Levels: "Nichts anderes als Politik"

Von Interview: Jörn Duddeck
Unter Lucien Favre zuletzt nicht mal im Kader: Rechtsverteidiger Tobias Levels
© Getty

Gladbach ist gerettet, für Tobias Levels endet die Saison dagegen mit einer persönlichen Enttäuschung. Beim Rückspiel in Bochum stand der 24-Jährige nicht einmal im Aufgebot. Levels spricht mit SPOX über seine Reservistenrolle, Stefan Effenberg und millionenschwere Investoren.

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SPOX: Herr Levels, können Sie sich eigentlich über den Klassenerhalt der Borussia freuen? Schließlich befinden Sie sich derzeit nur in der Zuschauerrolle.

Tobias Levels: Da bin ich ehrlich. Es tut bis zu einem gewissen Grad sehr weh, wenn man dem Verein über eine so lange Zeit verbunden ist und dann in so einem Spiel nicht mitwirken kann. Ich freue mich natürlich riesig darüber, dass wir den Klassenerhalt nach einer schwierigen Saison gepackt haben. Natürlich freue ich mich auch für die Leute, die nach Bochum gefahren sind und uns unterstützt haben.

SPOX: Welche Bedeutung hat der Klassenerhalt für den Verein?

Levels: Man muss denke ich nicht extra erwähnen, welche Bedeutung der Klassenerhalt für einen Bundesligaverein hat. Der Ligaerhalt ist existenziell wichtig - nicht nur finanziell, sondern auch sportlich. Der Verein muss einfach in der 1. Liga spielen.

SPOX: Wie gehen Sie mit Ihrer persönliche Situation um?

Levels: Der Trainer hat die Entscheidung getroffen und diese auch zu verantworten. Wir haben den Klassenerhalt geschafft, und das ist gut so. Demnächst werden die Karten wieder neu gemischt.

SPOX: Ihr Vertrag läuft bis 2013. Hand aufs Herz - haben Sie zuletzt auch über einen vorzeitigen Vereinswechsel nachgedacht?

Levels: Man beschäftigt sich mit vielen Dingen. Meine Verbundenheit mit dem Verein ist jedoch sehr groß. Ich werde hier auf meine Chance warten und mich dann auch wieder durchsetzen.

SPOX: Sie sind Co-Kapitän und haben eine Leader-Rolle im Team. Welche Auswirkung hatte die Degradierung auf Ihre Rolle innerhalb der Mannschaft?

Levels: Ich denke, dass man seine Rolle auch neben dem Platz ausfüllen kann. Das hat nichts damit zu tun, ob man spielt oder nicht. Wenn man Verantwortung übernimmt, dann kann man das auch außerhalb des Platzes machen.

SPOX: Was kann man abseits des Spielfelds tun?

Levels: Es geht darum, wie man sich am Spieltag gegenüber der Mannschaft verhält und positiv oder negativ auf die Jungs einwirkt - zumeist natürlich positiv (lacht). Damit kann man dazu beitragen, dass eine Mannschaft bis zu einem gewissen Grad gepusht wird.

SPOX: Auf dem Platz sind Sie ein Kämpfertyp. Werden Sie diese Qualitäten jetzt auch im Kampf um die Rückkehr in die Stammelf einbringen?

Levels: Das tut jeder Profisportler, und das werde ich auch tun. Zunächst einmal werden wir aber nach dem Klassenerhalt etwas abschalten und uns dann in Ruhe auf die neue Saison vorbereiten.

SPOX: In weiten Phasen der Rückrunde wurde Ihr Team ausgepfiffen. Der Fehler von Logan Bailly gegen den FCK brachte das Fass zum überlaufen. Nach dem Klassenerhalt in Bochum wird die Mannschaft nun gefeiert, als wäre sie Meister geworden. Sieht man daran auch, wie schnelllebig das Geschäft ist?

Levels: Das Geschäft ist ja Schwarz-Weiß-Malerei. Entweder man hat Erfolg oder man hat keinen Erfolg. Wenn man Erfolg hat, dann sind alle die Helden. Hat man keinen Erfolg, dann ist jeder der Depp. Die Öffentlichkeit sieht es dann in solchen Phasen zumeist so, dass kein Spieler es verdient hat, in der Bundesliga zu spielen. Viele Leute haben uns dafür belächelt, dass wir alle Spieler benötigen und immer die Chance auf den Klassenerhalt haben. Nun sind wir unterm Strich weiter Erstligist und haben alle Argumente auf unserer Seite.

SPOX: Weniger Argumente hat nun auch die Initiative Borussia, der ein Abstieg sicherlich in die Karten gespielt hätte. Auf der Mitgliederversammlung am Sonntag könnte das Team von Stefan Effenberg theoretisch mit einer Zweidrittelmehrheit Vereinspräsident Rolf Königs stürzen. Ist es legitim, eine solche Aktion zu starten?

Levels: Jeder kann das tun, was er für richtig halt. Wenn man meint, dass so etwas gestartet werden muss, dann soll man das tun. Ich glaube nicht, dass so eine Aktion Erfolg hat.

SPOX: Die Initiative selbst kritisierte zuletzt die Produktion einer Sonderausgabe der Stadionzeitung, die an alle Borussia-Mitglieder verschickt wurde und in der Effenberg und Co. heftig kritisiert wurden. Können Sie nachvollziehen, dass sich die Initiatoren über den herben Gegenwind aufregen?

Levels: Am Ende des Tages ist Fußball nichts anderes als Politik. So wird es auch ausgespielt.

SPOX: Wie stehen Sie der Person Stefan Effenberg gegenüber?

Levels: Gar nicht! Ich kenne den Mann nicht, sondern nur aus der Öffentlichkeit. Dazu möchte ich auch keinen Kommentar abgeben.

SPOX: Wird die Arbeit von Rolf Königs möglicherweise von Außenstehenden nicht genug gewürdigt?

Levels: Die Arbeit von Rolf Königs kann und will ich ebenfalls nicht bewerten.

SPOX: Hinter der Initiative steht auch Millionär Norbert Kox. Besteht die Gefahr, dass die Borussia zum Spielball von Investoren wird?

Levels: Mit Sicherheit. Viele Fans haben da sicherlich auch zu Recht Angst davor, weil das Leute sind, die viel Geld investieren, aber vom Spiel selbst keine Ahnung haben.

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