Franz: "Lincoln wäre cool gewesen"

Von Interview: Jochen Tittmar
Maik Franz kommt aus Merseburg in Sachsen-Anhalt
© Getty

Eintracht Franfurt ist bislang eine der Überraschungen der Saison. Vor dem Spitzenspiel gegen den Hamburger SV (So., 17.30 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY) spricht Maik Franz im SPOX-Interview über die Gründe für den Höhenflug, eine Aussprache mit Ioannis Amanatidis und erklärt, was ihm momentan nicht passt und warum er einen Fitness-Test nicht schaffte.

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SPOX: Herr Franz, Sie haben neulich einen ganzen Tag auf der Automobilausstellung IAA verbracht. Welches Auto ist es denn geworden?

Franz: Keines, aber es gab mehrere geile Kisten. Lamborghini, Porsche, Ferrari - da war alles dabei. War schon klasse.

SPOX: Am 1. Oktober geht Ihre neue Homepage online. Aktuell sind Sie dort mit einem T-Shirt abgelichtet, auf dem steht: "Explosive - Do Not Provoke". Mit was kann man Sie denn abseits des Platzes provozieren?

Franz: Wenn, dann mit Unpünktlichkeit. Aber ansonsten bin ich privat relativ harmlos. Auch wenn Sie es mir nicht glauben wollen (lacht).

SPOX: Kaum zu glauben war auch, dass Sie am vergangenen Wochenende in Freiburg in den ersten 30 Minuten selbst mal ordentlich auf die Socken bekommen haben.

Franz: Das haben Sie gut beobachtet. Das kommt aber öfter vor, wird aber nur einseitig a la "Der böse Maik" wiedergegeben. Aber so ist es halt, ich finde das nicht dramatisch.

SPOX: Für wie dramatisch halten Sie denn Ihre eigene sportliche Situation? Noch zwei Spiele und Patrick Ochs wird ziemlich sicher wieder Ihren Platz einnehmen.

Franz: Der Ochsi ist eben auch einer der besten Rechtsverteidiger der Liga. Aber das ist ja auch nicht meine Position. Ich will in der Innenverteidigung spielen.

SPOX: Aber Sie sind doch ein erfahrener Spieler und könnten Ansprüche stellen. Woher kommt diese neue Bescheidenheit?

Franz: Wenn man in fünf Spielen noch nicht verloren hat, dann ändert kein Trainer der Welt seine Mannschaft. Der Trainer hat mit mir gesprochen und ich sehe es einfach ein, dass es derzeit keinen Grund gibt, etwas zu verändern.

SPOX: Nachvollziehbar. Es ist ja aber keine schöne Situation, dass Ihre Abwehrkollegen erst mal ordentlich die Hütte voll kriegen müssten, damit Sie ins Team gespült werden. Oder nicht?

Franz: Letztendlich ist es so, ja. So lange wir aber nicht verlieren, werde ich wahrscheinlich auch nicht aus der Mannschaft genommen. Ich bin ja jetzt drin im Team. Jetzt muss ich nur noch etwas weiter nach links rutschen und dann ist alles okay (lacht).

SPOX: Obwohl es rechts ja auch ganz gut geklappt hat. Wieso ist es denn so in Stein gemeißelt, dass Ochs direkt wieder spielt?

Franz: Der Patrick ist halt offensivstark und macht nach vorne mehr Druck. Aber wenn wir die nächsten zwei Spiele gewinnen, dann glaube ich, dass sich das der Trainer auch noch einmal überlegen wird.

SPOX: Erhoffen Sie sich auch, dass Michael Skibbe auf Sie aufgrund Ihrer Eigenschaften als Anheizer und Motivator zurückgreifen wird?

Franz: Das war ja mit ein Hauptgrund, weshalb die Eintracht mich überhaupt verpflichtet hat. Aber ich will gar nicht anfangen, über meine positiven Eigenschaften zu reden, sonst zeigen wieder alle nur mit dem Finger auf mich.

SPOX: Michael Skibbe scheint schnell den Zugang zum Team gefunden zu haben. Vom angekündigten Tempofußball war aber bislang - obwohl die Ergebnisse stimmten - wenig zu sehen.

Franz: Man darf nicht vergessen, was das Wichtigste ist: Das erfolgreiche Fußballspielen. Was nützt mir schöner Fußball, wenn ich damit keine Punkte hole?

SPOX: Dennoch fordert der Trainer immer wieder schnelles Spiel. Fällt vielen Spielern die Umstellung auf Skibbes Anforderungen derzeit noch schwer?

Franz: Das ist schon so. So etwas geht nicht in ein, zwei Monaten. Wir arbeiten weiter daran. Dass derzeit die Ergebnisse stimmen, vereinfacht das Ganze natürlich enorm.

SPOX: Wie sieht diese Arbeit auf dem Trainingsplatz dann aus, muss man ständig die gleichen Übungen machen?

Franz: Michael Skibbe legt sehr viel Wert auf Passspiel. Da gibt es jede Menge Formen, die wir immer wieder wiederholen. Übungen mit ein, zwei Ballkontakten. Skibbe sagt, dass der schnelle Fußball mit wenigen Ballkontakten der erfolgreiche ist.

SPOX: Die entscheidenden Ballkontakte bei der Eintracht soll unter anderem auch Caio haben. Bringen Sie uns diesen Kerl doch bitte mal näher. Ist er wirklich so ein schlampiges Genie, wie er oft dargestellt wird?

Franz: Er ist kein brasilianischer Lebemann, der nur den Ball hochhält und die anderen laufen lässt. Das ist eher ein ruhiger Zeitgenosse. Der zieht im Training aber immer voll mit.

SPOX: Dennoch ist er schon mehrmals durch den Fitnesstest gefallen.

Franz: Gut, dass Sie das mal ansprechen. Ich bin jetzt auch schon neun Jahre Profi, und es gibt verschiedene Arten dieser Tests. Der in diesem Jahr war wirklich extrem, da habe ich die letzten eineinhalb Runden auch nicht geschafft. Entscheidend ist, dass der Laktatwert gut ist. Und das war er bei der gesamten Mannschaft.

SPOX: Nichtsdestotrotz buhlte die Eintracht enorm um Lincoln, der auf der gleichen Position wie Caio spielt. Wissen Sie, warum der Transfer gescheitert ist?

Franz: Es lag wohl am Geld, obwohl er auch auf viel Kohle verzichtet hätte. Es ist schade, dass es nicht geklappt hat, ganz klar. Das wäre schon cool gewesen, einen solchen Spieler zu bekommen. Vielleicht klappt es ja auch noch im Winter.

SPOX: Bis dahin soll Ioannis Amanatidis für Betrieb im Offensivbereich sorgen. Mit ihm sind Sie damals beim KSC aneinandergerasselt. Da mussten nun sicherlich erst mal die Köpfe zusammen gesteckt werden?

Franz: Wir haben gleich am ersten oder zweiten Tag miteinander gesprochen. Wir hatten auch direkt einen gemeinsamen Interviewtermin. Das war ruckzuck aus der Welt. Mittlerweile verstehen wir uns ganz gut. Der Ioannis ist total locker.

SPOX: Sie haben selbst schon einige Trainer erlebt. Wie würden Sie Skibbe charakterisieren?

Franz: Er ist ein lockerer Typ, der aber sein Ding hundertprozentig durchzieht. Mir macht das Training viel Spaß, weil es sehr abwechslungsreich ist. Wenn es ihm zu harmonisch ist, kann er auch ganz schön laut werden.

SPOX: Ob das in Zukunft öfter der Fall sein wird, werden die kommenden Partien zeigen, in denen es gegen Hamburg, Stuttgart, Schalke und die Bayern geht...

Franz: Gegen solche Teams ist es meist angenehmer zu spielen, als gegen diejenigen, gegen die man unbedingt punkten muss. Von uns erwartet keiner etwas - und das ist unsere Chance. In Bremen haben wir auch gewonnen. Wir haben Respekt, aber keine Angst.

Steckbrief: Eintracht Frankfurt