NADA statuiert ein Exempel

Von Thomas Gaber
Andreas Ibertsberger (r.) und Christoph Janker trainieren normal bei Hoffenheim weiter
© Getty

Nach wie vor sorgt der Dopingfall der beiden Hoffenheimer Andreas Ibertsberger und Christoph Janker für Aufregung. Beide Spieler waren nach dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach erst mit zehnminütiger Verspätung zur Dopingprobe erschienen. Ein Regelverstoß, der ihnen schlimmstenfalls eine Sperre von zwei Jahren einbringen könnte.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die beiden Hoffenheimer könnten aber auch Glück haben. Dank einer Regeländerung des Codes der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zum 1. Januar 2009 besteht die Möglichkeit, dass sie mit einer milden Strafe, wenn nicht sogar mit einem Freispruch davonkommen, sollte man ihnen kein eigenes Verschulden nachweisen können.

Aber wie läuft so eine Dopingprobe in der Bundesliga eigentlich korrekter Weise ab? Welche Möglichkeiten der Manipulation hätte ein Sportler in zehn Minuten? Wird in der Bundesliga bei Dopingkontrollen häufiger gepfuscht? Und welche Schuld trägt Hoffenheim an dem ganzen Ärger?

Schießt Stuttgarts Gomez Hoffenheim ab? Jetzt in Konterstark aufstellen

SPOX hat sich in Fachkreisen umgehört und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie kann innerhalb von zehn Minuten manipuliert werden?

Es gibt mehrere Methoden. Die "sicherste" Variante ist der Urinaustausch mittels Katheter. Über einen Katheter, der in die Harnröhre eingeführt wird, füllt man die entleerte Blase mit Fremd-Urin. Allerdings kann der Fremd-Urin mit einer späteren DNA-Analyse nachgewiesen werden. Zudem kann die Urinprobe durch entsprechende Substanzen in Medikamenten verändert werden. Diese Merthode ist allerdings genauso leicht nachzuweisen wie die chemische Manipulation. Hier wird versucht, EPO-Spuren mit Chemikalien zu überdecken. Eine Manipulation in einem Zeitraum von ca. zehn Minuten macht also wenig Sinn. Bei Ibertsberger und Janker gab es auch keine Hinweise auf Manipulation.

Wie läuft das Prozedere überhaupt ab?

In der Halbzeit eines Spiels treffen sich die jeweiligen Dopingbeauftragten der Vereine (meistens die Mannschaftsärzte oder deren Betreuer) mit den Dopingärzten (Doping-Chefarzt und ein Helfer) und losen die Spieler aus, die erscheinen müssen. Jeder Spielername wird auf einem Zettel notiert und dann wird gewählt. Kein Beteiligter, also weder Mannschaftsvertreter noch Dopingarzt wissen, wer gewählt wurde. Die gezogenen Namen werden in einem Beutel verschlossen. In der 75. Minute wird "das Geheimnis gelüftet".

Wann müssen die Spieler zur Urinprobe erscheinen?

In der Regel unmittelbar nach Spielende. Sie stehen mit Schlusspfiff unter ständiger Beobachtung. Verantwortlich sind die Dopingbeauftragten der jeweiligen Vereine. Trikottausch, Interviews, etc. sind erlaubt, wenn die Spieler unter ständiger Beobachtung stehen.

Hat Rangnick Recht mit seiner Aussage, Verspätungen seien gang und gäbe?

Bedingt Ja. Verspätungen kamen wohl schon häufiger vor. An Hoffenheim wurde scheinbar ein Exempel statuiert. Die Dopingärzte können (müssen) Ungereimtheiten vermerken. Ob im Fall Ibertsberger und Janker Dopingbeauftragte bei der anschließenden Mannschaftssitzung dabei waren, ist öffentlich nicht bekannt. Wenn nicht, ist das ein schwerer Verstoß gegen die Regeln und muss entsprechend hart bestraft werden.

Ist Hoffenheims Verhaltenweise fahrlässig?

Ja. Jeder Spieler, jeder Trainer, jeder Betreuer wird penibel über die Regeln bei Dopingtests unterrichtet. Das Prozedere in der Bundesliga unterscheidet sich nicht von dem in der zweiten oder dritten Liga. Für Hoffenheim also in dieser Saison kein Neuland.

Besser als die Liga-Klubs? Jetzt eigenes Team Gründen und in Goalunited antreten