Luftikus am Neuanfang

Von Andreas Lehner / Stefan Rommel
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© Getty

Claudio Pizarro ist zurück beim SV Werder Bremen. In der Bundesliga-Partie gegen den FC Schalke 04 spielte er von Beginn an. Der Transfer hat aber auch ein paar Ecken und Kanten - für Pizarro und für Werder Bremen.

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München - In München hätten sie am Ende fast geweint, so hieß es. Die Klub-Besitzer, die Claudio Miguel Pizarro Bosio (zum Steckbrief) samt Anhang nur zu gerne die Tür offen hielten. 

Zwischen 2001 und 2007 spielte der Peruaner für die Bayern und holte in Meisterschaft, DFB-Pokal und Weltpokal insgesamt sieben Titel.

Eine selige Zeit - wären da nicht ein paar private Ausrutscher gewesen. Der Boulevard hatte seinen Spaß am Luftikus, die Klubführung das ein oder andere Mal Stress.

160.000 Euro pro Partie

Als dann Pizarros Vertrag auslief und es an die Verhandlungen ging, wurden die Bosse richtig sauer. Von frech bis unverschämt reichten die Kommentare zu Pizzaros Gehaltsforderungen. Am Ende nahmen es die Bayern nur noch mit beißender Ironie hin.

In der Zwischenzeit hatte Jose Mourinho gelockt, und Pizarro erlag dem süßen Ruf von noch mehr Geld. Mehr als vier Millionen Euro verdiente Pizarro angeblich beim FC Chelsea.

Legt man seinen Jahresverdienst auf die Anzahl seiner absolvierten Spiele um - es waren insgesamt nur 25 -, kommt man auf 160.000 Euro pro Partie. Kein schlechtes Salär für die Nummer 14 oder 15 im Team.

 Video: Claudio Pizarro will Titel mit Werder

In London nur Bankdrücker

Ein Jahr lang klebte Pizarro förmlich auf der harten Auswechselbank des FC Chelsea. Nach seinem Blitzstart mit einem Tor im ersten Ligaspiel gegen Birmingham City wurde es ruhig um den Peruaner.

Sein Mentor Mourinho musste nur vier Wochen später gehen, Nachfolger Avram Grant hatte für Pizarro kaum noch Bedarf. "Er hatte bei Chelsea das Problem, dass Mourinho ihn geholt hat und dann ein Trainerwechsel stattfand", erklärt sein ehemaliger Teamkollege und Premiere-Experte Marco Bode im Gespräch mit SPOX.

Unterm Strich steht ein verlorenes Jahr für Pizarro. Da traf es sich gut, dass Werder Bremen erfolglos nach einem Angreifer Ausschau gehalten hatte und sein Name in Bremen immer noch einen sehr guten Klang hat.

Deal mit Ecken und Kanten

Nach einigen Absagen, unter anderem vom Bolivianer Marcelo Moreno, der den Bremern quasi im letzten Moment noch vom Finanz-Adel aus Donezk weggekauft wurde, erinnerten sich Klaus Allofs und Thomas Schaaf an einen ihrer ersten gemeinsamen Transfers vor neun Jahren und holten Pizza zurück.

Rund 1,5 Millionen Euro Leihgebühr stehen im Raum, der FC Chelsea beteiligt sich sogar noch großzügig am üppigen Gehalt. Auf den ersten Blick ein gutes Geschäft für die Bremer. Der Deal hat aber auch ein paar Ecken und Kanten.

Werder in der Zwickmühle

Der Kontrakt läuft nur über ein Jahr, ohne Option auf eine Weiterverpflichtung oder einen Kauf. Das ist ungewöhnlich und sieht nach Lückenfüller aus. Nach Lückenfüller, der noch nicht mal erste Wahl war.

"Bremen hat zumindest kurzfristig für dieses Jahr eine tolle Option. Auf der anderen Seite, war ein größerer Transfer finanziell wohl nicht umsetzbar", vermutet Bode, der dann aber auch gleich ein Problem auf Werder zukommen sieht:

"Was passiert, wenn er gut spielt? Dann wird er richtig teuer. Bremen steckt in einer Zwickmühle. Denn Claudio hat in München und in London deutlich mehr Geld verdient. Insofern glaube ich auch, dass Werder sich in diesem Jahr auf dem Transfermarkt umschauen wird."

Wie ist Pizarro in Form?

Und es könnte noch ein anderes Problem geben. Als Pizarro 1999 aus Lima nach Bremen wechselte, kannte ihn niemand. Keiner wusste, was von diesem 19-Jährigen zu halten sei, was er kann, wie er tickt.

Neun Jahre später wissen die Bremer sehr gut, was er zu leisten imstande ist. Aber was er im Moment kann, wissen sie wieder nicht. In London war es am Ende sehr ruhig um ihn geworden, gespielt hat er kaum noch.

"Ich habe aber aus Bremen schon gehört, dass er im Training sofort präsent war und er einen sehr guten Eindruck macht", glaubt Bode an einen guten Start.