Alles nur Keks-Benefiz

Von Florian Bogner
"Lustig, lustig, tralalalalaaaa...": Die Bremer Stadtmusikanten sind an Weihnachten wieder unterwegs
© Getty

Hamburg will einen Spieler namens Granit, spielt aber auch mit HW4 schon schnöde Nullnull. Mike Hanke wird laut "Bild" von seiner Freundin angezogen, bekommt bei der Erstaufführung von "The Revenge of Jan-Ingwer" jedoch prompt die Quittung dafür. Und wenn ihr jetzt nicht alle brav die AL lest und politisch korrekt drunter kommentiert, gibt's an Weihnachten keine Geschenke! Dafür wird der Papa schon sorgen...

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1. Poldi sucht ein Zuhause: Es ist ja schon irgendwie verzwickt. Kaum spielt ein Spieler wie Lukas Podolski mal eine Halbserie auf halbwegs hohem Niveau, stehen die Interessenten für Prinz Wumms angeblich schon wieder Schlange. Dabei war der doch einst vom FCB zurückgekommen, weil er in Köln - und nur in Köln! - glücklich sein kann. Auch wenn Claudio Pizarro in ähnlicher Lage beinahe philosophisch wurde ("Zukunft ist immer offen - man weiß nicht, was passiert"): Das Wechselthema ist ein leidiges und vor allem eins, dass es so auch nur in Köln geben kann.

Das Schöne an diesem freien Land ist manchmal auch seine größte Geißel: Jeder darf ungefragt seinen Senf abgeben. Sogar die Kölner Fans, die das angebliche Interesse eines königsblauen Vereins mit einem lautstarken "Scheißäää 04" quittierten. Oder Karl-Heinz Riedle, der bei "Sky" meinte: "An seiner Stelle würde ich in Köln unterschreiben oder bei einem der großen Klubs wie Arsenal London, Liverpool oder wo auch immer." Ist ja auch herzlich egal. Hauptsache nicht bei Schalke.

Wer noch was über den Stellenwert des Prinzen in der Domstadt wissen will, der muss nur mal drauf achten, was vor Spielbeginn in Köln-Müngersdorf los ist - da prügeln sich nämlich sogar die Einlaufkinder (geiles Wort, nä?) um des Polden Hand.

2. Der Perl-Taucher: Ein ungeschriebenes Fußballgesetz besagt: Foul ist, wenn der Schiri pfeift. Aber was, wenn der Ref gerade keine Pfeife zur Hand hat? Echtes Improvisationstalent stellte Günter Perl am Freitagabend in Berlin unter Beweis. Raul hatte den armen Schiri in der Nachspielzeit so arg von der Seite angerempelt, dass Perl die Pfeife aus der Hand glitt.

Blöd für die Hertha, die im Anschluss eigentlich einen Freistoß an der Strafraumgrenze bekommen hätte müssen, wäre Perl nicht just abgetaucht, um am Boden nach seiner Triller zu suchen. Als der wiederum merkte, dass ihn das halbe Stadion entgeistert anblickte, entschied er mit ausgestreckten Armen souverän auf Weiterspielen und ahndete das nächste Foul Sekunden später einfach durch In-Die-Hände-Klatschen - leider zum Nachteil der Hertha.

3. Loretta: Horst Heldt belegt seit kurzem Managerkurse und hat dabei offenbar gelernt, wie man sein Unternehmen nach außen hin am besten verkauft. Der Schalke-Manager sprach deswegen am Wochenende wiederholt vom "zweitgrößten Klub Deutschlands" und dessen Recht auf freies Nachdenken - und wurde prompt missverstanden.

Wir jedoch wissen: Heldt geht es in punkto Podolski selbstverständlich nur ums Prinzip und nicht um handfeste Offerten - so wie Stan alias Loretta bei "Das Leben des Brian" auch nur ums hypothetische Recht kämpft, ein Kind zu bekommen. Auch wenn er keine Mumu hat. Oder, Horst Heldt? Podolski meinte zur ganzen Schalke-Thematik übrigens nur: "Sie haben die Fans doch gehört, oder?" Soviel zur schnöden Theorie.

4. Einer für ganz oben: Lukas Podolski ist ja hierzulande so beliebt, weil er Dinge gesagt hat wie: "Mir egal, ob die Argentinier schlechte Verlierer sind. Die haben verloren, die fahren jetzt nach Hause." Einfach so. Bumms. Am Samstag fügte Podolski erfrischen einleuchtend hinzu: "Mein Vertrag geht noch eineinhalb Jahre und wenn ich das in eineinhalb Jahren entscheide, dann in eineinhalb Jahren." Das ganze beschloss Poldi mit einem: "Ich will Erfolg haben, will Tore machen und wenn das am Ende passt, dann sind wir alle zufrieden - auch Geißbock Hennes." Kann den mal jemand in die Politik schicken, bitte?

5. Papa, was gibt's zu Essen? Als für die "Wir haben so viel Sendeplatz also lass uns einfach Mumpitz machen"-Show von "Sky" am Samstagabend ein gewisser Herr Stromberg angekündigt war, dachte nicht nur der AL-Autor: Stromberg? Geil! Dann war aber relativ schnell klar, dass nicht der Papa gemeint war, sondern der Gourmetkoch der Nationalmannschaft Holger Stromberg.

Der macht hauptberuflich lieber Erbsen platt als Ernie, und berichtete zwar durchaus engagiert von seinen Erlebnissen mit den Mägen der Nation, schoss an der einen oder anderen Stelle aber auch deutlich übers Ziel hinaus.

"Ich muss sehen, dass das kulinarische Bett gemacht ist", sagte der reale Stromberg, wo der "echte" vielleicht eher: "Curry rot-weiß für alle!" gesät und ein vielkehliges "Lurchi! Lurchi! Lurchi!" geerntet hätte.

Holgi Stromberg verriet dafür, dass ein Torwart etwas anderes essen müsse als ein Feldspieler und dass Miro Klose besonders auf seine Ernährung achte. Der Lazio-Stürmer sei auch einem guten Glas Rotwein nicht abgeneigt. Aber hoffentlich ohne Eiswürfel.

6. Unterschichtenfernsehen: Was Philipp Wollscheid und Vedad Ibisevic in Nürnberg ablieferten, hatte was von einer Talkshow auf den Privaten. Wollscheid war in diesem Fall der auf Klassenfahrt aus Versehen geschwängerte Teenie, Ibisevic der, dem ein Vaterschaftstest auf die Schliche kommen soll (in Wahrheit war eine Ausholbewegung von Ibisevics Unterarm in Richtung Wollscheid-Kinn, die den Nürnberger kurz vor dem 0:1 niedergestreckt hatte, der Stein des Anstoßes gewesen, interessierte aber nur am Rande).

Wollscheid imitierte nach dem Spiel trotzdem gekonnt einen Weinkrampf wie mittags bei Britt und stammelte etwas von "keine Luft mehr bekommen" und "bitter", weil das ja alles "mit Ansage" passiert sei. Angeblich habe ihm Ibisevic nämlich kurz zuvor angekündigt, dass es "gleich wehtun" werde.

Klarer Fall von Vernachlässigung der Aufsichtspflicht, Schiri Drees!

7. Es lebt, es lebt! Neues Leben in die Welt gesetzt hätte auch beinahe Simon Rolfes bei der Partie in Hannover. Der Nationalspieler war derart heftig mit Emanuel Pogatetz zusammengerasselt, dass Rolfes' Stirn anschließend so aussah, als würde sich ein Alien den Weg in die Freiheit bahnen. Da als Einhorn eher wenig mit Kopfballspiel ist, wurde Rolfes zur Pause rausgenommen. Fragt sich nur, wer das Alien mit heim nehmen durfte.

8. Gähn: Ähnlich emotional gesteuert wie der FC ist ja auch der HSV. Der Anhang träumt von Duellen mit CR7 oder LM10, die Realität heißt aber HW4, spielt beim FSV 0:0 und tanzte am Samstagabend im ASS bei SV00 wortkarg um den heißen Brei. Unsere Vermutung: Westermann hatte ganz bestimmt mit PG9 eine Wette darüber laufen, dass keine seiner Antworten mehr Silben als HSV-Siege haben durfte...

9. Wolle Kekse? Während sich die Kollegen in Bremen einfetten ließen wie die Weihnachtsgänse, hatte Makoto Hasebe am Samstag andere Pläne: Der gelb-rot-gesperrte Japaner trieb sich in Hannover beim "Keks-Benefiz" (O-Ton VfL-Pressemitteilung) rum und verkaufte auf dem Opernplatz Fünf-Euro-Tüten voll Krümelware für einen guten Zweck.

Hasebe selbst sackte dem Vernehmen nach 20 Tüten für den Eigengebrauch ein. Vielleicht hätte er damit aber besser Claudio Pizarro bestochen, den VfL-Coach Felix Magath am Spieltagsmorgen zufällig in Bremen getroffen und um ein Tor-Zölibat für den Abend erbeten hatte. Pizarro mühte sich auch redlich, sein Versprechen einzuhalten, dachte sich aber irgendwann zu Recht: "Was kümmert's mich eigentlich, was ich einem künftigen Zweitligisten versprochen habe?" Und netzte, einfach weil er das Rumgetrinkse satt war, herzhaft zum Zwonull ein.

10. Immer auf die Kleinen: Schön auch, was Thomas Ich-heiße-Berthold!!! als Liga-total-Experte über Magath sagte: "Felix weiß auch, dass er in dieser Saison bei seinen Transfers fast überall daneben gelegen hat. (...) Die Gretchenfrage wird sein: Wie kann er den Kader lüften?" Gute Frage, Ernie. Gute Frage.

11. Rüpelhalma: Durchaus Comedy-Charakter hatte auch das weinerliche Lamentieren und Echauffieren der VfB-Bank über den durchaus berechtigten Platzverweis für Cristian Molinaro. Der hatte gegen Arjen Robben zwar den Ball gespielt, zuvor aber dessen Standbein weggesemmelt - was man landläufig mit einer Gelben Karte bestraft.

Das Schöne an der Sache ist, dass sich Fredi Bobic und Co. ("Wir spielen kein Hallen-Halma!") noch so drüber aufregen konnten, am Platzverweis und der 1:2-Niederlage änderte das freilich nichts mehr.

Dass Molinaro zuvor gar nur einmal gefoult (und dafür auch berechtigterweise Gelb gesehen) hatte, war da nur zweitrangig - Fußball ist ja schließlich kein "Mensch ärgere Dich nicht", wo man dreimal darf, bevor man raus kommt.

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