"Werde meine Arbeitsweise nicht ändern"

SID
Die Personalie Magath steht bei der Aufsichtsratssitzung des FC Schalke nicht auf der Agenda
© Getty

Schalke-Trainer Felix Magath hab bei einer Pressekonferenz in Gelsenkirchen Aufsichtsratschef Clemens Tönnies kritisiert. An seiner Arbeitsweise will Magath trotz des angeblich bereits feststehenden Rauswurfs nichts verändern.

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Eigentlich wollte Felix Magath nur Fragen zum Spiel beantworten. Doch dann geriet die Pressekonferenz vor dem Krisengipfel von Schalke 04 am Samstag gegen Frankfurt (15.15 im LIVE-TICKER) zur großen Rechtfertigung. "Solange ich erfolgreich bin, werde ich meine Arbeitsweise nicht ändern", sagte der Trainer und Manager, verteidigte seine sportliche Zwischenbilanz, seine umstrittenen Methoden und erklärte trotzig: "Ich bin bereit weiterzumachen."

Doch längst ist klar: Magath, den Aufsichtsratschef Clemens Tönnies zum "Gespräch unter Männern" am Wochenende zitierte, ist auf Schalke de facto entmachtet. Sein Intimus Rolf Dittrich musste schon gehen. Der Pressesprecher, den er vom VfL Wolfsburg mitgebracht hatte, wurde bereits freigestellt - ohne dass das Vorstandsmitglied Magath gefragt wurde.

"Ein Vertrauensbruch? Es sieht so aus."

Sein Sohn habe ihm gesagt, das laufe gerade im Fernsehen, berichtete er. Seine Vorstandskollegen Peter Peters und Horst Heldt hätten diese Personalie alleine entschieden. "Für mich ist das auch etwas überraschend gewesen", sagte Magath und antwortete auf die Frage, ob das ein Vertrauensbruch sei: "Es sieht so aus."

Vor dem zweiten Krisengipfel mit Tönnies sind die Fronten verhärtet. Magath stichelte gegen den Aufsichtsratsboss: "Ich glaube, wenn man ein Gespräch führen will, müsste man es nicht unbedingt öffentlich ankündigen. Man könnte sich verabreden, es führen und erstmal gucken, was rauskommt, bevor man an die Öffentlichkeit geht."

Tönnies hatte am Donnerstag auf der Schalker Homepage das "klärende Gespräch" angekündigt.

Fall Magath steht nicht in der Agenda

Mit dem Rauswurf des Trainer-Managers tut sich der Klubboss allerdings noch schwer. Die Vorbereitungen für die ursprünglich geplante sofortige Trennung wurden nach dem Einzug ins Viertelfinale der Champions League gestoppt.

Auf der Aufsichtsratssitzung am kommenden Montag steht das Thema nicht auf der Tagesordnung. Zum turnusmäßigen Treffen des Gremiums wurde schon vor längerer Zeit eingeladen, eine kurzfristige Änderung der Agenda wurde den Mitgliedern nicht mitgeteilt.

Um Magath als Vorstandsmitglied zu entlassen, müsste der Aufsichtsrat den 57-Jährigen drei Tage vor einer Sitzung mit diesem Tagesordnungspunkt offiziell einladen. Er bekäme dann Gelegenheit, sich mündlich dazu zu äußern.

Verhältnis zu Neuer nicht belastet

Vor dem 3:1-Triumph gegen den FC Valencia hatte Tönnies noch davon gesprochen, die "Reißleine" ziehen zu müssen, und Magath "unmenschlichen Umgang" vorgeworfen. Im Verein brenne es "lichterloh". So soll sich unter anderem Kapitän Manuel Neuer beim Aufsichtsrat über den Trainer beschwert haben.

Magath wies die Vorwürfe zurück. "Ich bin nicht einer der Trainer, die ihre Spieler ständig streicheln und ihnen Zucker in den Hintern blasen. Ich habe immer viel verlangt, das ist bekannt", sagte er.

Das Verhältnis zu Neuer sei nicht belastet. Er habe mit dem Nationaltorwart gesprochen, "es ist alles in Ordnung". Auch Kälte gegenüber Mitarbeitern könne er nicht erkennen, "ich bin nicht der, der jeden in den Arm nimmt, aber ich bin immer gesprächsbereit".

Pro-Magath-Chöre aus der Kurve

Einen sofortigen Rauswurf scheute Tönnies offenbar, weil die Magath-Unterstützer unter den Fans nach dem Champions-League-Erfolg Oberwasser bekamen. Nicht nur durch den Klub geht nach 21 Monaten Magath ein tiefer Riss, auch die Anhänger sind gespalten.

Auf der Facebook-Seite des Trainers finden sich überwiegend positive Äußerungen, sogar zu einem zehnminütigen Fan-Boykott für das Frankfurt-Spiel wurde schon aufgerufen. Im Internet werden nicht nur "Pro Felix"-T-Shirts angeboten, sondern auch solche mit der Aufschrift "Clemens, du Wurst".

Große Teile der organisierten Fans sind aber eindeutig gegen Magath. Sie forderten auf Transparenten in der Nordkurve und bei Auswärtsspielen schon mehrfach dessen Rauswurf. Skurrile Züge nahm der Zwiespalt der Fans beim Valencia-Spiel an. Mehrfach versuchten Magath-Befürworter Sprechchöre für den Trainer anzustimmen, die Gegner brüllten sie mit Schalke-Gesängen nieder.

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