Chancen-Vernichter Bayer verliert Anschluss

SID
Gegen Bochum haderte Leverkusen-Coach Bruno Labbadia mit der Chancenauswertung
© Getty

Rudi Völler blutete das Stürmer-Herz. "30 Torschüsse, das ist doch unglaublich. Da muss man auch mal den Ball über die Linie drücken. Uns fehlt dieser klassische Arbeitssieg", monierte der frühere Weltklasse-Angreifer nach dem enttäuschenden 1:1 (0:1) gegen den Abstiegskandidaten VfL Bochum die Fahrlässigkeit seiner Nachfolger in der Offensivabteilung von Bayer Leverkusen im Umgang mit den Chancen.

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So wundert es nicht, dass die Werkself in der Bundesliga weiter durchgereicht wird. Mit 37 Punkten sind die Leverkusener, die im November noch an der Tabellenspitze thronten, nur noch Siebter. An die Revidierung der Saisonziele denkt der Bayer-Sportchef aber noch nicht.

"Wir haben zu wenig gepunktet, aber unsere Ansprüche schrauben wir nicht zurück.Es sind noch elf Spiele und wir sind gut genug, noch genügend Punkte zu holen. Dass wir es besser können, haben wir doch am Mittwoch gezeigt." Nach der beeindruckenden Gala-Vorstellung im DFB-Pokal gegen Bayern München (4:2) setzte aber wieder einmal die Ernüchterung bei den Rheinländern ein.

"Wir müssen uns jetzt zusammenreißen", meinte Stefan Kießling, der selbst einige Torchancen kläglich vergab, und räumte ein: 'Wir sind weit davon entfernt, ganz oben mitzumischen. So wird es schwierig."

Im Pokal läuft es rund

Der kürzere Weg in den Europapokal dürfte in der momentanen Situation eher über den DFB-Pokal führen, nachdem Bayer das Glückslos zog und im Halbfinale (20./21. April) daheim auf den Zweitligisten FSV Mainz trifft. Daran verschwendet man aber noch keinen Gedanken.

"Es wäre ein großer Fehler, wenn wir die Bundesliga abhaken und uns nur auf den Pokal konzentrieren würden. Auch Mainz wird ein hartes Stück Arbeit. Solche Gegner sind schwierig zu spielen", warnt Trainer Bruno Labbadia.

Wenigstens im DFB-Pokal zeigte sich Bayer bislang heimstark, in der Liga wartet der Klub dagegen weiter auf einen Sieg im Düsseldorfer Ausweichquartier (nur ein Punkt in drei Spielen). Auf den fehlenden Heimspiel-Effekt wollten die Bayer-Verantwortlichen die Misere aber nicht zurückführen.

Chance für Kroos

"Das ist mir zu billig", meinte Völler und Labbadia ergänzte: "Solche Spiele hatten wir auch in Leverkusen." Zum enttäuschenden Spiel passte die Nachricht, dass Mittelfeldspieler Arturo Vidal mit einem Bruch der rechten Augenwand rund vier Wochen ausfallen wird.

Das könnte zugleich aber auch die große Chance für Jungstar Toni Kroos sein. Die Leihgabe vom FC Bayern war bislang nicht über die Reservistenrolle hinausgekommen. Die Bochumer feierten dagegen den Punkt wie einen Sieg, auch wenn sogar mehr drin gewesen wäre.

Nach der Führung durch Kapitän Christoph Dabrowski (32.) hielt das VfL-Bollwerk dem Leverkusener Druck vor 26.000 Zuschauern lange stand, ehe Mergim Mavraj die Gastgeber mit einem unnötigen Handspiel im eigenen Strafraum zurück ins Spiel brachte.

Helmes mit 17. Saisontor

Torjäger Patrick Helmes ließ sich die Chance vom Elfmeterpunkt nicht nehmen (66.) und erzielte sein 17. Saisontor, Mavraj kassierte für seinen Fauxpas auch noch die Gelb-Rote Karte (65.).

"Wie die Mannschaft gekämpft hat, darauf lässt sich aufbauen", lobte Bochums Trainer Marcel Koller und auch Dabrowski strahlte im Hinblick auf das Heimspiel gegen die Bayern Zuversicht aus.

"Wir haben bewiesen, dass wir gegen Spitzenmannschaften bestehen können." Zuversicht ist im Abstiegskampf durchaus angebracht. Mit elf Punkten aus sechs Rückrundenspielen hat der VfL exakt die gleiche Ausbeute wie in der gesamten Hinrunde erzielt.

Leverkusen - Bochum: Daten & Fakten