Kloppo schweigt und Kloppo schwärmt

Von Daniel Börlein
Jürgen Klopp
© Getty

Böse Klatsche für den FC Bayern München gegen Werder Bremen, heftige Packung für Borussia Dortmund in Hoffenheim und eine deutliche Pleite für den Hamburger SV beim VfL Wolfsburg. Der 5. Spieltag hatte das und einiges mehr zu bieten.

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Ob eine Lobeshymne auf Mario Gomez, unbesiegbare Wölfe, seltsame Ansichten von Friedhelm Funkel oder Bayers Lehrbuch-Pressing, SPOX hat die Highlights des Spieltags zusammengefasst. Das Liga-Zapping:

1899 Hoffenheim - Borussia Dortmund 4:1: Auf lautstarke Anweisungen hatte Jürgen Klopp bereits nach fünf Minuten keine Lust mehr, auch auf wilde Gesten verzichtete der BVB-Coach bereits recht früh. Der Dortmunder Übungsleiter zog sich vielmehr schweigend auf seinen Platz auf der Borussen-Bank zurück und staunte über die Lehrstunde, die der Aufsteiger seinen Mannen da gerade erteilte.

Und womöglich genoss Fußball-Ästhet und Taktik-Liebhaber Klopp das, was Hoffenheim aufs Spielfeld zauberte gar ein wenig. Denn hinterher schwärmte der 41-Jährige von einem "sehr guten Gegner" und erklärte: "So wie Hoffenheim heute gespielt hat, so sieht System-Fußball aus."

VfL Wolfsburg - Hamburger SV 3:0: Neben Tabellenführer Schalke sind die Wölfe nun die einzige noch ungeschlagene Mannschaft der Liga. Dass es vorne recht gut klappt, bewies der VfL bereits in den ersten Partien, dass die Magath-Elf aber auch hinten den Laden im Griff hat, war eine Premiere.

Und das lag in erster Linie am neuen und gleich perfekt harmonierenden Innenverteidiger-Duo Barzagli und Madlung. Letzterer stand erstmals in dieser Saison in der Startelf, räumte hinten alles ab und schlug vorne auch gleich zu.

Hamburgs Startelf-Debütant Alex Silva erwischte hingegen keinen guten Tag und ging mit dem Rest der Mannschaft unter. Der Brasilianer war übrigens der einzige von sechs Neuzugängen, der von Coach Martin Jol für die erste Elf nominiert wurde.

VfB Stuttgart - Karlsruher SC 3:1: Viel war vor dem Spiel über das Duell Mario Gomez gegen Maik Franz gesprochen worden. Nachher muss man eigentlich nur über den Stuttgarter Angreifer sprechen. Denn der präsentierte sich ganz stark, war viel unterwegs, kämpfte unermüdlich und glänzte als Torschütze und Vorbereiter.

Seine Kritiker ließ Gomez hinterher wissen: "Ich hab gesagt, ich bleib ruhig, ich gebe weiter Gas. Es wird jeder Spieler eine Phase haben, wo er nicht trifft. Ich fühle mich gut, ich fühle mich wohl - da kommen die Tore wieder."

DFB-Sportdirektor Matthias Sammer zeigte sich bei Premiere angetan von Gomez: "Er ist ein absoluter Topstürmer. Seine Aussagen sind wohlüberlegt. Er reift immer mehr zur Persönlichkeit, wir sollten absolut stolz sein, dass wir ihn in Deutschland haben."

Bayern München - Werder Bremen 2:5: Fünf Gegentore kassierten die Bayern zu Hause zuletzt 1976, damals mit Uli Hoeneß auf dem Platz. Dieses Mal erlebte der Bayern-Manager das Debakel von der Bank aus mit - und wollte hinterher nichts sagen.

Nichts leisten wollten vorher hingegen seine Profis. Beispiele gefällig? Martin Demichelis, sonst zuverlässiger Abwehrchef, gewann nur schwache 33 Prozent seiner Zweikämpfe. Oder Michael Rensing. Der hoch gelobte Kahn-Nachfolger bekam fünf Schüsse aufs Tor - alle drin, und ganz sicher nicht alle unhaltbar. Ohne Worte auch die Leistung von Lukas Podolski. Und und und...

Ganz anders die Bremer und eigentlich auch ganz anders, wie Werder für gewöhnlich seine Spiele zu gewinnen pflegt. Zwar lässt das Ergebnis einen typischen Bremer Erfolg vermuten, doch dieses Mal lief's eben ganz und gar nicht Werder-like. Die Schaaf-Elf überließ Bayern die Initiative, kontrollierte das Mittelfeld, statt pausenlos anzurennen, stand hinten sicher und nutzte vorne die Chancen eiskalt. Hier geht's zur SPOX-Analyse 

Energie Cottbus - VfL Bochum 1:1: Ein Knaller war das Kellerduell freilich nicht, einiges her gab die Partie dennoch. Zum Beispiel den ersten Bundesliga-Treffer für die Lausitzer nach 468 Minuten (Torschütze: Sörensen). Oder das erste Auswärtstor der Saison durch Antar Yahia, der übrigens auch seinen vierten Treffer im VfL-Trikot mit dem Kopf erzielte. Oder 35 geahndete Foulspiele allein in Durchgang eins. Nichts zu meckern also.

Zudem gab's eine durchaus gelungene Systemumstellung - von 4-2-3-1 auf 4-4-2 - bei Cottbus und für Bochums Coach Marcel Koller die Erkenntnis, dass "die Bundesliga jede Woche für eine Überraschung gut ist" und sein Team deshalb gegen die drei nächsten Gegner "HSV, Leverkusen und Bayern nicht verlieren muss."

Schalke 04 - Eintracht Frankfurt 1:0: Eine halbe Stunde lang tat die Eintracht kaum etwas für die Offensive, hielt aber immerhin hinten den Laden dicht. Dann hing sich Chris im Mittelfeld an Westermanns Fersen, ließ sich auch durch einen kurzen Wischer des Schalkers nicht abschütteln und streckte den Knappen anschließend selbst per Ellbogencheck nieder. Klare Sache: Rote Karte.

Völlig zu recht, wie auch Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen feststellte: "Wer schlägt, fliegt vom Platz." Sein Trainer Friedhelm Funkel hatte eine ganz andere, exklusive Meinung. "Ich bin fest davon überzeugt, wenn das Spiel in England gewesen wäre oder wenn Schiedsrichter Fandel international gepfiffen hätte, dann hätte er gar nicht gepfiffen. Obwohl der Ellbogen raus geht, war es keine Absicht. Das war nicht rotwürdig."

Arminia Bielefeld - 1. FC Köln 2:0: Von einem ganz wichtigen Spiel hatte Christoph Daum vor der Partie gesprochen. Deshalb müsse man das Ganze mit der nötigen Einstellung angehen, so der FC-Coach. Die "nötige Einstellung" legten allerdings in erster Linie die Gastgeber an den Tag, während Daums Mannen eher durch unnötige Kabinettsstückchen (Wome) oder Unkonzentriertheiten (Mondragon) auffielen.

Die Folge: Köln kassierte die zweite Zu-Null-Niederlage in Folge und Bielefeld schaffte den ersten Sieg der Saison. In die Torschützenliste trug sich natürlich auch wieder Artur Wichniarek ein, der nun fünf der sieben Bielefelder Tore erzielte, bei seinem Heber zum 2:0 ganz viel Ballgefühl bewies und für seine Treffsicherheit einen simplen Grund weiß: "Weil ich einfach gut bin."

Borussia Mönchengladbach - Hertha BSC Berlin 0:1: Das Debüt von Michael Bradley - ganz schwach. Die Rückkehr von Oliver Neuville - ohne Erfolg. Alex Voigt erstmals in der Startelf - völlig wirkungslos. Fünftes Saisonspiel - zwölfter Gegentreffer.

Macht: Gladbach ist ein Abstiegskandidat - allerspätestens seit heute. Die Borussia selbst muss das allerdings erst noch erkennen. Oder wie sonst ist zu erklären, dass die Fohlen in dieser so wichtigen Partie ohne Gelbe Karte auskamen.

Bayer Leverkusen - Hannover 96 4:0: Kaum war der Anpfiff ertönt, da fiel Bayer in geradezu bemitleidenswerter Art und Weise über die Gäste her. Pressing fürs Lehrbuch betrieb die Elf von Trainer Bruno Labbadia, ließ Hannover so vom Anpfiff weg nicht den Hauch einer Chance und dadurch ganz nebenbei auch nicht zu, dass die eigene, zuletzt so verwundbare Defensive in Bedrängnis geriet.

Die Folge: Helmes münzte die taktische Überlegenheit in Tore um. Und: Hannovers Robert Enke war hernach komplett bedient. Schon auch verständlich, schließlich ist Enke nun endlich Nationalkeeper, bekommt aber in Hannover regelmäßig die Hütte voll.

Tabelle und Ergebnisse im Überblick