Verwirrspiel um Oenning

SID
Michael Oenning wird beim Hamburger SV Nachfolger von Armin Veh
© Getty

Am Montag stellte der Hamburger SV seinen neuen Cheftrainer Michael Oenning vor. Der 45-Jährige möchte langfristig beim norddeutschen Krisenklub tätig sein. Ob dies so kommen wird, ist nach einer Stellungnahme des HSV allerdings wieder fraglich.

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UpdateVerwirrspiel beim Hamburger SV: Hieß es am Montagmittag bei einer Pressekonferenz noch, dass Michael Oenning bei den Hanseaten bis zum 30. Juni 2012 als Cheftrainer unter Vertrag stehe, ruderte der Klub am Montagabend zurück. "Er hat einen laufenden Vertrag bis 2012, den er im letzten Sommer unterschrieben hat. Im Zuge dieses Vertrages übernimmt er zunächst bis Saisonende die Aufgaben als Cheftrainer", ließ der HSV mitteilen. Damit ist die Zukunft von Oenning im Sommer offen.

Zuvor wurde Michael Oenning beim Krisenklub offiziell als neuer Cheftrainer vorgestellt.

Seit 1. Juli war der 45-Jährige als Assistent für den am Sonntag beurlaubten Armin Veh tätig, er leitete sogar überwiegend das Training für den Augsburger. "Ich bin Teil der Arbeit von Armin Veh", sagte Oenning, "dass ich jetzt sein Nachfolger werde, ist eigentlich nicht normal, gehört aber im System Profifußball dazu."

Vertrag bis Juni 2012

Natürlich nutzt Oenning die Chance, die der Verein ihm bietet. Ob er allerdings als Cheftrainer bis Juni 2012 unter Vertrag stehe, ist nach der Stellungnahme vom Montagabend wieder offen. Zuvor sagte Oenning auf der PK: "Die Beförderung zum Cheftrainer gilt für meine restliche Vertragslaufzeit."

Ob die Beförderung von Oenning mit dem designierten Sportdirektor Frank Arnesen abgesprochen ist, wurde am Montag nicht bekannt. "Ein Gespräch über die Zukunft wird kommen, und ich werde mich voll und ganz einbringen", sagte der 45-Jährige, "das wird mit Bastian Reinhardt und Frank Arnesen sein."

Erste Maßnahmen

"Meine Zukunft wird davon abhängen, ob wir in der Lage sind, Ergebnisse zu schaffen", sagt Oenning, "ich bin ja nicht blauäugig."

Sofort holte Oenning die Fibel "Sofortmaßnahmen bei Trainerwechsel" heraus und begann mit dem Standardprogramm, Kapitel eins: "Ich werde viele Einzelgespräche führen." Denn natürlich glaubt er an seine Spieler: "Die Köpfe sind vielleicht nicht so frei durch die besondere Situation im Klub", meint der neue HSV-Coach, "wir müssen es schaffen, unseren Bereich Sport abzudecken."

Wir hier im Sport und die da im Vorstand

Das ist offenbar Oennings Credo: Wir hier im Sport und die da im Vorstand. Er hat sich deshalb auch klar zu Torwart Frank Rost bekannt, der am Wochenende öffentlich den Vorstand und insbesondere Hoffmann in nie dagewesener Weise an den Pranger stellte.

Dennoch soll Rost gegen den 1. FC Köln am Samstag spielen. "Ich habe mit Frank ein langes Gespräch geführt, wir sind beide der Meinung, dass wir dem Verein noch etwas geben können", sagte der Trainer: "Im sportlichen Bereich ist der Fall geklärt. Es gibt aber noch die vereinspolitische Ebene." Da droht noch eine Geldstrafe für den renitenten Keeper.

Kapitel zwei der Trainerfibel: Optimistisch in die Zukunft schauen: "Wir haben noch acht Spiele, da ist noch eine Menge möglich. Lasst uns aber am Samstag erst einmal eine Reaktion zeigen und das 0:6 bei Bayern München nicht auf uns sitzen lassen", fordert Oenning.

Dienstag um 10.15 Uhr wird er erstmals mit seinem neuen Assistenten Rodolfo Esteban Cardoso das Training auf dem Platz leiten.

Aufstieg mit dem Club

Beim 1. FC Nürnberg wurde der ausgebildete Sportlehrer ähnlich wie jetzt beim HSV am 12. Februar 2008 als Nachfolger von Thomas von Heesen vom Assistenten zum Chef befördert und schaffte mit dem Club den Aufstieg in die Bundesliga.

Nach der Hinrunde 2009 wurde er dort aber beurlaubt. Unter Oenning schafften Toptalente wie Ilkay Gündogan, Dennis Diekmeier (jetzt HSV) und Stefan Reinartz (jetzt Leverkusen) den Durchbruch.

Eine ähnliche Förderung von Youngstern erhofft sich der HSV nun auch. Dass dort ein großer personeller Umbruch bevorsteht, ist klar. Ebenso klar ist, dass sich Oenning mit dem designierten Sportchef Frank Arnesen verständigen muss.

"Meine Chance liegt darin zu zeigen, dass es nicht nötig ist, einen neuen Cheftrainer zu suchen", sagt Oenning. Und hofft, dass er diese Chance wirklich erhält - von wem auch immer.

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