Senkrechterstarter und Rohrkrepierer

Von SPOX
Bayerns Anatolij Tymoschtschuk (r.) im Zweikampf mit Hamburgs Paolo Guerrero
© Getty

Die abgelaufene Hinrunde der Bundesliga brachte neue Stars hervor, die man vorher nicht erwartet hätte. Andere wiederum wurden zu millionenschweren Missverständnissen - oder hatten einfach nur Pech. Die Tops und Flops aller 18 Mannschaften.

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Borussia Dortmund


TOP Nuri Sahin: Vor der Saison sagte Nuri Sahin: "Ich habe den Anspruch, bester Sechser der Liga zu werden." Wenn man die abgelaufene Hinrunde zugrunde legt, ist Sahin nicht nur der beste Sechser, sondern auch der beste Spieler der Liga. Sahin hat entscheidenden Anteil an der fabelhaften Hinserie des BVB. Der 22-Jährige lenkt das Spiel aus der Zentrale heraus, ist spielintelligent, antizipiert gut, schlägt geniale Pässe, schießt die Standards, bereitet Tore vor und trifft selbst. Auch seine Defensivarbeit, Lauf- und Kampfbereitschaft ist über jeden Zweifel erhaben. Ein Jammer, dass er sich gegen den DFB entschieden hat.

FLOP Sebastian Kehl: Seit einigen Jahren wird im Mannschaftskreis immer wieder betont, wie wichtig ein fitter Sebastian Kehl für das Team sei. Doch dieses Adjektiv ist in den letzten Jahren eine seltene Bezeichnung für Kehls körperlichen Zustand. Der Kapitän absolvierte in den letzten viereinhalb Spielzeiten nur 57 Bundesligaeinsätze - von 153 möglichen. Auch in dieser Spielzeit stehen nach einem Sehnenriss schon 21 "Fehlzeiten" zu Buche. In 14 dieser Spiele ging der BVB als Sieger vom Platz. Angesichts der bärenstarken Leistungen seines "Ersatzmanns" Sven Bender ist es längst nicht mehr selbstverständlich, dass der 30-Jährige bei seiner eventuellen Rückkehr wie zu Beginn der Saison seinen Platz im defensiven Mittelfeld scheinbar kampflos zurückerhält.

 

FSV Mainz 05


TOP Marco Caligiuri: Die Gesichter des sensationellen Saisonstarts des FSV waren Andre Schürrle, Lewis Holtby und Adam Szalai. Doch während die umjubelten Youngster in ein Loch fielen und ihren Stammplatz zumindest phasenweise verloren, hat sich ein Spieler zu einer festen Größe entwickelt, von dem es nicht unbedingt zu erwarten war: Marco Caligiuri. Seine Begabung war immer unumstritten, aber ihm haftete ein Phlegma an, weswegen ihm das Schicksal eines ewigen Talents drohte. Mit 26 Jahren jedoch hat er sich endlich in der Bundesliga etabliert. Hat in Mainz in der internen Sechser-Hackordnung Miroslav Karhan und Elkin Soto überholt und ist wegen seiner Kombination aus intelligenter Zweikampfführung und gutem Aufbauspiel einer der wenigen unumstrittenen Stammspieler bei Trainer Thomas Tuchel.

FLOP Jan Simak: Dass sich seine Verpflichtung womöglich nicht rentiert, war den FSV-Verantwortlichen ob der bewegten Vergangenheit von Simak bewusst, dennoch gingen sie das Wagnis ein. Nach einem Jahr kann man das Fazit ziehen: eine falsche Entscheidung. In der Rückrunde der Vorsaison war Jan Simak wegen körperlicher Defizite nur bedingt zu gebrauchen, dann absolvierte er eine gute Vorbereitung, die Hoffnungen weckte - und enttäuscht wurden. Kleine Blessuren, schwache Trainingsleistungen: Simak kam in dieser Saison nur am ersten Spieltag zum Einsatz. Als Einwechselspieler in der 89. Minute...

 

 

Bayer Leverkusen


TOP Sidney Sam: Ein paar Spiele Anlaufzeit brauchte der Mittelfeldspieler in Leverkusen, dann zeigte Sidney Sam, warum Bayer im Sommer 2,2 Millionen Euro für ihn an den HSV überwiesen hatte. Im Dribbling kaum zu stoppen, im Abschluss treffsicher und mitunter spektakulär, verglich ihn Coach Heynckes jüngst sogar mit Bayern-Star Arjen Robben. Sechsmal traf der 22-Jährige in der Vorrunde, sein Volley-Knaller gegen Kaiserslautern ist dabei sicher eines der Tore der Hinrunde.

FLOP Patrick Helmes: Die Bilanz ist einigermaßen okay. Mit fünf Toren ist Patrick Helmes immerhin Leverkusens bester Angreifer. Weil unter Bayer-Coach Heynckes allerdings nicht nur die Treffsicherheit zählt, musste der 26-Jährige auch einige Male auf die Bank - und das, obwohl wegen Kießlings Verletzung mit Derdiyok zwischenzeitlich nur ein echter Konkurrent im Kader stand. Noch immer sucht Helmes nach seiner Form von vor seinem Kreuzbandriss. Wenn Heynckes auch künftig auf ein System mit nur einem Stürmer zählt, bleibt ihm nach Kießlings Rückkehr wohl nur die Joker-Rolle.

 

Hannover 96


TOP: Didier Ya Konan: Klares taktisches Konzept, überdurchschnittliche Fitness und eine kleine Portion Glück: Mirko Slomka hat Hannover von einem Scherbenhaufen in die Überraschungsmannschaft der Hinrunde verwandelt. Mit Emanuel Pogatetz und Moa Abdellaoue wurden zwei Neuzugänge zu wichtigen Stützen, vor allem aber entwickelte sich der vorhandene Kader enorm weiter. Den größten Schritt machten wohl Manuel Schmiedebach und Sergio Pinto auf der Doppelsechs. Wichtigster Eckpfeiler aber bleibt Stürmer Didier Ya Konan. Mit neun Toren und vier Assists hat er seine Quote der Vorsaison schon zur Winterpause erreicht und gehört damit zu den  Topscorern der Liga. Die Bedeutung des 26-Jährigen, der 2009 für 550.000 Euro von Rosenborg Trondheim kam, zeigt sich nicht zuletzt an einer beinah unheimlichen Statistik: Elf Mal fiel Ya Konan seit seinem Wechsel aus - alle elf Spiele gingen für Hannover verloren. Kein Ya Konan, keine Punkte.

FLOP Carlitos: Er ist der Pechvogel der 96er. Der 28-jährige Portugiese kam mit großen Erwartungen nach Hannover, er sollte auf dem Flügel kreative Akzente setzen. Doch sein Bundesliga-Auftritt dauerte genau 150 Sekunden. Dann riss Carlitos sich am 1. Spieltag gegen Frankfurt das Kreuzband - Hinrunde gelaufen. Nicht ganz so dramatisch, aber ähnlich unglücklich verlief bislang auch das Engagement von DaMarcus Beasley, der als Ersatz für Carlitos geholt wurde: Der Amerikaner plagte sich mit diversen Blessuren, wurde nie richtig fit und brachte es in der Hinrunde auf lediglich 66 Spielminuten für Hannover.

 

FC Bayern München


TOP Anatolij Tymoschtschuk: Im Sommer wurde er schon abgeschrieben, weil van Gaal für einen Grätscher im Mittelfeld keine Verwendung fand. Dann aber spülten Verletzungen (Badstuber, van Buyten, Demichelis, van Bommel) den Ukrainer in die Startelf - und Anatolij Tymoschtschuk stand seinen Mann. Egal ob in der Innenverteidigung oder im defensiven Mittelfeld: Bei seinen zehn Startelf-Einsätzen überzeugte der 31-Jährige mit Sachlichkeit, Zweikampfstärke und Übersicht. Der Defensivspezialist mit dem guten Auge erzielte in der Hinrunde zudem drei Bundesliga-Tore - und dass, obwohl er nur vier Mal aufs Tor schoss. An ihm muss die Konkurrenz im Team in der Rückrunde erstmal vorbei kommen.

FLOP Martin Demichelis: Der Argentinier wurde in dieser Saison vom Stammspieler zur Ausschussware herabgesetzt. Nachdem der 30-Jährige eine fehlerbehaftete Rückrunde gespielt hatte, zogen Badstuber, Breno und Tymoschtschuk in van Gaals Innenverteidiger-Gunst an Martin Demichelis vorbei und machten diesen zum Bankangestellten. Nur 332 Spielminuten bekam Micho in der Hinrunde, obwohl teilweise der halbe Kader verletzt war. Das Vertrauen rechtfertigte er in diesen Spielen aber erneut nur teilweise. Konsequenz: Wahrscheinlich geht die Reise jetzt schon im Winter Richtung Malaga nach Spanien.

 

SC Freiburg

 

TOP Papiss Cisse: Wo der SC Freiburg wohl ohne Papiss Cisse stünde? Schwer zu sagen, aber mit Sicherheit nicht auf Platz sechs. 13 Mal ließ es der Senegalese klingeln, an acht der neun SC-Siege war er mit einem Tor beteiligt. Ganz nebenbei führt er mit 16 Punkten die Scorerwertung der Bundesliga an (13 Tore, 3 Assists). Cisse ist die Freiburger Lebensversicherung.

FLOP Maximilian Nicu: Der 28-Jährige kam mit großen Vorschlusslorbeeren vor der Saison von der Hertha in den Breisgau. Am Ende der Hinrunde stehen allerdings nur magere sechs Spiele von Beginn an, drei über 90 Minuten und kein einziges Tor zu Buche. In den letzten Wochen fing sich Maximilian Nicu mit drei Vorlagen in den vergangenen drei Partien etwas.

 

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