schlimm".

Vereint werden beide zumindest im Bestreben, Hoffenheim finanziell zu konsolidieren. Stanislawski erklärte Ibisevic, Obasi und Sigurdsson für verzichtbar, Tanner fand Abnehmer und füllte den Kader mit Nachwuchskräften auf: Sandro Wieser (19 Jahre), Stefan Thesker (20), ab kommender Saison Michael Gregoritsch (18).

Dass in der Winterpause aber Mäzen Hopp nach Tanners gescheiterten Verhandlungen mit dem VfL Wolfsburg um den Kauf von Srdjan Lakic selbst über VW-Boss Martin Winterkorn in Kontakt trat mit Felix Magath und eine Einigung erzielte, schwächte die Position des Managers.

Unter Verweis auf die zu hohe Ablöse für Lakic hatte Tanner einen Transfer als nicht für realisierbar erklärt, wenig später wurde der Kroate nach Hopps Intervention ausgeliehen - das jedoch für einen Betrag, der deutlich über dem in der Bundesliga üblichen Satz liegt: Obwohl der in dieser Saison torlose Lakic nur die Rückrunde in Hoffenheim spielt und der Verein keine anschließende Kaufoption besitzt, wird eine Million Euro an Wolfsburg gezahlt. Seltsam: Nach "Bild"-Informationen hatte Tanner zuvor noch ein Ausleihgeschäft ausgeschlossen.

Die Vermutung liegt nahe, dass im Führungszirkel die Qualität der Mannschaft unterschiedlich bewertet wird. Während Hopp und Stanislawski vor einem Durchreichen in den Tabellenkeller warnen und den Abstiegskampf ausrufen, äußert sich Tanner wesentlich zuversichtlicher.

Stanislawski sagt: "Ich habe auch keine Lust, irgendetwas schön zu reden, was nicht schön ist." Tanner hingegen vermerkt unter Verweis auf den möglichen Einzug ins Pokal-Halbfinale: "Ich glaube sagen zu können: Hoffenheim ist auf einem sehr guten Weg."

Auf Fragen zu möglichen Spannungen mit dem Trainer sagt Tanner übrigens: "Mein Verhältnis zu Stanislawski ist perfekt."

Teil 1: Die Rolle von Trainer Holger Stanislawski

Teil 2: Die Rolle von Manager Ernst Tanner

Teil 3: Die Rolle von Mäzen Dietmar Hopp