Wohl kein Nachspiel im "Fall Hoffenheim"

SID
Wurden zum "Fall Hoffenheim" vom DFB vernommen: Andreas Ibertsberger (l.) und Christoph Janker
© Getty

Die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) wird wohl keine weiteren Schritte im Fall Hoffenheim unternehmen. "Die Aussagen der Spieler waren realistisch", so Justiziarin Berninger.

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Das milde Urteil im Fall Hoffenheim wird auf internationaler Ebene wohl kein Nachspiel haben. "Die Aussagen der Spieler waren realistisch, das werden wir der WADA auch so mitteilen. Die mangelnden Kenntnisse der offiziellen Kontrolleure sind aber erstaunlich", sagte Anja Berninger, Justiziarin der Nationalen-Anti-Doping-Agentur, nach dem Urteil des Sportgerichts des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Montag.

Aufgrund der zuletzt guten Zusammenarbeit mit dem Verband kann sich Berninger nicht vorstellen, dass das laut 1899-Manager Jan Schindelmeiser insgesamt "salomonische Urteil" vom internationalen Sportgerichtshof CAS revidiert wird.

Vor allem die offenbar aus Unwissenheit zehn Minuten zu spät zur Doping-Probe erschienenen 1899-Profis Andreas Ibertsberger und Christoph Janker müssen wohl keine Sanktionen fürchten. "Ihnen ist nichts vorzuwerfen. Sie wussten ja nichts von der Auslosung", sagte Berninger.

Geldstrafen für Verein und Dopingbeauftragten

Das DFB-Sportgericht hatte Hoffenheim in der Dopingtest-Affäre zu einer Geldstrafe in Höhe von 75.000 Euro verurteilt. Zudem muss der 1899-Dopingbeauftragte Peter Geigle 2500 Euro Strafe zahlen, weil er trotz Anwesenheit bei der Auslosung Ibertsberger und Janker nicht über die anstehende Probe informiert hatte.

Auch die Wertung des Spiels bei Borussia Mönchengladbach (1:1) blieb bestehen, so dass die Kraichgauer trotz einiger Verfehlungen bei der Doping-Probe am 7. Februar im Titelrennen keinen Rückschlag hinnehmen mussten.

Dass durch den Fall Hoffenheim nun auch in der Bundesliga das Thema Doping ernster genommen wird, glaubt auch Werner Franke. Den bislang lockeren Umgang mit den Anti-Doping-Richtlinien hält der Doping-Experte aber dennoch für fragwürdig.

"Es ist erstaunlich, dass so lax mit so einer Verspätung umgegangen wird, wenn man doch weiß, dass man innerhalb von zwei Minuten eine Probe manipulieren kann. Und dass die Einführung von Chaperons in der Bundesliga als großer Erfolg gewertet wird, ist auch bezeichnend", sagte Franke.

"Bewusstsein für die Problematik" entstanden

Zumindest rechnet der sonst so kritische Doping-Jäger damit, dass nach dem Fall Hoffenheim in Sportarten wie Tennis und Fußball, wo Dopingtests nach seinen Angaben Jahrzehnte lang stiefmütterlich behandelt wurden, "ein Bewusstsein für die Problematik" entstanden ist.

Allerdings scheint der Verband dem Urteil seines Sportgerichts nicht zu hundert Prozent über den Weg zu trauen. Während Hoffenheim die Geldstrafen für Verein und Physio Geigle gleich akzeptierte und die Beträge stillschweigend überweisen will, ist sich der DFB noch nicht sicher, ob er Berufung gegen die Entscheidung einlegen wird.

"Angesichts der grundsätzlichen Bedeutung des Falles und unter Berücksichtigung der Unterwerfung des DFB unter den WADA-Code wird das DFB-Präsidium eingehend prüfen, ob es dieser Entscheidung des DFB-Sportgerichtes zustimmt", sagte DFB-Vizepräsident Rainer Koch.

DFB schließt Doping-Affäre ab: Hoffenheim muss 75.000 Euro zahlen