Wettskandal: Was lief beim Spiel gegen Daum?

SID
Robert Hoyzer löste im Jahr 2005 einen der größten Skandale der DFB-Geschichte aus
© Getty

Fünf Jahre nach dem Fall Hoyzer rollt ein Wettskandal ungeahnten Ausmaßes auf Deutschland und die Fußball-Welt zu. Wie der "SID" aus sicherer Quelle erfuhr, werden Spiele in mindestens neun Top-Ligen, darunter auch in Deutschland, auf Manipulationen untersucht.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Neben Deutschland sind unter anderem Österreich, Belgien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Ungarn, Slowenien, die Schweiz und die Türkei betroffen.

Die Staatsanwaltschaft Bochum hatte zuvor bekannt gegeben, dass im Zuge eines Ermittlungsverfahrens gegen eine international agierende Bande am Donnerstag "eine Vielzahl von Durchsuchungen und Festnahmen im gesamten Bundesgebiet sowie im Ausland" vorgenommen worden seien.

Ulmer Spieler unter Verdacht

Aus Deutschland sei laut der "Süddeutschen Zeitung" ein Freundschaftsspiel unter Verdacht. Am 14. Juli 2009 verlor der Regionalligist SSV Ulm ein Testspiel gegen das von Christoph Daum trainierte Fenerbahce Istanbul mit 0:5.

Angeblich sollen die Ulmer Spieler für genau dieses Ergebnis einen niedrigen fünfstelligen Betrag erhalten haben. SSV-Manager Markus Lösch reagierte überrascht: "Ich bin total geplättet. Das kann ich mir auch vom Spielverlauf her nicht vorstellen."

"Details kennen wir nicht"

Am Freitag will sich die Staatsanwaltschaft auf einer Pressekonferenz ab 14.00 Uhr in Bochum zu den Vorfällen äußern. Bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) hielt man sich am Donnerstagabend noch bedeckt.

"Details kennen wir nicht. Wir warten gespannt auf die Pressekonferenz. Wir wissen noch nicht, welche Ligen in Deutschland betroffen sind und ob deutsche Vereine oder Funktionäre selbst aktiv waren - oder ob lediglich auf deutsche Spiele gewettet worden ist", sagte UEFA-Mediendirektor Rob Faulkner.

Der Bande werden "fortgesetzte, gewerbsmäßige Wettbetrügereien" zur Last gelegt. Die Beschuldigten seien verdächtig, Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Offizielle aus hochrangigen europäischen Fußball-Ligen gegen Geldzahlungen veranlasst zu haben, den Ausgang von Spielen im Sinne der Bande zu manipulieren und diese Situation für Wettbetrügereien ausgenutzt zu haben.

Fünf Haftbefehle vollstreckt

Möglicherweise holt der Fall Hoyzer den deutschen Fußball wieder ein. Nach Informationen der Berliner Morgenpost agieren die Drahtzieher von Deutschland aus, der Kopf der Bande soll aus Berlin stammen.

Er war bereits im Wettskandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer Ende 2004 in Erscheinung getreten. Harald Stenger, Mediendirekor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), sagte: "Zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum können wir keinen Kommentar abgeben, da uns die Ermittlungsergebnisse bisher nicht bekannt sind."

Nach Informationen der "Morgenpost" sind am Donnerstagmorgen fünf Haftbefehle vollstreckt worden. In dem Verfahren würde insgesamt gegen 100 Tatverdächtige ermittelt, berichtete die Zeitung und berief sich auf Sicherheitskreise in der Hauptstadt.

Erinnerungen an Hoyzer

Angeblich sind in Deutschland Wetten mit zum Teil sehr hohen Beträgen auf die manipulierten Spiele in der Türkei abgeschlossen worden. Im Jahr 2005 hatte der damalige Bundesliga-Schiedsrichter Robert Hoyzer gestanden, 67.000 Euro für die Manipulation von Spielen erhalten zu haben.

Am 17. November 2005 wurde er wegen des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung verurteilt. Diese trat er am 18. Mai 2007 an.

In einem außergerichtlichen Vergleich hatte der Ex-Schiedsrichter gegenüber dem DFB einen Schadenersatz in Höhe von 750.000 Euro anerkannt. Allerdings muss der frühere Referee nur 126.000 Euro in Raten über einen Zeitraum von 15 Jahren an den DFB zahlen.

Pobeda Prilep ausgeschlossen

Die UEFA hatte ihrerseits erst unlängst bekannt gegeben, das 40 Spiele auf mögliche Manipulationen untersucht werden. Dabei handelt es sich auch um Begegnungen der Champions League sowie des UEFA-Cups.

Gegenstand dieser Untersuchung sind Qualifikationsspiele für die europäischen Wettbewerbe. Im April dieses Jahres war der mazedonische Verein Pobeda Prilep für acht Jahre aus den UEFA-Wettbewerben ausgeschlossen worden.

Der Verband befand den Klub der Manipulation in der Partie gegen den FC Pjunik Erewan aus Armenien für schuldig. Pobeda hatte in der ersten Qualifikationsrunde zur Champions League 1:3 im eigenen Stadion verloren. FK-Präsident Aleksandar Zabrcanec und der Spieler Nikolce Zdraveski wurden lebenslang gesperrt.

Erneuter Wettskandal führt zu Festnahmen